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Simon Beckett – Die Chemie des Todes

Doch die Leiche, die sie entdeckten, war weder ein Schaf noch ein Reh und auch kein Hund, wie sie vielleicht erwartet hatten. Sally Palmer war nackt und auch im hellen Sonnenlicht nicht mehr zu erkennen. Ihr Körper war durch und durch von Ungeziefer befallen, das unter ihrer Haut brodelte und aus Mund und Nase und anderen, unnatürlichen Körperöffnungen hervorquoll.

beckett
Dieser Thriller hat schon lange in meinem Regal auf mich gewartet. Zwischenzeitlich wusste ich nicht einmal mehr, warum ich ihn gekauft habe. Aber dann sah ich wieder die Empfehlung von Tess Gerritsen, meiner Lieblingskrimitante, auf der Rückseite.

Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter ist nunmehr seit drei Jahren Landarzt in dem abgelegenen englischen Dörfchen Manham. Nachdem seine Frau und seine Tochter bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen, sah er sich nicht mehr in der Lage weiterhin als Spezialist zu arbeiten und Leichen zu untersuchen. Fragen, wohin das Leben gewichen ist und was mit der Seele eines Sterbenden passiert, ließen ihm keine Ruhe mehr, sodass er sich für die Behandlung der Lebenden und für die Abgeschiedenheit eines konservativen Orts entschied.
Aber das Schicksal holt ihn ein. Als zwei kleine Jungs im Wald eine bis zur Unkenntlichkeit entstellte Frauenleiche finden und kurz darauf eine weitere junge Dorfbewohnerin verschwindet, drängt sich die quälende Gewissheit auf: es handelt sich um einen Serienmörder. Und es ist einer mitten unter ihnen.

Es ist ein Krimi, wie er typischer nicht sein kann, vollgepackt mit allem, was diese Art von Büchern so anziehend macht: Die gekonnte Beschreibung der Umgebung, ein heißer drückender Sommer, ein wenig Alltag und eine große Portion Angst. Der Leser spürt den Sonnenbrand auf seiner Haut und atmet selbst die heiße und stickige Luft ein, während er Vermutungen anstellt, welcher der kauzigen Dorfbewohner wohl der Täter ist. Der gehässige und sensationsgeile Pfarrer? Die Wilderer-Brüder, die in assozialen Verhältnissen Leben? Der gutmütige Naturaufseher Ben? Vielleicht einer von den Gärtnern? Oder der saufende Vater der beiden Jungs, die die Leiche fanden? Der andere Landarzt? Vielleicht sogar der Polizist, die Haushälterin oder die Mutter, die durch ihre Träume die Opfer vorherbestimmen kann? Vielleicht aber jemand ganz Fremdes – oder in Fitzek-Manier der Protagonist selbst?
Man weiß es nicht. Ich hielt es erst für offensichtlich, wer dahinterstecken musste, aber kurz vor Schluss wendet sich noch einmal alles.

Anders, als bei anderen Büchern dieser Art, sitzen die Dorfbewohner in einer Art Gefängnis; ein Ort weit weg von größeren Städten. Jedem ist klar, dass es einer von Ihnen der Täter sein muss, da jeder Besucher sofort aufgefallen wäre. Ein Katz- und Mausspiel, bei dem es weniger um forensische Arbeit, als um das Verhalten jedes einzelnen geht, an welchem der Leser ausreichend teilhaben kann.

Und so Klischeebeladen der Großteil doch wirken mag und so Hollywoodreif das Ende auch ist; es bleiben Fragen zurück, die den Leser aufwühlen und die ihn darüber nachdenken lassen, ob es Gut und Böse wirklich gibt.
Spannung pur!

Der nächste Band „Kalte Asche“ ist vor mir nicht mehr lange sicher!

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3 Kommentare

  • Antworten Nomadenseele April 29, 2009 um 9:16 pm

    Eigentlich müßte ich mir das Buch noch einmal ausleihen; ich habe es vor eigen Zeiten Mal gelesen und fand es damals sehr gut.

  • Antworten Jules Mai 1, 2009 um 2:08 pm

    Eins der Bücher, mit denen ich einfach nicht klargekommen bin. Alle Welt schwärmt davon, aber irgendwie … hm. Bin ich nach 100 Seiten versackt.

  • Antworten Flug Thailand Januar 6, 2010 um 12:22 pm

    Ich fand das Buch super. Es war spannend und fesselnd wie ein Buch sein sollte. Ich habe es während zwei Tagen verschlungen. Auch die Fortsetzung „Kalte Asche“ habe ich mir gleich angeschafft, aber es war nicht mehr so gut, wie das Erste.

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