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Wo gibt es denn so was? Verlag sucht Autoren

[Trigami-Review]

Ein Verlag sucht Autoren. Ja, so unglaubwürdig das auch klingt, es ist wirklich wahr. Normalerweise versinken Verlagshäuser ja nur so in Anfragen, und viele Titel werden gleich anhand oberflächlicher Kriterien aussortiert. Hier stimmt die Formatierung nicht, dort gibt es kein ansprechendes Expose – und zack, weg damit. Auch wenn alles stimmt und man quasi der geborene Autor ist, kommt eine Veröffentlichung einem Sechser im Lotto gleich. Denn in den meisten Fällen wird nicht nach Qualität ausgewählt, sondern anhand von merkwürdigen Kriterien, von denen man glaubt, die breite Masse würde darauf anspringen. Viele finden das zwar super nervig, besonders wenn man mit x Büchern des gleichen Themas bombardiert wird (Stichwort Vampire, Feen und Co.), aber gut, das ist jetzt ein anderes Thema.

Zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Beim Wagner Verlag ist das alles anders. Dort sitzt niemand mit strengem Blick und sortiert tolle und mühsam entstandene Manuskripte aus, nur weil man glaubt, den Markt wirklich gut zu kennen. Dort haben auch unbekannte Autoren die Möglichkeit, ein Buch herauszubringen und sich einer breiteren Masse vorzustellen.

Ihr ahnt es schon: Natürlich macht der Verlag das alles nicht aus Nächstenliebe; auch dort möchte man Geld verdienen. Und weil man Risiken auf sich nimmt, wenn man den Autoren viele Freiheiten gewährt, bittet man im Gegenzug um eine Risikobeteiligung.

Ganz ehrlich, ich bin kein Fan von Zuschussverlagen und das wissen die meisten meiner Leser. Was mich beim Wagner-Verlag jedoch beeindruckt, ist, dass man direkt auf den Punkt kommt. Anders als bei anderen Verlagen dieser Kategorie tarnt man sich nicht und ist von Anfang an ehrlich. Auf der Internetseite gibt man sogar zu, dass ein größerer Publikumsverlag, bei dem man keinerlei Geld zahlen muss, immer die beste Altnernative ist und man diese auf jeden Fall wahr nehmen sollte. Aber auf 100 Leute die veröffentlichen wollen, kommt trauriger Weise kaum mehr als einer dazu, seinen Traum wirklich in die Tat umzusetzen. Und hier setzen die Leute von Wagner an und sagen selbstbewusst: Wenn ihr trotzdem ein Buch herausgeben möchtet und bereit seid, Geld zu zahlen, dann gibt es niemanden, der besser ist, als wir.

Zwar sind die Kosten je nach Ausstattung und Seitenanzahl des Buches erheblich, dafür bietet man aber eine große Bandbreite. Lektorat, Grafik, Textgestaltung und Druck sind genauso inklusive wie die anschließende Werbung. Das Buch wird Buchhändlern vorgestellt, in bekannten Online-Shops gelistet, es wird Pressearbeit gemacht und sogar das Social Web wird genutzt. Die Autoren haben die Möglichkeit einen Podcast zu erstellen oder eine Präsentationsseite beim Verlag selbst zu gestalten. Man bekommt 30 Freiexemplare zugesandt und darf diese auf Wunsch gern selbst weiterverkaufen. Für alle Bücher, die auf normalem Wege vertrieben wird, erhält man eine Beteiligung von 15 bis 20%. Die Abrechnung hierfür erhält der Autor halbjährlich.

Das Buch wird auf Buchmessen vorgestellt und Profis helfen einem dabei, Lesungen zu organisieren. Das Beste an allem ist jedoch, dass man sein komplettes Geld zurückerhält, sofern man es schafft, 1000 Exemplare zu verkaufen. Das ist doch fair, oder? Der Verlag ist nicht bereit das Risiko eines Schriftstellers zu übernehmen, der, mal übertrieben gesagt, von niemand anderen gewollt wurde (weil man sein Buch für nicht tragfähig hält), aber er bereichert sich auch nicht an ihm, sollte sein Werk doch ein Erfolg werden. Gleiche Bedingungen für beide Seiten.

