Models

Berufsverband für Models: Interview mit Nicole Jarchow vom Verband Barfuss

Fotos: Nicole Jarchow - Modelberufsverband Barfuss

Das ehemalige Model, Nicole Jarchow, gründete 2010 den ersten Berufsverband für Models „Barfuss“. Wir haben uns mit der Präsidentin des Verbandes über die Hintergründe und das Modelbusiness in einem Interview ausgetauscht.

Die Ausgangssituation
In den letzten Jahren ist der Bedarf an authentischen Werbetypen gestiegen. Die Best-Ager-Models sind gefragt wie je zuvor. Die neuen Medien stellen alternative und einfache Möglichkeiten bereit, Models zu buchen: Internetportale bieten Auftraggebern die Möglichkeit, Models direkt aus dem Netz zu casten. Und überall wird man medienwirksam auf Modelwettbewerbe aufmerksam gemacht. Anscheinend war es nie so einfach, den Einstieg ins Modebusiness zu finden.

Preisdumping hat inzwischen auch die Modelbranche erreicht. Der Traumberuf Modeln entwickelt sich somit zum Volkssport. Als Folge davon steigt die Zahl der neugegründeten Modelagenturen exorbitant, wobei das Niveau von Fachkompetenz und Berufsausübung stark sinkt. Unprofessionelle und unseriöse Anbieter, die oftmals nicht auf den ersten Blick als „schwarze Schafe“ zu erkennen sind, lauern bei fast jedem Klick im Netz auf ihre Opfer. Andererseits hat jedermann die Möglichkeit, sich als Model zu bezeichnen, da „Model“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Dies macht sich wiederum in mangelnder Fachkompetenz bei Models hinsichtlich der Marktanforderungen bemerkbar. Darüber hinaus ist der Modelberuf immer mehr übersät mit den unterschiedlichsten Klischees und der soziale Umgang mit Models oft erschreckend.

So hat sich in der Öffentlichkeit ein einseitiges Image gegenüber den Models entwickelt, welches von Naivität, exzessiven Partys oder gar Drogenkonsum spricht. Dadurch entsteht eine verzerrte Wahrnehmung des Berufsbildes; auch dann, wenn viele Newcomer meinen, bald entdeckt und somit reich und berühmt zu werden.
Magerwahn, schlechte Zahlungsmoral der Agenturen, Arbeiten ohne Pausen, harter Umgangston und gar sexuelle Belästigung. All dies sind die Schattenseiten in der Welt des Modelbusiness, des Glamours. Nicht selten werden Models bei ihrer aktiven Berufsausübung nur noch auf ihr äusseres Erscheinungsbild reduziert und als „Ware Mensch“ betrachtet; ein Vorgehen, das schon lang nicht mehr zeitgemäss ist. Ferner ist immer wieder mangelnde Transparenz bezüglich Rechten, Gagen oder Buchungsbedingungen gegenüber Models und Werbetypen auffallend. Aus dieser Realität heraus hat sich der Berufsverband „Barfuss“ die Aufgabe gesetzt, sich für ein faires Modelbusiness einzusetzen, die in den Verbandszielen festgelegt wurden.

Was macht der Model-Berufsverband Barfuss?

• Aufklärung und herstellen von Transparenz bezüglich der Berufsausübung.
• Entwicklung, Etablierung und Sicherung von Richtlinien & Mindeststandards.
• Wahrung der Berufs-Ethik und Stärkung der Modelkultur.
• Unterhalt einer Anlaufstelle und Mediation für Models und deren Sorgen.
• Förderung der Kollegialität unter Berufskolleginnen und Berufskollegen.
• Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege.
• Einbindung in Netzwerke und Ermöglichung von Erfahrungsaustausch.
• Barfuss ist offizieller Vertreter der Modelbranche und Ansprechpartner für Belange des Modelbusiness.
• Er erbringt Dienstleistungen zum Nutzen seiner Mitglieder, sowie weiterer Berufsgruppen.
Wer kann dort Mitglied werden und was kostet es?
Mitglied werden können Berufsinteressierte, Newcomer, Models im Business mit und ohne Modelagentur zu einem Jahresbeitrag von 77,- Schweizer Franken.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen? Sind oder waren Sie selbst Model und basiert die Idee auf eigenen Erfahrungen?
Ich habe selber als Model in Deutschland gearbeitet und führte über 10 Jahre eine Modelagentur in Berlin. Ich kenne also beide Perspektiven und wie sich der Markt im Laufe der Zeit verändert hat. Ich habe immer schon die Notwendigkeit eines Verbandes gesehen und hätte mir damals so einen Verband für Models gewünscht. Ich möchte mich sinnvoll zum Wohle der Modelbranche engagieren.
Was sind die größten Fallstricke auf dem Weg ins Modelbusiness?
• Unrealistische Vorstellungen bezüglich des Berufsbildes
• Unrealistische Selbsteinschätzung bezüglich Berufsausübung
• Falsche Wahl des Managements
• Falsche Strategiewahl bezüglich finanzieller Investitionen
Wie gehe ich am besten vor, wenn ich Model werden möchte?
Strategien, um die geeignete Agentur zu finden
• Ist die Agentur im nationalen oder internationalen Business tätig?
• Baut die Agentur auch Models auf? Oder führt sie ein reines Vermittlungsgeschäft?
• Zählt die Agentur zu den führenden, klassischen Modelagenturen?
• Entwickelt die Agentur für Dich eine individuelle und marktgerechte Aufbaustrategie?
• Hast Du einen eigenen Booker der Dich betreut?
• Welche Kunden hat die Agentur?
• Ist die Agentur einem Fachverband/Berufsverband angeschlossen?
• Verlangt man Geld von Dir?
• Nimmt man sich Zeit für Dich und Deine Fragen?
• Wie präsentiert die Agentur ihre Models? (Internet, Sed-Card, Book)
• Bietet Dir die Agentur die Kunden und Auftragsbereiche, in denen Du arbeiten möchtest?
• Ist der Vertrag, den man Dir anbietet fair?
• Lässt man Dir Zeit, diesen Vertrag zu prüfen?
Wie erkenne ich schwarze Schafe und wie kann ich mich vor Betrügern schützen?
Es gibt mittlerweile eine Grauzone und unterschiedliche Arbeitsweisen der Modelagenturen.
Deshalb kann man auf den ersten Blick nicht immer behaupten, dass eine Modelagentur unseriös bzw. nicht fair mit dem Model umgeht. Die Richtlinien und Wertenormen vom Barfuss Berufsverband für Models unterstützen den Betroffenen, bei seinen Entscheidungsprozessen, um selbst zu entscheiden, welche Massnahmen zum Karrierekick verhelfen.
Vielen Dank für das Interview!
Wer mehr über den Berufsverband für Models erfahren möchte, findet alles Wissenswerte auf modelberufsverband.ch.

No votes yet.
Please wait...

Das könnte dir auch gefallen

Keine Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.