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Christoph Marzi: Lycidas, Lilith, Lumen …

Merkwürdiger Weise hat hier noch niemand die facettenreichen Fantasy-Bücher von Christoph Marzi besprochen, deswegen möchte ich mal damit anfangen und eine Lanze für diese wunderbare Triologie brechen, die eigentlich keine Triologie ist, denn es gibt mittlerweile einen neuen spannenden vierten Teil (Somnia), den ich aber zurzeit noch lese, deswegen kann ich dazu an dieser Stelle noch nichts sagen.

Den Beginn dieser farbenprächtigen Fantasy-Reihe macht Lycidas, das meiner Meinung nach, beste Buch dieser Triologie, das alle Register seines Könnenes zieht, aber auch die anderen beiden Bücher, Lilith und Lumen, glänzen und funkeln und können sich sehen lassen!

Es geht um die kleine Emily Lang, deren Abenteuer in der Uralten Metropole London beginnen, wo sie in einem Waisenhaus unter wahrhaft schlimmsten Bedingungen ihr Dasein fristet. Bis ihr eines Tages eine sprechende, adlige Ratte begegnet. Als ein Werwolf ein Kind aus dem Waisenhaus entführt, muss sie sich auf die Suche nach der Entführten machen. Ein Alchemist nimmt sie unter seine Fittiche. Auch ein Elf und ihre beste Freundin schließen sich der Suche an. Erst allmählich lernt Emily das Geheimnis ihrer Herkunft und der Uralten Metropole London kennen und muss feststellen, dass es um mehr geht, als nur um ein entführtes Kind …

Christoph Marzis Ideen platzen aus allen Nähten und scheinen einer unversiegbaren Quelle zu entspringen. Mir sind selten so farbenprächtige Beschreibungen begegnet, die mich an Charles Dickens und J.K. Rowling erinnern, aber ihre eigene Originalität aufweisen können und keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Christoph Marzi füllt seine Stadt unter der Stadt, sein geliebtes London, mit Wundern und Mythen aus aller Welt an. Luzifer, Seraphim und ägyptische Götter – sie alle geben sich dort ebenso ein Stelldichein wie Elfen, Ratten, Spinnenmenschen, Werwölfe und Golems. Wer hätte gedacht, dass man mit einer geheimen Londoner Undergroundlinie geradewegs in Dantes Hölle fahren kann? Oder dass die Engel am Oxford Circus leben?

Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem sei die Webseite des Heyne Verlages empfohlen, wo man ungeniert in einer Leseprobe stöbern und nach Herzenslust die schönen Cover dieser Fantasyreihe genießen kann. Wären doch alle Cover aus dem Hause Heyne so schön! Ein kurzer Trailer zu den Büchern ist bei dem Hörbuchverlag Audible anzuschauen und macht Lust auf mehr.

Eigentlich fehlt nur noch die Verfilmung dieser Bücher, einer Fantasyreihe, die es mühelos mit den Tintenherz-Klassikern aufnehmen kann und Cornelia Funkes Ideenreichtum regelrecht blass aussehen lässt. Man darf gespannt sein, ob sich irgendwann mal jemand an diesen Stoff heranwagt …

Textquellen: Amazon.de

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13 Kommentare

  • Antworten holly März 25, 2009 um 7:53 pm

    Somnia war für mich eine der größten Enttäuschungen, die ich innerhalb meinen zahlreichen Lieblingsreihen erlebt habe. Die uralte Metropole hätte einfach eine Trilogie bleiben sollen. Somnia wirkte so, als wäre Marzi gezwungen worden, weiterzumachen.

  • Antworten Sternenwanderer März 25, 2009 um 11:44 pm

    … Für meinen Geschmack hat der Autor zuviele Bücher von Neil Gaiman gelesen (Er gibt ja selbst zu, dass „Niemalsland“ ihn inspiriert hat, aber die Handlung teilweise eins zu eins übernehmen…).

  • Antworten Sternenwanderer März 26, 2009 um 12:05 am

    Ich zitiere mal aus einer Rezension, damit man weiß, was ich mit „eins zu eins übernehmen“ meine:

    Die Idee, unterhalb von London existiere eine von magischen Wesen bevölkerte andere Stadt, hat Neil Gaiman in „Niemalsland“ schon lange vor „Lycidas“ in eine Geschichte verpackt – und zwar mit Einfallsreichtum und Witz. Marzi hat nicht nur alles rund um das magische U-Bahn-Netz abgekupfert, sondern auch die wichtigsten Charaktere aus Gaimans Roman einfach „adoptiert“.

    So z.B. Emily Laing, das Waisenkind mit der visionären Gabe, das eine Abart der „Niemalsland“-Figur Door ist. Beide sind nobler Abkunft. Doors Eltern wurden ermordet, Emilys Vater erlitt dieses Schicksal ebenso.