Obwohl ich ein Fan des Alten bin und häufig dafür plädiere, dass doch bitte schön alles so bleiben sollte, wie es ist, ist es vielleicht an der Zeit umzudenken. Das Internet ist die eigentliche Veröffentlichungsplattform. Es besitzt viel mehr Macht, als Kataloge von Thalia und Hugendubel oder das Werbeplakat von Weiland. Und im Internet sind es nicht die beliebten Verlage, die die größte Aufmerksamkeit der Leser auf sich ziehen. Egal, wie sie sich auch anstrengend, es haftet ihnen ein muffiges „Wir wollen sowieso nur verkaufen“-Etikett an. Hier dominieren die Blogger, die mehr oder weniger unabhängigen Communities und auch die Youtuber. Kurz gesagt: Hier verschieben sich die Machtverhältnisse.

Wenn nun ein einzelner Blogger viel mehr Werbemöglichkeiten hat, als ein mittelgroßer Verlag, warum sollte er sich dann zwangsläufig an diesen Verlag binden? Er ist dann doch nicht mehr abhängig vom Urteil der anderen und kann den Profis beweisen, dass es mehr gibt, als ihre eingefahrenen und konservativen Methoden.

Ich möchte niemandem empfehlen, sich einfach mal so an einen Zuschussverlag zu wenden. Wir sprechen hier immerhin von sehr viel Geld! Damit sich das Ganze lohnen kann, sollte man schon sehr von sich überzeugt sein – und bestenfalls ein Internetprofi mit etwas Bekanntheitsgrad. Aber ich finde es interessant, auch einmal andere Wege zu beleuchten und nicht immer schwarz-weiß zu denken.

Bücher werden mittlerweile von vielen auf Tablepads, Smartphones oder eReadern gelesen. Ich weiß nicht mehr, auf welcher Seite es war, aber ich habe kürzlich einmal eine Seite gefunden, auf der ein Ranking für Literaturseiten erstellt wurde. Ausschlaggebend dafür waren die Besucherzahlen. Und tatsächlich – weit abgeschlagen lagen die offiziellen Seiten vieler Verlage. Im oberen Bereich tummelten sich viele private Webseiten und Blogs. Vielleicht ist es an der Zeit umzudenken, denn da geht sicher noch was!

Wer mehr über den Wagner-Verlag wissen möchte, kommt hier zum Internetauftritt.

Alle Bücher vom Verlag sind dort in einem extra Shop gelistet und können dort auch bestellt werden. Wer möchte kann sich ja auch einmal die Facebook-Seite ansehen oder dieses Video.

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2 Kommentare

  • Antworten Tanya März 18, 2011 um 8:04 pm

    Das ist ja alles schön und gut, dennoch würde ich mich niemals auf diesen Verlag einlassen. Würde mir denn dieser Verlag auch sagen, dass mein Buch nie im Leben verkauft werden kann, wenn ich wirklich grottenschlecht bin? Ich zweifle da schon ein bisschen daran …

    Ja, es mag sein, dass es hart ist überhaupt bei einem anständigen Verlag unterzukommen. Aber lieber bekomme ich nur Absagen, als mich dann in den Ruin zu treiben. x)

  • Antworten Lilly März 23, 2011 um 7:03 pm

    Ja, ich sehe das ähnlich. Ich habe ja auch gesagt, dass mein Text keine Empfehlung sein soll und ich selbst kein Fan dieser Zuschussverlage bin.
    Aber ich finde es fair, dass so ein Verlag direkt sagt, dass er nur mit Unterstützung des Autors agieren kann – erklärt warum und weshalb, die Kosten direkt auflistet und dann noch das Angebot macht, Geld bei genug verkauften Exemplaren zurückzuerstatten.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder, der beim Wagner Verlag veröffentlicht hat, genau wusste, was er tat. Keine Täuschung, keine versteckten Kosten.

    Außerdem muss es meiner Meinung nach mindestens einen solcher Verlage geben. Es würde sonst in der Welt der Literatur doch niemals demokratisch zugehen?! Es ist doch spannend, dass Freigeister und Quereinsteiger solche Vertriebswege haben und nicht nur auf große Publikumsverlage angewiesen sind. Ich freue mich jedenfalls auf den Tag, an dem ein bekannter Blogger Nägeln mit Köpfen macht und seinen ersten Rpman auf diese (oder ähnliche) Weise in die Bestseller-Listen treibt. Damit würde das bisherige Verlagssystem gehörig auf den Kopf gestellt werden.

    Aber sonst schließe ich mich Dir an – ich selbst würde auch lieber gar nicht veröffentlichen, als ein hohes Risiko einzugehen und viel Geld zu zahlen.

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