FASHION INSIDER MAGAZIN Modeblog

Diana Gabaldon – Feuer und Stein

feuer
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich zu dem Buch gekommen bin. Es war eine unbedingte Empfehlung, der ich aus unbekannten Gründen sofort Vertrauen geschenkt habe.
Bis dato wusste ich überhaupt nicht, dass die Reihe so groß ist, die Anhänger sich mit den Twilight Groupies vergleichen lässt und die männliche Hauptfigur Jamie Fraser als Harry Potter für Frauen zwischen 25 und 55 Jahren bezeichnet wird.
Ich fand das Thema unglaublich langweilig. Ich lese auch gern mal einen historischen Roman, aber dann eingebettet im Thema wilde Hochlandschotten des 18. Jahrhunderts? Dazu eine leidenschaftliche Liebesgeschichte? Also wirklich! Dann kann ich mir ja gleich einen Groschenroman kaufen und ein dröges Geschichtsbuch daneben legen.
Auch das Cover ist schlichtweg hässlich bzw. es spricht mich in keinster Weise an.
Aber ich habe es gewagt. Und nicht bereut!

„Du bist Blut von meinem Blute und Fleisch von meinem Fleische.
Ich schenke dir meinen Leib, auf dass wir eins sein mögen.
Ich schenke Dir meine Seele, bis wir unser Leben aushauchen.“

Was genau mich erwarten würde, wusste ich nicht. Aber es überraschte mich, dass die Geschichte ihren Anfang im Jahre 1945 nimmt. Die englische Krankenschwester Claire und ihr Mann Frank Randall, ein angehender Geschichtsprofessor, machen ihre zweiten Flitterwochen in den schottischen Hochland, um sich von den Kriegsstrapazen zu erholen und wieder zueinander zu finden. Geschichte ist nicht unbedingt Claires Steckenpferd, sie sich lieber mit Heilkräutern und Pflanzen beschäftigt, aber ihr engagierter Gatte nutzt ihren Aufenthalt unter anderem auch dazu, um Tagesausflüge zu unternehmen, Museen zu besuchen und mit dem ortsansässigen Reverend Ahnenforschungen zu betreiben. Als er von Hausfrauen erfährt, die angeblich zu einem Hexenkult gehören und noch immer uralte Rituale frönen, überredet er seine Frau ihn im Morgengrauen zum geheimnisvollen Steinkreis zu begleiten. Die beiden sind beeindruckt von dem, was sie sehen, und obwohl sie nicht an Hexen und Magie glauben, läuft ihnen ein kalter Schauer über den Rücken.
Als Claire wieder zu diesem Steinkreis zurückkehrt, um Ausschau nach einer seltenen Pflanze zu halten, geschieht das Unglaubliche: Sie hört Stimmen, sieht Lichter und wird ohnmächtig. Sie wird durch Raum und Zeit gewirbelt, wacht an gleicher Stelle, nur 200 Jahre früher, wieder auf.
Und das Abenteuer beginnt. Nur mit einem kurzen Sommerkleid und Turnschuhen bekleidet, sticht sie den Soldaten sofort in die Augen, einerseits als Fremde und ungewöhnlich gekleidete Frau, andererseits als Lustobjekt. Einer der ersten, den sie in die Arme rennt, ist der General Jonathan Randall, der ihrem Mann Frank wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Kein Zweifel, es muss sich um den Vorfahren handeln, über den der Reverend und Frank gesprochen haben. Nur besitzt er nicht das zarte und anmutige Wesen ihres Ehemannes, sondern eine brutale Wildheit und funkelnde Augen, die nichts Gutes im Schilde zu führen scheinen.
Sie wird von einer Gruppe Angehöriger des McKenzie-Clans gerettet, allerdings auch von Ihnen als Gefangene gehalten. Obwohl sie eine Schusswunde eines ihrer Krieger, den jungen Jamie Fraser, behandelt und sich friedlich verhält, traut man ihr nicht.
Auf der Burg kommt ihr größtmögliche Freundlichkeit zu, man lässt sie aber unmissverständlich wissen, dass sie keine Chance hat von diesem Ort zu fliehen, solange man nicht über ihre Identität aufgeklärt ist. Es könnte ja sein, dass sie eine englische Spionin ist.
Und was sollte Claire schon sagen? Die Wahrheit, um dann als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden?
Vom schmerzvollen Wunsch getrieben zurück zum Steinkreis zu kehren, um wieder zu ihrem Ehemann zu gelangen, vermag es nur der junge Jamie, der draußen mit den Pferden arbeitet, sie abzulenken.
Jamie, der Neffe des Clanoberhaupts, um den sich eine Menge Geschichten ranken, der unverschuldet als Geächteter ausgerufen worden ist und auf den Jonathan Randall ein Kopfgeld ausgesetzt hat.
Um eben diesen nicht ausgeliefert zu werden, wird Claire gezwungen einen Schotten zu heiraten und damit offiziell unter dem Schirm des McKenzie-Clans zu stehen.
Jamie erklärt sich dazu bereit, sieht die ganze Angelegenheit denkbar locker und der Leser wird das Gefühl nicht los, dass er sich sogar darüber freut.

