FASHION

A. P. C. wird von L Catterton übernommen

In unseren Breiten kennt man den unabhängig arbeitenden französischen Designer Jean Touitou mit seinem Label A.P.C. vielleicht noch nicht so gut. Die von ihm entworfenen Kleidungsstücke oder Handtaschen gehören eher zum hochpreisigen Segment der Modebranche. Für ein simples T-Shirt mit dem A.P.C.-Logo müsste man etwa Hundert Euro investieren. Ein A.P.C.-Sweatshirt kostst ca. 250 Euro. Das ökologisch engagierte Label ist jedoch bei jungen Leuten bekannt, die gerne in Mode von Luxus-Labels investieren.

Der 1951 in Tunis geborene Franzose Jean Touitou ist als Gründer und Kreativdirektor seines eigenen Labels „Atelier de Production et de Création“ – kurz A.P.C. – bekannt. Seine Eltern waren in Tunis im Ledergeschäft tätigt. Das war möglicherweise auch für den jungen Jean Touitou der Impuls, sich später ebenfalls in der Modebranche seinen Platz zu erkämpfen. Schon 1960 zog seine Familie nach Paris, die Stadt der Mode. Der junge Touitou war damals gerade neun Jahre alt. 

Jean Touitou besuchte zunächst die „École alsacienne“. Später studierte er an der Sorbonne Geschichte und Geografie. Danach bereiste er Südamerika und die Vereinigten Staaten. Die ersten Schritte in die Modewelt tat der junge Mann, als er 1977 beim japanischen Designer Takada Kenzo eine Stelle als Lagerist und Buchhalter annahm. Damals dachte niemand, dass Jean Touitou einmal selbst ein großer Designer werden könnte. Doch der junge Mann hatte Geschäftssinn und besaß Talent. 

1985 wechselte Jean Touitou zum Label „Agnès b.“ und etablierte einen Kontakt zu dem japanischen Designer Irié, der in Paris tätig war. Damit waren die nächsten Schritte zu seinem Plan vollzogen, selbst zum Designer zu werden.

Jean Touitous Weg als Designer in der Modewelt

Mit der Gründung seines eigenen Modelabels A P C im Jahre 1987 startete Jean Touitou selbst als Modedesigner durch. Er entwarf seine erste eigene Herrenkollektion. Im Jahr darauf entschied er, seine Kollektionen zukünftig als Unisex-Mode zu entwerfen. Bis dato hatte er seine Kollektionen nach der Jahreszeit benannt, in der sie erschienen. Nun benannte er alle Kollektionen mit seinem Label A.P.C. 

Als Käuferklientel strebte er modebewusste junge Menschen an. Ein wichtiges Anliegen war ihm, dass sein Label auch durch ökologisches Engagement überzeugt. Als Designer blieb Jean Touitou über 30 Jahre hinweg unabhängig. Seine spätere Frau Judith Touitou arbeitete zunächst als Verkäuferin, später als künstlerische Direktorin in seinem Unternehmen mit. Das Label A.P.C. wurde bald international beachtet. 2016 startete Touitou eine Zusammenarbeit mit der amerikanischen Bekleidungsfirma „Outdoor Voices“, um Sportbekleidung herzustellen. 

Touitous Unternehmen hatte zuletzt 350 Mitarbeiter. Er hatte weltweit 70 Verkaufsstellen seines Labels etabliert. Zuletzt war zu hören, dass er einen finanzstarken Investor für sein Modeunternehmen suchte, um dieses weiter zu entwickeln. In L Catterton fand er nun den gesuchten Partner, der eine Mehrheitsbeteiligung in ungenannter Höhe erwarb. Bis zum Herbst 2023 soll die Übernahme juristisch abgesichert werden.

A.P.C wird von Mehrheitseigner L Catterton übernommen

L Catterton zeichnete sich bereits zu Beginn der Suche als Favorit im Rennen um die finanzielle Partnerschaft mit Jean Touitous Unternehmen ab. Das ist auch kein Wunder. Der Name „L Catterton“ bezeichnet ein weltweit agierendes Private-Equity-Unternehmen, dessen Hauptsitz in den USA liegt. Mit begründet wurde L Catterton durch die LVMH-Gruppe, bekannt als Branchenführer in der Luxus-Industrie. Die LVMH-Gruppe ist ein Zusammenschluss der Marken Louis Vuitton und Moët Hennessy. Das Unternehmen L Catterton gilt als Investment-Arm dieses französischen Luxusimperiums. 

Seit 1989 hat die LHMH-Gruppe zusammen mit seinem Finanzarm L Catterton weltweit in über 250 Marken investiert, um sie bekannte zu machen. Zweiter im Bunde der Mitbegründer und Finanziers von L Catterton ist die französische Familie Arnault. Bernard Arnault ist ein französischer Unternehmer, der seit Ende 2022 als Milliardär Platz eins auf der Liste der reichsten Menschen der Welt besetzt. Er ist als Financier für Unternehmen der Modebranche bekannt. Einer Pressemitteilung vom März dieses Jahres war zu entnehmen, dass die Mehrheitsbeteiligung durch L Catterton das internationale Wachstum der Marke A.P.C. beschleunigen soll. 

