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5.000 Shops weniger in Großbritannien im Jahr 2024. Welcher Trend steckt dahinter?

Das britische Kaufverhalten wurde über Jahrzehnte durch die großen Einkaufsstraßen und Shopping-Malls geprägt. Diese Einkaufsgewohnheiten der Briten haben sich jedoch während und nach der COVID-19-Pandemie, die zu zahlreichen Änderungen im Kaufverhalten mit sich gebracht hat, grundlegend geändert. Vor allem der technologische Fortschritt führte dazu, dass sich breite Bevölkerungsgruppen stark dem Online-Shopping und dem Online-Einzelhandel zugewandt haben. Die ehemals hochgeschätzten Einzelhandelsgeschäfte, die es in jeder noch so kleinen Straße gab, verschwinden zusehend und dieser Trend hat auch Auswirkungen auf die gesamte Einzelhandelslandschaft im Vereinigten Königreich.

Allein im letzten Jahr haben in Großbritannien fast 5.000 Einzelhandelsgeschäfte ihre Rollläden für immer heruntergelassen. Diese bemerkenswerte Zahl bedeutet, dass im Jahr 2023 von Januar bis Dezember durchschnittlich 14 Geschäfte pro Tag für immer geschlossen haben. Diese Daten gehen aus einem Analysebericht hervor, der von PwC zusammengestellt wurde und auf den Erhebungen des Unternehmens „Local Data Company“ beruht. In diesem Artikel befassen wir uns mit den größten und aufsehenerregenden Pleiten des Jahres 2023, gehen auf die Aussichten des Einzelhandels im Jahr 2024 ein und zeichnen ein realistisches Bild der aktuellen britischen Einzelhandelslandschaft.

Die größten und aufsehenerregenden Pleiten des Jahres 2023

Das Jahr 2023 markierte einen bedeutenden und vor allem radikalen Wandel in der Einzelhandelsbereich des Vereinigten Königreichs. Diese Neuordnung war durch eine Vielzahl an Schließung von unterschiedlichsten Shops aus den verschiedensten Branchen gekennzeichnet.

Den größten Einbruch erlitt der Pharmasektor, wo rund 787 Geschäfte geschlossen wurden. Allein die Einzelhandelskette „Lloyds Pharmacy“ musste 237 Shops in den Supermarktfilialen von Sainsbury dichtmachen. Dieser Prozess führte zum Verlust von schätzungsweise 2.000 Arbeitsplätzen.

Aber auch die Gaststätten, Kneipen und Pubs wurden von diesen Umwälzungen nicht verschont, denn in Summe sperrten 722 Lokale im letzten Jahr nie wieder auf. Allein bis Ende Juni 2023 hatten bereits 400 Pubs für immer geschlossen werden, was fast der Gesamtzahl jener Gaststätten entsprach, die im gesamten Kalenderjahr 2022 geschlossen wurden. Dieser Sektor war einer der am stärksten von der Pandemie betroffenen Bereiche und hatte generell Mühe, sich nach den vielen Lockdowns zu erholen. Zusätzlich belasteten die stets steigenden Energiekosten in Verbindung mit der hohen Inflationsrate die Gesundung dieser Branche.

Auch im Bankensektor mussten im Laufe des Jahres 2023 viele Filialen für immer schließen. Dass in Summe 583 Filialen geschlossen wurden, war jedoch keine große Überraschung, da die Banken in den letzten Jahren stark den Fokus auf den Aufbau ihrer Online-Banking-Infrastruktur und -Dienste verlagert haben. Diese neue Form der Bankengeschäfte hat dazu geführt, dass es in einigen Städten und Vororten im Vereinigten Königreich keine einzige Filiale bestimmter Bankinstitute mehr gibt. Mobile Banking ist für viele Nutzer bereits zur Selbstverständlichkeit geworden.