Bis hierhin habe ich schon ganz schön viel erzählt und doch das meiste ausgelassen. Das Buch ist ein dicker Schmöker und verliert sich in vielen Einzelheiten, die dennoch wichtig sind und im Laufe der Geschichte zu einem roten Faden zusammengesponnen werden.

Es kommt also, was kommen muss – der verschmitzte, jungfräuliche Bursche und die 5 Jahre ältere Claire heiraten, verlieben sich irgendwann ineinander und erleben viele Abenteuer.
Bis Jamie die Wahrheit erfährt und Claire vor die Entscheidung stellt:
Frank oder er. Die moderne Welt oder ein Leben in Gefahr?


Mit der Entscheidung Claires ist es an dieser Stelle nicht getan; so einfach ist das Buch nicht gestrickt. Man darf auf Ehebruch, Sex, immer wieder Sex, Hexenverbrennung, Schwangerschaft, Unfruchtbarkeit und brutalste, ja seelische sowie physische Folter gespannt sein.

Was macht diese Geschichte nun zu etwas besonderem? Was macht überhaupt Romane besonders? Es sind die Figuren, ganz klar.
Claire ist stark und mutig, sehr verletzlich, wirkt aber dennoch frech und eisern.
Und Jamie ist ein Traummann. Er ist groß, muskulös und gutaussehend, wird von den Frauen auf der Burg verehrt und legt gleicher Maßen Witz, Unschuld und hohe Tugenden an den Tag.
Während er in einem Moment mit Claire herumalbert, als wäre er ein kleiner Junge, riskiert er im nächsten sein Leben für sie. Er ist von ihr angetan und ihr unterlegen, weist sie dann aber wieder voller Leidenschaft und Wut in ihre Schranken.
Jamie ist nicht perfekt und gerade das macht ihn zu einem perfekten Protagonisten.

Drei Sachen haben die Liebesgeschichte in meinen Augen hochgekitzelt:
Erstens Claires Eifersucht auf ein blondes wunderschönes Mädchen, das mit Jamie rumgeknutscht hat, obwohl sie doch nur ihren Frank liebt.
Zweitens Jamies Beschützerinstinkt, dem Drang alles von Claire fernzuhalten was ihr wehtun könnte.
Und dann der wichtigste Punkt: Die Prügel, die Claire von ihm bezieht. Mit einer Gürtelschnalle und zornerfüllten Augen drischt er, der witzige, lockere und zärtliche Typ, auf sie ein. Nein, nicht, dass wir uns falsch verstehen, Frauen zu schlagen ist wahrlich nicht romantisch und es macht Jamie nicht sympathischer. Es war demütigend für Claire, von der er verlangte ihm ihren nackten Hintern hinzuhalten. So demütigend, dass ich vor dem Buch saß und vor Wut heulte, während Claire die Zähne zusammenbiss, um keinen Funken Schwäche zu zeigen.
Er schwört auf sein Leben es nicht nochmal zu tun und er erklärt auch ausführlich, warum er es tun musste. Das entschuldigt nichts, aber es war wichtig für die Geschichte. Diese Szene arbeitet eindeutig die Unterschiede zwischen einer Welt, in denen Männer ihre Frauen besitzen und der modernen Welt heraus. Es nimmt Jamie etwas von seinem Traummannimage und macht deutlich, dass er zwar Moral und Anstand besitzt, aber eben auch nur das kennt, mit dem er groß geworden ist.

Natürlich, das Buch zeigt auch einige Schwächen auf. Diana Gabaldon hat sich in viele Details verstrickt, die für die erste Geschichte noch gar nicht wichtig gewesen wären und hat so viele Personen vorgestellt, dass es schwer war sich alle merken zu können.
Die Tatsache, dass da etwas Übermenschliches passiert ist, wurde einfach mit einem schnellen Tempo der Handlung kaschiert, damit man das nicht allzu groß erklären musste. Weiterhin wurde die Sehnsucht nach Frank und der innerliche Drang Claires auf schnellstem Wege zu dem Steinkreis zu müssen, für meinen Geschmack nicht gründlich genug beleuchtet.
Dass sie einem Wolf mit bloßen Händen das Genick brechen konnte, fand ich auch sehr unglaubwürdig und es war für mich nur ein Ablenkungsmanöver, um stattdessen nicht den tiefen Schmerz und die Wut zu beschreiben.
Das Buch lebt von Handlung, viele Erklärungen wird man nicht finden.
Allerdings ist das sicher auch ein Grund, warum das Ganze einen so gefangen nimmt: nichts muss einem umständlich in den Kopf geprügelt werden, man erlebt alles selbst: die Aufregung, die Demut, die Trauer (wie oft habe ich geheult …), die Wut und den Kampfgeist.

Sehe ich Jamie, dann sehe ich Edward. Claire ist eher eine Mischung zwischen Lizzy Bennett und Erin Brockovich. Und ihre Geschichte ist magisch.
Ich lege sie hiermit all denen ans Herz, die sich bisher aus den gleichen Gründen wie ich dagegen gesträubt haben.

5 Ratten
Die mobile Version verlassen