    Mr Fox und Mr Wolf erinnern an Mr Croup und Mr Vandemar. Alle vier sind Jahrhunderte alte Auftragsmörder. Während Wolf/Vandemar dumpf und brutal sind, ziehen Fox/Croup das wohlgewählte Wort vor, ehe sie zur Untat schreiten.

    Lycidas, sprich Lucifer, hat sein Gegenstück im Engel Islington. Beide sitzen in der Verbannung, der Eine, weil er offen gegen Gott rebellierte, der Andere, weil er Atlantis zerstört hatte.

    Madame Snowhitepink vulgo Lilith, die wunderschöne Dämonin mit dem Hass auf Kinder, ist eine Adaption von Gaimans verführerischer Lamia.

    Lucia del Fuego, eine Jägerin im Dienste der Black Friars-Mönche, entspricht der Jägerin Hunter.

    Der blasierte Elf Maurice Micklewhite und sein Mitstreiter, der Alchemist Wittgenstein, sind in vielen Zügen ebenfalls nur Abbilder des Marquis de Carabas und seines Freundes Old Bailey.

    Man sieht aus dieser Gegenüberstellung: Idee: Gaiman, Recycling: Marzi

    Was bleibt von „Lycidas“ also übrig? So schlimm es ist: weitere fremde Ideen. Liliths literarische Beschreibung z.B. wurzelt tief in Kabbala und Talmud. Da gibt es wenig Eigenständiges. Meyrinks Golem feiert bei Marzi als Jack the Ripper seinen Auftritt. Die verfeindeten Adelshäuser Manderley und Mushroom, deren Fehde nur durch eine Heirat zu beenden wäre, ja, die gemahnen stark an Shakespeares „Romeo and Juliet“, wo sie Montagu und Capulet heißen. Nicht zu vergessen: die Anleihen, die Christoph Marzi bei Charles Dickens nimmt.

    Es hat mich so geärgert, als ich damals beide Bücher – sowohl „Neverwhere“ /“American Gods“ (Die Idee mit Anubis…) und „Lycidas“ – fast parallel gelesen habe und mich fragen musste, warum jemand die guten Gaiman-Ideen in eine schlechte, stilistisch missratene (für mich ;=)) Geschichte packen muss…

  • Antworten holly März 26, 2009 um 3:07 pm

    Vielleicht sollte ich Neverwhere doch langsam mal lesen, das steht seit Monaten in meinem Regal und wartet geduldig ^^

  • Antworten Kirsten März 26, 2009 um 4:38 pm

    Die Geschmäcker sind verschieden. Ich bin bei Somnia auf Seite 130 und finde es bisher großartig und bin glücklich und dankbar, dass Marzi nicht nach Lumen aufgehört hat. Ginge es nach mir, dürfte es gerne noch weitere Bände dieser wundervollen Fantasy-Reihe geben. Dass Marzi sich durchaus hier und da Anleihen nimmt, u.a. bei Charles Dickens, schreibt er ja selbst, da sehe ich aber kein Problem. Das Ganze macht er so offensichtlich, dass er in diesem Autor (unter anderem ihm und anderen Schriftstellern wie auch Mark Twain) eher eine Hommage erwaist, indem er Namen ihrer Figuren verwendet. In Somnia heißt einer Jonathan Sawyer und wird Jake Sawyer gennannt. Das ist für mich keine Abkupferung – da wäre Marzi ja wirklich ziemlich blöd, wenn er das so offensichtlich machen würde -, für mich ist das eine Hommage.

  • Antworten Katha März 26, 2009 um 5:23 pm

    Mir hat die Reihe sehr gut gefallen. Lumen ist übrigens mein Lieblingsband!
    Somnia hatte mir auch richtig gut gefallen, auch wenn ich die vorigen Bände noch einen Tick besser fand.

  • Antworten Emily März 26, 2009 um 9:14 pm

    Die ersten drei Bände habe ich geliebt, Somnia hat mich allerdings auch leicht enttäuscht. Von mir aus hätte die Trilogie nach Lumen gerne enden können.

    Die Anleihen aus anderen Geschichten haben mich nie gestört, da Christoph auf fantastische Art und Weise etwas neues daraus strickt. Es war auch immer sehr interessant in den Leserunden mit ihm zu erfahren, wo all die Ideen her sind.

  • Antworten drwatson32 April 21, 2009 um 12:40 am

    Natürlich macht Marzi viele Anleihen bei Neil Gaiman. Aber das tut er auch bei Conan Doyle, bei Bram Stoker, bei Baudelaire und bei sehr vielen anderen. Und auch wenn man oberflächlich die Figuren aus „Niemalsland“ wiederfindet, ist doch die Story eine ganz eigene. Es macht (für mich) gerade den Witz aus, alle adaptierten Erzählstränge zu finden und deren Story von einer ganz anderen Seite zu sehen…
    Wer die Bücher noch nicht kennt, sollte sich nicht abschrecken lassen!
    Auch „Somnia“, der vierte Band, ist lesenswert, wenn auch der Reiz des neuen etwas abgeklungen ist. Was sicherlich viele Fans enttäuscht, ist der weitgehende Verzicht auf die bisherigen Hauptpersonen Emily und Wittgenstein.