Im August 2023 musste auch der beliebte Einzelhändler für Haushalts- und Gartenprodukte, Wilko, die Insolvenz beantragen, nachdem mehrere Sanierungsversuche gescheitert waren. Allein diese Firmenpleite führte zur Schließung von etwa 400 Filialen im gesamten Vereinigten Königreich und zum Verlust von mehr als 12.000 Arbeitsplätzen.

Lisa Hooker von PwC, die die Abteilung für Verbrauchermärkte leitet, stellte fest, dass diese Veränderungen auf veränderte Verbrauchergewohnheiten zurückzuführen sind, da „das längerfristige Wachstum der Online-Ausgaben das kontinuierliche Sterben von physischen Shops widerspiegelt“. Diesen Trend hat sich u.a. die Modebranche zunutze gemacht und reine Online-Shops gegründet, aber auch im Bereich des Online Casinos in Großbritannien hat es eine starke Verschiebung ins Internet gegeben. Viele Restaurants, nicht nur in London, bieten nur mehr ausschließlich Essenslieferungen nach Hause an. Die Gründe für den gesteigerten Online-Konsum sind für die Kunden vor allem Komfort, Vergleichsmöglichkeiten und größere Auswahl in einem ständig wachsenden Produktpool.

Die Marktaussichten für 2024

Trotz der hohen Zahl von Filialschließungen im gesamten Vereinigten Königreich im vergangenen Jahr herrschte nicht nur Untergangsstimmung im Land, da – wenn wundert es – auch die Zahl der neu eröffneten Geschäfte zugenommen hat. Diese neuen Shops bestehen hauptsächlich aus Discountern, Fast-Food-Franchises, Coffee-Drive-Through-Läden und Bubble-Tea-Läden. Es ist aber auch wichtig festzustellen, dass die meisten der neuen Geschäftslokale außerhalb der Stadtzentren eröffnet wurden. Boomende britische Filialmarken wie Costa, Domino’s und Greggs waren die größten Gewinner des Jahres 2023 in Bezug auf die Anzahl neuer Filialen, aber ihr Erfolg reichte nicht aus, um die Filialschließungen des Jahres 2023 zu kompensieren.

Die führenden Einzelhändler im Vereinigten Königreich waren im Jahr 2023 vor allem die Supermarktketten, wobei Tesco in der Branche seine Dominanz ausbaute. Der Jahresumsatz von Tesco belief sich im Wirtschaftsjahr 2022/2023 auf etwa 39,7 Milliarden Pfund. Auch andere führende Supermarktmarken wie Asda, Morrisons und Sainsbury’s waren auf dem Markt erfolgreich – zusammen mit Tesco machten sie über 60 Prozent des Umsatzes im britischen Lebensmitteleinzelhandelsmarkt aus.

Da die britischen Parlamentswahlen Ende dieses Jahres stattfinden sollen und der Leitzinssatz voraussichtlich 2023 bereits seinen Spitzenwert erreicht hat, wird im Jahr 2024 mit größerer politischer und vor allem finanzieller Stabilität im Wirtschaftsstandort Großbritannien gerechnet, und auch das Wachstum der Wirtschaft im Allgemeinen soll sich insbesondere in der Stabilisierung des Einzelhandels niederschlagen. Der erwartete Rückgang der Zinsen aber auch der Inflationsrate dürfte das Verbrauchervertrauen im weiteren Jahresverlauf deutlich stärken und ein günstiges Umfeld für gesteigerte Privatausgaben schaffen.

Nach dem düsteren Jahr 2023 für den Einzelhandel im Vereinigten Königreich könnte dieses Jahr die Zeit der Erholung sein. So drückt es auch Paul Martin, dem britischen Head of Retail bei KPMG, aus: „Auch wenn die wirtschaftlichen Aussichten gedämpft bleiben, lehrt uns die Geschichte, dass wir nach einem Abschwung oft einen kontinuierlichen Aufschwung erleben, und einzige Frage, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt, sollte lauten: „Tun Sie jetzt alles, um sich darauf vorzubereiten?”“

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