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Kerstin Gier – Saphirblau

Das Abenteuer von Gideon und Gwendolyn geht weiter. Und wenn ich ehrlich bin, dann fällt es mir zum ersten Mal richtig schwer, den Inhalt eines Romans zusammenzufassen. Zum einen passiert tatsächlich nicht sehr viel Neues, zum anderen möchte ich nichts verraten, was denjenigen, die den ersten Band noch nicht gelesen haben, den Spaß verderben würde.

Grob zusammengefasst lässt sich sagen, dass Gwen einen neuen Freund gewinnt: Xemerius, ein toter Dämon in Form eines steinernen Wasserspeiers, den nur sie sehen kann. Er geht für sie durch Wände und belauscht Gespräche. So erfährt sie zumindest Bruchteile von dem, was ihr niemand verraten möchte. Warum vertraut man ihr nicht? Und warum kann ihr niemand sagen, welche Rolle sie spielt und was passieren wird, wenn das Blut aller Zeitreisenden in den Chronographen eingelesen ist?

Der Roman lässt sich ganz flink in einem Zug durchlesen und sorgt auch für viele Lacher. Er macht einfach Spaß.

Trotzdem…

Aber, das riesige, große Aber: Das ist keine abgeschlossene Geschichte. Es sind eher herausgerissene Kapitel. Denn hierbei handelt es sich nicht wirklich um den zweiten Teil einer Trilogie, sondern nur um den Mittelteil eines Romans. Auch beim ersten Band habe ich mich darüber schon aufgeregt. Dadurch, dass die vorherige Lektüre einige Monate her ist und der zweite Teil wieder mitten in der abrupt abgebrochenen Handlung ansetzt, weiß man erst gar nicht, wo man ist. Man muss sich wieder einlesen, Fäden aufnehmen und sich einen neuen Weg durch Handlung und Charaktere bahnen. Wenn man das geschafft hat und denkt: So, jetzt kann es losgehen, jetzt bin ich drin, hört der Roman schon wieder auf.
Mal wieder werden nur Fragen in den Raum gestellt, ohne dass man auch nur eine sinnvolle Antwort erhält. Quasi mitten in der Handlung kommt dann ein total unpassender Epilog, der auch nur für Verwirrung sorgt.

Ich bin mir sicher, wenn ich die beiden Bücher nicht noch einmal lese, kurz bevor „Smaragdgrün“ erscheinen wird, dann werde ich nichts mehr von den Reimen, der seltsamen Symbolistik, den Machenschaften des Grafs und den Stellungen bei den geheimen Wächtern verstehen.
Ich bin enttäuscht, dass das Ganze so gehandhabt wird. Sicher, mit drei Büchern verdient man mehr Geld, als mit einem. Und im Falle eines eigentlich ganz guten und amüsanten Romans kann man sich auch sicher sein, die Leser gut anzufixen, wenn man quasi an der spannendsten Stelle aufhört. (Ich sehe mich auf jeden Fall schon mit dem dritten Teil in der Hand und ärgere mich in diesem Fall unendlich über meine Neugier.) Aber es ist doch sehr auffällig und schade.

Auch inhaltlich sind mir wieder ein paar Schwachstellen aufgefallen. Das Näherkommen zwischen Gideon und Gwen finde ich überhaupt nicht romantisch. Dafür sind diese Szenen zu kurz abgehandelt, viel, viel zu oberflächlich (immerhin kennen die beiden sich auch erst eine Woche). Zudem hat ihre arrogante Cousine Charlotte, bisher eine Art Antagonistin, Recht. Gwendolyn benimmt sich albern. Man kann zwar über sie lachen, aber ich hätte mir trotzdem hier und da mal etwas Tiefe, Ernsthaftigkeit oder echtes Gefühl gewünscht.
Über ihre beste Freundin Leslie kann man auch hier nur sagen: eine absolute Statistin. Als neue Figur ist Gideons Bruder Raphael dazugekommen. Wozu, kann mir sicher niemand beantworten. Sicher als Vorbereitung für den letzten Teil. In diesem Buch hat er absolut keine Rolle gespielt.

Dass das erste Buch „Rubinrot“ heißt, ist logisch. Gwen ist der Rubin und ihre Entdeckung wurde darin thematisiert. Der Saphir ist ihre Cousine Lucy. Was genau hatte die Fortsetzung nun mit ihr zu tun?

Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Autorin das Zeitparadoxon zumindest diesmal etwas ausufernder thematisiert. Aber Fehlanzeige. Ich hatte dauernd die Fragen wie: Wenn Gwendolyn jeden Tag in die gleiche Zeit elapsieren würde, wäre sie dann mit 20 Abbildern ihrer selbst im Kellerraum eingesperrt? Oder: Warum wusste niemand, dass sie der Rubin war, obwohl sie ihren Großvater in der Vergangenheit besucht und es ihm gesagt hatte?

Fazit

Eine kurzweilige Lektüre mit wenig Tiefgang, dafür aber mit viel Witz, die man sich erst dann gönnen sollte, wenn alle drei Teile günstig bei Ebay zu haben sind.

3sterne


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2 Kommentare

  • Antworten Kirsten März 9, 2010 um 11:13 am

    Das mit der verwirrenden Titelgebung kann ich nachvollziehen. Manchmal habe ich den Eindruck, es werden von den Verlagen Titel vergeben, um eine „Serie“ aufzubauen und einen Wiedererkennungswert zu schaffen, ohne Rücksicht, ob die Titel mit dem Inhalt der Bücher konform gehen. Ich weiß bis heute nicht, warum der dritte Band von Christoph Marzis Lycidas Zyklus „Lumen“ heißt. Der Name kommt meines Wissens nach nicht mal in dem Buch vor und auch sonst fehlt jeglicher Bezug. Lycidas, Lilith und dann kam Lumen, vielleicht weil es sich einfach gut einfügt und mit einem „L“ beginnt. Bei Saphirblau und Rubinrot ist es wohl ähnlich – man hangelt sich einfach durch die Farbskala ;o)

  • Antworten Janine Mai 7, 2010 um 10:49 pm

    Ich denke,dass mit den Namen liegt daran, dass Gwens Cousine, sprich Lucy (Saphir) die wahre Mutter von Gwen ist.
    So viel sei gesagt und dies wurde auch von Kerstin Gier bestätigt.

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