    Wer übrigens solche Stories liebt, sollte einmal China Mievilles „UnLonDun“ versuchen!

  • Antworten ötze Mai 23, 2009 um 12:59 pm

    schonmal was von mashup kultur gehört?
    ideen die schonmal da waren in einer neuen, zeitgenössischen art und weise zu gestalten?

    wenn du das buch gelesen hast, dann müsstest du wissen, dass das buch eigentlich auch ziemlich offen damit umgeht ständig auf sachen anzuspielen, die so schonmal passiert sind.

    ein hammer hammer hammer hammer geiles buch das locker auf einer stufe mit harry potter zu halten ist. auch wenn harry potter vieleicht was eigenes ist.. oder gabs vorher schon bücher über zauberlehrlinge? ist harry potter vieleicht eine adaption von diesem mickey maus film, wo mickey als zauberhelfer in einem schloss ist und den boden wischen muss? nein.. denn harry potter ist natürlich viel mehr als das. (okayokay war nen lahmer vergleich:p)

    hat jemand eine ahnung was die bibel ist? auch nur eine adaption von geschichten und erzählungen die so in der form schon jahrhunderte und jahrtausende früher gab. die flut, wiederauferstehung jesu;), könnte man wunderbar fortsetzen die liste

  • Antworten Twoflowers Juni 23, 2009 um 7:30 pm

    „(…)ein hammer hammer hammer hammer geiles buch das locker auf einer stufe mit harry potter zu halten ist. auch wenn harry potter vieleicht was eigenes ist.. oder gabs vorher schon bücher über zauberlehrlinge? ist harry potter vieleicht eine adaption von diesem mickey maus film, wo mickey als zauberhelfer in einem schloss ist und den boden wischen muss? nein.. denn harry potter ist natürlich viel mehr als das. (okayokay war nen lahmer vergleich:p)(…)“

    Lustig, dass du in dem zusammenhang J.K. Rowling erwähnst:

    http://en.wikipedia.org/wiki/The_books_of_magic *hust, hust*. Nunja, auch das hat Neil Gaiman nicht gestört, da hat er sicher auch Christoph Marzi verziehen 🙂

  • Antworten jemandanderes August 25, 2009 um 3:03 pm

    es geht ja in lycidas etc darum die vielen verschiedenen historischen bücher anders ausgelegt darzustellen und “wirklichkeit“ werden zu lassen…die kleine miss laing findet ja heraus das das alles nicht nur märchen sondern wahrheiten sind und worte die welt sind…man also nur zwischen den zeilen lesen muss
    …es hat also nichts mit “abkupfern“ zu tun sondern es ist eine art der schreibweise alte vergessene sachen neu gestaltet zusammenzufassen
    für mich war es das beste an dem buch immer wieder überrascht zu werden wie viele verschiedene bücher, geschichten, lacations, etc er reingebracht hat. von verschiedenen auslegungen der biebel bis zum oxford circus und der underground bahn in london

  • Antworten Lunatika November 15, 2010 um 9:46 pm

    Seit wann ist es denn eine Kunst, bereits bestehende Literatur zusammenzufassen und in neuem Gewand als neuen Roman zu verkaufen?!
    Ich habe die Marzi-Trilogie wirklich mit Genuß gelesen, sowohl die Geschichte als auch den ganz eigenen literarischen Stil fand ich sehr ansprechend. Als mich dann ein Freund darauf hinwies, daß es diese Geschichte bereits als „Niemalsland“ von Neil Gaiman gab, mochte ich ihm erst nicht recht glauben. Sicher, Marzi hat die Geschichte enorm erweitert, und wie gesagt auch stilistisch durchaus verbessert meiner Meinung nach, aber trotzdem mußte ich erstaunt feststellen, daß der allergrößte Teil wirklich nicht von Marzi selbst stammt. Schade, daß ein Autor, der eigentlich doch sehr begabt zu sein scheint, auf die Ideen anderer Autoren zurückgreifen muß…

  • Antworten saby Dezember 7, 2010 um 8:35 pm

    Ich bin ein großer Fan von Marzi – ich liebe seine Bücher!
    Doch bin ich jetzt etwas enttäuscht zu sehen, dass er die Ideen für Lycidas & Co. von Gaiman „übernommen“ hat…
    schade schade schade
    Ich mag beide Autoren sehr, sehr gerne, aber jetzt zeigt sich, wer der größere Genius der beiden ist…

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