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Warum Literaturkritiker überflüssig sind

Oder: warum es praktisch kaum Unterschiede zwischen Trivial- und Hochliteratur gibt. Eine kritische Betrachtung in Anlehnung an diesen Artikel.

Vor unvorstellbar langer Zeit, als die Welt noch grau und eintönig war, sprich, als es noch kein Internet gab, haben Leute ihre Bücher auf Gut Glück gekauft. Keine Buchblogs, keine Rezensionen von Amazon – man musste sich auf den örtlichen Buchhändler oder auf Empfehlungen von Freunden verlassen.
Was für ein Segen war da der Literaturkritiker, der neue Bücher vorgestellt hat und Romane, die nicht seinen Nerv trafen heillos durch den Kakao zog.

Welche Funktion erfüllen sie heute noch? Sie amüsieren uns und bieten Diskussionsstoff. Aber haben sie auch einen literarischen Wert, praktisch als Botschafter der Hochliteratur? Ich würde sagen nein.

Denn was ist hochwertig und was ist trivial? Lässt sich das so einfach sagen? Trivial ist das, was sich in simpelster Sprache gewisser Schemata ohne tiefere Einblicke bedient, hochwertig das, was neben der Handlung auch noch eine bedeutende Botschaft enthält und in ästhetischer Form dargelegt worden ist. Unterhaltungsliteratur ist irgendetwas dazwischen. Klare Abgrenzungen gibt es nicht.
Nun kann man anfangen zu diskutieren:
Sprache muss einfach sein! Nur wer mit einfachen Sätzen komplexe Gegebenheiten erörtern kann, ist wirklich talentiert, behaupten viele. Eine andere Fraktion verlangt nach fast lyrischer Poesie, die in prosaähnlicher Form dargelegt wird.


Und welche Botschaft ist schon bedeutend? Frau Müller aus dem Supermarkt ist ergriffen von Romanen, die immer wieder klarstellen, wie wichtig die Familie ist. Professor Dr. Stark läuft eine Gänsehaut über den Rücken, wenn man über Vergänglichkeit spricht und Literaturwissenschaftler interessieren sich für die Gesellschaftskritik von Mann und Hesse. Wer hat nun die wahren Interessen – wer weiß, was wirklich eine „echte“ Bedeutung hat und was nur Schund ist?
Es ist natürlich naheliegend. Niemand weiß das, weil jeder Mensch ein Individualist ist und nur das beurteilen kann, was er selbst versteht. Vielleicht ist Frau Müller nicht auf der Ebene von Dr. Stark, aber vielleicht reicht andersrum Starks emotionale Intelligenz nicht annähernd an ihre heran. Daraus könnte man am Ende gewisse Grundsatzdiskussionen oder eine Art Ringparabel spannen- was ist bedeutender – Philosophie, Geschichte oder Gefühl?

Ich bin der Meinung, dass wirklich objektiv bedeutende Schriftstücke nur in Form von akademischen Abhandlungen, Essays, allgemeinem Journalismus und Sachbüchern erscheinen können.
Literatur kann immer nur ein Spiegel sein, der einem lehrt sich selbst näher zu kommen und den Horizont zu erweitern. Offensichtliche Schemata- Romane in Form von Romanheftchen mögen vielleicht davon ausgeschlossen sein, aber ansonsten ist es keineswegs sicher, dass etwas Triviales dem Menschen nicht etwas Großes gibt, während von eingebildeten Experten ernannte Hochliteratur nur vor sich hinrieselt, ohne wirklich das Herz zu berühren.

Fazit: Die Rolle des Literaturkritikers geht heutzutage nicht mehr über die des Entertainers hinaus. Es lebe die weltweite Vernetzung!

Bild: scienzz.de

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