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Diana Gabaldon – Die geliehene Zeit

„Hodie mihi cras tibi“, lautete die Inschrift. „Sic transit gloria mundi“. Heute ich, morgen du. So vergeht der Ruhm der Welt.

geliehenezeit
Der zweite Teil der Highland-Saga hat mich erstmal geschockt. Der Leser erfährt, dass Claire wieder zurückgekehrt ist. Sie ist Ende 40, hat eine erwachsene Tochter, lebt in Amerika und ist Ärztin. Jamie ist im Schlachtfeld vor 20 Jahren umgekommen.
Ich war pappsatt und habe das Buch eigentlich sofort wegpacken wollen.
Aber nach für nach wurde einem bewusst, dass diese Geschichte nur die Rahmenhandlung bildet.
Claire ist nach Schottland zurückgekehrt, um ihrer Tochter Brianna die Wahrheit über ihren Vater und dem unheimlichen Steinkreis Craig na dunh zu erzählen.

Die eigentliche, „richtige“ Geschichte beginnt dann fast an der gleichen Stelle, in der sie in Feuer und Stein aufhörte.
Jamie und Claire beschließen in Frankreich zu bleiben und sich in das bevorstehende geschichtliche Ereignis, den gescheiterten Unabhängigkeitskrieg Schottlands und die Schlacht in Culloden einzumischen. Sie wollen verhindern, dass Prinz Charles die nötigen Finanzen für seinen Aufstand auftreibt.
Die Katastrophe lässt nicht lange auf sich warten. Was sie auch versuchen, sie können den Lauf der Geschichte nicht verändern.

In diesem Roman steckt viel mehr, als im ersten Teil. Nicht mehr Spannung oder mehr Qualität, sondern mehr Inhalt und Abwechslung. Wir sind in Paris, leben in der feinen Gesellschaft, machen Bekanntschaft mit dem König und besuchen den Hof von Versailles. Wir sind auch wieder unterwegs in der wilden Natur, zuhause in Lallybroch, später in Edinburgh und auf dem Schlachtfeld. Die historischen Ereignisse stehen absolut im Vordergrund, gefolgt von Gewalt, Vergewaltigung, Klatsch und Tratsch, Krankheiten, Betrug, Schwangerschaft, Liebe, Kräuter und Magie.
Obwohl Gabaldon es nicht vernachlässigt die Liebe und die Anziehung zwischen Jamie und Claire immer wieder herauszuarbeiten, findet man kaum noch eine ausführliche Sexszene. Und ja, das finde ich schade. 🙂

Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mich die einzelnen geschichtlichen Ereignisse eigentlich nicht die Bohne interessiert haben. Es war langweilig von den Herzogen und Lords zu lesen, von Kaufmännern und dem König – Jakobiten und Rotröcken. Ganz verstanden habe ich es wohl auch nicht; sicher weil ich gänzlich ohne Vorkenntnisse an das Thema Clanherrschaft herangegangen bin.

Je näher die große Schlacht rückte, desto mehr gefiel mir aber der Gedanke mit der Rahmenhandlung, die große Frage warum und wie Claire zurückgekehrt ist und ob sie und Jamie sich am Ende wiederkriegen werden.

Es wäre natürlich interessanter gewesen, wie im ersten Teil, von den frischen Knospen einer heranwachsenden Liebe und von großer Leidenschaft zu lesen. Aber eine solche Story kann man nicht über 7 oder 8 Bände retten, in der jedes Buch auch noch an die 1000 Seiten hat.
Sie hat es also clever gelöst, neue Fäden gesponnen, eine Zweithandlung eingeführt und die Beziehung zwischen Jamie und Claire aufgefrischt bzw. auf eine Ebene gehoben, auf der man sich nicht Daily Soap– Dramaturgie á la Fremdgehen, Entlieben, Anbandeln, Lügen und Co. bedienen muss.

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5 Kommentare

  • Antworten Simone Juni 30, 2009 um 1:34 pm

    Zitat: „Es wäre natürlich interessanter gewesen, wie im ersten Teil, von den frischen Knospen einer heranwachsenden Liebe und von großer Leidenschaft zu lesen.“

    Frau Gabaldon sagt ja auch selber, dass sie eine Reihe über eine Ehe und das Leben eines Ehepaares schreiben will/wollte und nicht nur (wie so oft sonst) nur den Beginn einer Beziehung verarbeitet. 😉 Es erwarten dich meiner Meinung nach noch viele schöne Stunden mit Claire und Jamie.

  • Antworten Kari Juni 30, 2009 um 4:38 pm

    Da kann ich Simone nur zustimmen! Ich LIEBE diese Reihe und nach deiner Rezi hab ich auch wieder Lust bekommen endlich den letzten Band zu lesen, aber leider fehlt mir für so ein dickes Buch momentan die Zeit und ich befürchte, wenn ich erst einmalt mit der Geschichte überClaire und Jamie weiterlese, dann kann ich nicht mehr aufhören ^^

  • Antworten Sonja Juli 1, 2009 um 9:17 pm

    Also, obwohl ich mir eigentlich vorgenomen hatte, die Reihe weiterzulesen, überlege ich es mir jetzt nochmal. Diese ganzen historischen und politischen Zusammenhänge haben mich beim ersten Band ziemlich angeödet, und da der Teil wohl nicht kleiner geworden ist, werde ich dann doch Abstand nehmen. Aber trotzdem danke für die Rezension, immerhin weiß ich jetzt in ungefähr, wie es weitergeht. 🙂

  • Antworten dolcevita Juli 1, 2009 um 10:02 pm

    hi Lilly,
    musste gerade an Maren denken und daran wie grundverschieden ihr seid 🙂 Ich habe diese Outlander-Romane auch in den 90ern verschlungen – d.h. nach Nummer 4 habe ich dann aufgegeben, mittlerweile gibt es ja schon 8. Bin gespannt wie weit du damit kommst.
    LG

  • Antworten Lilly Juli 3, 2009 um 2:39 pm

    musste gerade an Maren denken und daran wie grundverschieden ihr seid

    Huch, wie kommst Du jetzt darauf?
    Weil ich Gabaldon mag und die nicht? Oder weil ich mit den historischen „Fakten“ nichts anfangen konnte und Du vermutest, dass das nach ihrem Geschmack wär?

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