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Jürgen Domian – Der Tag, an dem die Sonne verschwand

Nachdem ich mich von Eine wie Alaska noch immer nicht so ganz erholt habe, fand ich auf der Suche nach einem ungelesen Buch – bei mir herrscht da ziemliches Chaos – diesen Titel. Ich weiß nicht mehr genau, wo, wann und warum ich es gekauft habe. War es meins? Der Titel klang für mich nicht vielversprechend, aber da sich meine Minibibliothek viele Kilometer entfernt befindet, ging es los.

Ein Mann, Lorenz, wohnt in einer unbenannten Stadt Deutschlands. Mitten im Sommer wird es binnen weniger Stunden kälter, der Himmel ist dicht und komplette Dunkelheit kerrt ein, während draußen Wind und Wetter tobt. Lorenz ist alleine. Kein Mensch, kein Mitbewohner, niemand ist mehr da. Die Straßen und Geschäfte sind leer, die Autos wurden stehengelassen, ja, selbst im Krankenhaus wurden die Kranken „mitgenommen“. Wohin? Niemand weiß es.

Die Lage verschlechtert sich, Lorenz traut sich kaum noch aus seiner Wohnung, da Nebel, Dunkelheit und Schnee den Weg schier unmöglich macht. In seiner Einsamkeit redet er mit Igor, einem tibetanischen Kopf, und denkt viel an Marie, seine Ex-Frau. Er macht sich schreckliche Vorwürfe, wurde aber heftig von ihr verletzt und letztendlich verlassen. Das war vor mehreren Jahren.

Jetzt habe ich keine Angst mehr. Vor nichts. Auch nicht vor dem Sterben. Es tut gut, so zu empfinden. Es ist vollkommen ruhig in mir. Ein ganz neues Gefühl! Ich hatte immer so große Angst vor dem Ende. Schon seit meiner Kindheit. Aber jetzt, da ich keine Hoffnung mehr habe (und ich habe nicht mehr die geringste Hoffnung), ist die Angst vor dem Tod und dem Sterben verschwunden.
Wie seltsam.

Die Monate ziehen in seiner Wohnung mit seinen Gedankengängen dahin. Er entschließt sich, zu ihr zu fahren und möchte sterben. Aber soweit kommt er nicht, denn er trifft auf Finn. Ein völlig anderer Mensch, aber die beiden sind sich sofort vertraut, wohl weil es einfach nicht ginge, sich nicht zu verstehen. Sie tauschen intime, private Dinge aus und kommen sich näher – nicht sexuell. Florenz hätte nie gedacht, daß er noch einmal geliebt werden könnte. Diese reine, platonische Freundschaft ist das, was er sein Leben lang so vermisste. Doch auch Finn verschwindet spurlos. Kurz darauf folgt die Sonne mit ihrer Wärme und Lorenz zieht gen Süden – ohne seine Notizen, welche das Buch darstellt.

Für mich waren Lorenz Ausflüge in die Vergangenheit so ziemlich das interessanteste am Buch, da er ansonsten halt nur auf seiner Bude hockt und das Wetter beobachtet – bis es nicht mehr geht. Auch die Gespräche zu seinem Freund Finn sind gut, sie stellen sich Fragen, erfahren viel über den anderen, aber auch über sich.

Zum Autoren muß ich gestehen, daß ich mir da gar keine Gedanken gemacht habe, bis ich das Buch durchlas und ganz hinten ein Bild mit kurzem Text fand. Es handelt sich um diesen Domian, der im Fernsehen mit Leuten, die reden möchten, spricht und Ratschläge gibt, womit er (laut Text) das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Lesenswert ist es sicherlich und einige Kapitel sind wirklich toll, aber häufig kommt es einem so langgezogen vor und man fragt sich, was überhaupt auf den letzten zehn Seiten so stand. Es ist ein guter Durchschnitt und kriegt somit drei Leseratten von mir.

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4 Kommentare

  • Antworten Kirsten Marohn Januar 22, 2009 um 5:15 pm

    … ups, jetzt bin ich selbst reingefallen: Ich dachte, schau an, Lilly findet tatsächlich Zeit, neben den Büchern mit BISS noch etwas anderes zu lesen, aber von wegen: Das ist ja Benoni!
    Hey, Benoni, herzlich willkommen!!!
    Möchtest du Hallo sagen und dich vorstellen?

  • Antworten Benoni Januar 22, 2009 um 6:51 pm

    Danke und hallo zurück 🙂

    Zu mir: Ich lese gerne. Da hört’s auch schon auf. 😉

  • Antworten Lilly Januar 22, 2009 um 11:11 pm

    Hallo Kirsten,

    hinter dem Namen Benoni versteckt sich ein junger Mann, der, wie er selbst schon erwähnte, gern liest.
    Da wir teilweise einen ähnlichen Buchgeschmack haben und uns auch in sonstigen Belangen gut verstehen, habe ich ihm einen Gastaccount eingerichtet.
    Hin und wieder hat man von der entsprechenden Person schon Kommentare unter dem Namen Villsvinbarn gelesen.

  • Antworten Benoni Januar 23, 2009 um 7:12 am

    Schön gesagt. ^^

    Um es etwas dramatisch zu verpacken: Ich bin Seemann, der nichts außer vielen Büchern, einer Kamera, alten Erinnerungen und ein paar kleinen Träume(reie)n hat.
    Ab dem Sommer werde ich beim Rundfunk tätig sein, falls mich das Leben nicht wieder in die Ferne hinaustreibt. 😉

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