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Albert Sánchez Pinol – Im Rausch der Stille

Ein irischer Freiheitskämpfer flüchtet ans Ende der Welt. Enttäuscht von der Menschheit sucht er auf einer einsamen Insel Trost. Im Haus des Wetterbeobachters – den er ablösen soll, von dem aber mysteriöser Weise jede Spur fehlt – richtet sich unser Held häuslich ein und glaubt sich vor dem aufziehenden Sturm und dem Rest der Menschheit sicher. Doch schon in der ersten Nacht geschehen seltsame Dinge: Unheimliche amphibienartige Wesen steigen aus dem Meer und greifen den Protagonisten an. Kann ihm der Mann aus dem Leuchtturm – der einzige Mensch auf der Insel, außer ihm selbst – helfen? Der Freiheitskämpfer richtet sich auf einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod ein und ahnt nicht, dass eine besessene Liebe entbrennt …

Im Rausch der Stille“ ist ein Weltbestseller von ungeheurer literarischer Kraft. Der Roman erschien weltweit in 27 Sprachen. Zuletzt am 1. September 2008 bei Amazon als gebundene Ausgabe zu einem Preis von sage und schreibe 9 Euro veröffentlicht, hat es mir jedoch nicht die Printausgabe dieses Buches angetan, sondern die audible Form – das Hörbuch aus dem Argon Verlag.

Selten ist mir ein Buch begegnet, das die Einsamkeit, die Verzweiflung, den Todeskampf, aber auch die Philosophie und die Liebe zum Leben und den herrschenden Kräften der Natur – Wind, Wasser, Erde und Feuer – so bild- und sprachgewaltig wiedergibt. Bernd Michael Lade – von einigen kritisiert für seine subtile Erzählweise – scheint mir hierfür der richtige Sprecher. Trocken und mit einem Funken Humor weiß er die richtigen Passagen zu betonen und verleiht den dramatischen Szenen das I-Tüpfelchen. Ich bin kein Freund von dramatischer Betonung – wenn ich Dramatik haben möchte, gehe ich ins Theater -, ich mag es, wenn der Geschichte Raum gegeben wird, damit sie sich und ihren Glanz und ihre Pracht ungestört entfalten kann. Bernd Michael Lades Stimme – mal spröde-nüchtern, dann wieder leidenschaftlich – hält sich angenehm zurück, so dass sich der Inhalt des Buches anfangs noch scheu, dann immer mutiger ans Tageslicht wagt.

Generell muss ich sagen, dass mir das Medium Hörbuch gänzlich ungeeignet scheint für Bücher aus dem Thriller- oder Unterhaltungsbereich, schon gar nicht, wenn das Buch sehr dialoglastig daherkommt. Für Klassiker jedoch – ich denke da z.B. an Robinson Crusoe oder Die Weihnachtsgeschichte oder Mark Twains und Jules Vernes Werke – scheint mir das Hörbuch fast noch besser geeignet, die Wirkung der Worte und Sätze zu unterstreichen, als es die Printausgabe vermag, das liegt sicherlich auch an der uneingeschränkten Konzentration, die man gezwungen ist, der Hörbuchfassung zu schenken, wenn man ihr z.B. über Kopfhörer lauscht: „Im Rausch der Stille“ auf dem Weg zur Arbeit in der Straßenbahn über meinen i-pod zu hören, kam jedenfalls einer Erfahrung nahe, die mich an Lagerfeuer-Romantik erinnerte und die mich in Zukunft mit einem ganz neuen Blickwinkel an das Thema Hörbuch herangehen lässt. Anfangs noch skeptisch, ob ein Hörbuch mich begeistern kann, wurde ich sofort von der seltsamen Stille dieser Insel mit seinen eigennartigen Bewohnern und jenen existentiellen Fragen gefangen genommen, die sich nur in absoluter Einsamkeit auf einem Eiland einstellen. Trotz der gruselig anmutenden Inhaltsangabe – übernatürliche Wesen, die aus dem Meer kommen und unseren Helden bedrohen -, ist „Im Rausch der Stille“ kein trivialer Horrorschocker, die Geschichte gleicht eher einer Reise in die Seele des Protagonisten. Hier wird ganz in der Tradition eines spannenden Abenteuerromans in bildgewaltiger Sprache eine Geschichte um die Jahrhundertwende erzählt, die philosophische Fragen aufwirft.

Wer also eine philosophische, abenteuerliche und spannende Geschichte hören will, die mit dem Charme jener Bücher ausgestattet ist, die um die Jahrhundertwende angesiedelt sind, wird sich beim „Rausch in der Stille“ bestens aufgehoben fühlen. „Im Rausch der Stille“ – das kann man ruhig wortwörtlich nehmen. Mittels Kopfhörer in diese Stille einzutauchen und unserem Protagonisten auf seinen Erlebnissen auf diesem einsamen, von Sturm umtosten Eiland zu folgen – für mich war es ein wahrhaft berauschendes Erlebnis.
Es lebe die Stille!

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