Damit hat Jean Touitou nicht nur finanzkräftige Investoren mit einem großen Namen an Land gezogen, sondern auch erfahrene Finanziers, die bereits einen großen Namen in der Modewelt haben. Mit der Erfahrung und dem finanziellen Hintergrund lassen sich große Visionen für die zukünftige Unternehmensentwicklung realisieren.

Wie geht es nach der Übernahme bei A. C. P. weiter?

L Catterton erwarb sich mit diesem Deal zwar eine Mehrheitsbeteiligung am Label A.C.P. Dennoch behalten Jean und Judith Touitou erhebliche Anteile am Unternehmen in eigenen Händen. Zusammen mit L Catteron-Fachleuten werden beide weiterhin definieren, wohin die Reise ihres Labels gehen soll. Beide ließen wissen, dass sie stolz auf ihre gute Arbeit der vergangenen 36 Jahre seien. Sie haben zusammen eine erfolgreiche Marke entwickelt, die weltweite Resonanz und Anklang findet. D

Die Kollaboration mit L Catterton soll ihre Vision für A.P.C. nun weiter entwickeln. Dazu wünschten sich die beiden Label-Inhaber einen finanzstarken Investor, der das entsprechende Know-how für die Modebranche mitbringt. Tatsächlich ist kein besserer Zusammenschluss als der mit L Catterton denkbar, wenn man die internationale Markenentwicklung voranbringen möchte. Der bisherige Anteilseigner, der Investmentfonds Audacia, hatte zwischen 2012 und seinem Ausstieg 2017 nur einen Unternehmensanteil von 10 Prozent gehalten. Dann wurde die Zusammenarbeit einvernehmlich beendet.

Umstrukturierungen und ein Neustart unter optimierten Bedingungen

Es kam infolge des Ausstiegs von Audacia zu Umstrukturierungen im Unternehmen von Jean Touitou. Man trennte sich 2018 wegen operativer Verluste und zu geringer Umsätzen von der Zusammenarbeit mit Vanessa Seward und dem mit ihr gemeinsam weiterentwickelten Label Vanessa Seward. Weder wurden im Zuge der Presseerklärung die Umsätze von A.P.C. offengelegt, noch ist klar, wie viel Geld für den Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an die beiden Touitous geflossen ist. In Frankreich öffentlich zugängliche Daten, die man auswerten kann, ergaben als bestens Geschäftsjahr von A.P.C. das Jahr 2021. 

In diesem Jahr realisierte A.P.C. einen geschätzten Umsatz von 82 Millionen Euro. Laut dem Unternehmen wurden bis zu 80 Prozent dieser Umsätze nicht in Frankreich erwirtschaftet, sondern in den über 100 weltweit betriebenen Stores des Labels im Ausland. Auch die Online-Käufe haben sich nach Unternehmensangaben erheblich verbessert. Online-Verkäufe machen bei A.P.C. mittlerweile fast 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der Einstieg von L Catterton soll A.P.C. neben bereits unterstützten Marken wie Birkenstock oder Ganni international stärker positionieren. L Catterton betreibt 17 Büros auf der ganzen Welt. 

L Catterton soll nun auch dem französischen Label A.P.C. den Sprung in die nächste Umsatzliga ermöglichen. Dabei positioniert sich A.P.C. als gut sichtbare, differenzierte und vor allem mit starkem ökologischem Engagement bekannte Marke. Das Label konnte sich am internationalen Modemarkt behaupten. Es hat eine eigene Identität erarbeitet, die von allen Mitarbeitern vertreten wird. In der Modewelt spielen Authentizität und Eigenständigkeit, erkennbare Klasse und Emotionen eine große Rolle. A.P.C. bringt also beste Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung mit. 

Bei L Catterton freut man sich, dass der Deal mit den Eignern von A.P.C. zustande gekommen ist. Das französische Label hat bereits einen guten Namen. Bei L Catterton sieht man aber noch viel Potenzial für den zukünftigen Ausbau der Marke. Zusammen mit Jean und Judith Touitou will man nun deren Visionen umsetzen, um die Entwicklung der Marke voranzutreiben. Um dem Unternehmen mehr Expertise und Schlagkraft zu verleihen, wurden zwei personelle Veränderungen vorgenommen: Der bisherige Geschäftsführer François-Cyrille de Rendinger wurde zum Präsidenten ernannt. 

Sein bisheriger Stellvertreter Joël Sraer wird die Position des Geschäftsführers übernehmen. Beide verfügen über die notwenige Erfahrung.

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