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Wie wird man eigentlich eine Leseratte?

Diese ein wenig merkwürdig anmutende Frage wurde mir in letzter Zeit häufiger gestellt. Nunja, eigentlich waren es eher Formulierungen wie „Was ist an Büchern denn so spannend?“, „Wie kommt man denn dazu, dass einem Lesen Spaß macht?“ oder „Hat man Lesefieber im Blut oder ist es reine Gewohnheit?“. Teils waren das Bemerkungen von Bekannten und Verwandten, aber auch einige Mails haben mich dazu erreicht.
Ich hoffe ja inständig, dass die Besucher von lillyberry.de zum größten Teil begeisterte Leser sind, aber ich werde mich der Frage trotzdem mal hier annehmen. (Prävention und so ^^)

Eigentlich fängt das begeisterte Lesen ja im Kindesalter an, vorzugsweise mit Klassikern von Erich Kästner, Astrid Lindgren oder Mark Twain. Wie sehr man dem Lesen verfallen ist, ist meiner Meinung nach zum Teil eine Sache der frühkindlichen Erziehung. Jedes Kind liebt Gute-Nacht-Geschichten. Es bedeutet noch etwas länger aufbleiben zu dürfen, den Eltern nahe zu sein, ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu erhalten und sich in ein kleines Abenteuer zu stürzen, welches Bauchkribbeln verusacht und einen besser schlafen und träumen lässt.
Je intensiver und öfter Rituale, die mit dem Lesen verknüpft sind, ausgeführt werden, desto mehr gewöhnt sich der kleine Mensch an das gute Gefühl, das ein Buch ihm bringt. Optimaler Weise wird es mit Nähe, Liebe und Neugier verbunden und man möchte es nicht mehr missen.

Aber auch für alle, denen selten etwas vorgelesen worden ist und die sich nie freiwillig an ein Buch gewagt haben, ist es nicht zu spät. Ich halte Lesen nicht unbedingt für eine reine Gewohnheit, sondern für angelerntes Verhalten mit positiver Resonanz.
Es gibt auch viele Faktoren, die einem das Vergnügen verübeln können:

Für alle, die sich trotzdem mal als Leserättchen versuchen wollen, habe ich folgende vier Tipps:

1. Alle Sinne

Beginnen kann man, indem man eine etwas größere Buchhandlung (z.B. Thalia) besucht. Größer nicht etwa, weil man dort von Überangebot erschlagen werden soll, sondern weil man dort viele hübsche Aufsteller, die thematisch gestaltet worden sind, findet, man viel Bewegungsfreiheit hat, nicht angestarrt oder angesprochen wird, die Bücher übersichtlich sortiert sind und es einige Sitzgelegenheiten gibt. Das alles sorgt für die innere und äußere Ruhe, die nötig sind, um sich mit allen Sinnen auf das Erlebnis Buch einlassen zu können.
Schaue Dich um, lass Dich von den Farben inspirieren, fühle die glatten Oberflächen der Buchcover, mache kleine Stichproben – picke hier und da ein Buch heraus, schaue es genauer an, atme den Duft von frischem Papier ein, klopfe auf die Hardcoverbände und höre das hölzerne Geräusch und wiege ein Buch in Deinen Händen, als würde es sich um einen kleinen Schatz handeln.
Wähle bis zu fünf Bücher aus, die Dich interessieren könnten. Wenn Du Dir nicht sicher bist, dann nimm am besten von jeder Kategorie etwas: einen Krimi oder Thriller, einen Liebesroman, einen historischen Roman, etwas aus der Fantasyecke, einen Klassiker oder auch einen Horrorroman. Dabei kannst Du natürlich auch um Hilfe bitten und Dich beraten lassen.

2. Darauf einlassen

Wichtig ist, dass Du den Versuch ein Buch zu mögen auch ernst nimmst. Zu sagen: „Ich hasse Bücher, aber ich quäle mich mal durch eins durch, vielleicht macht es klick.“, ist nicht unbedingt empfehlenswert. Je mehr Respekt- und ja, auch Liebe man einem Buch entgegen bringt, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass es einem das gibt, was man erwartet.
In jedem Buch steckt eine neue wunderbare Welt. Lesen ist Leben und auch Reisen – mit dem Kopf.
Gehe nicht mit zu niedrigen Erwartungen an Deine Lektüre heran und bringe der Geschichte den Respekt entgegen, den sie verdient hat.
Wenn sie Dich trotzdem nicht unterhält, dann klappe das Buch ohne schlechtes Gewissen zu und widme Dich (am besten sofort) einem anderen. Verschwende Deine Zeit nicht mit etwas, was überall als gut angepriesen wird, dem Du selbst aber nichts abgewinnen kannst. Geschmäcker sind verschieden; aber bloß nicht aufgeben: Romane sind es auch.

3. Der Gemütlichkeits- und Stimmungsfaktor

Draußen schneit und friert es, man selbst kuschelt sich mit einem Kaffee auf der Couch zusammen oder steigt in die heiße Badewanne. Mit dabei: ein Geschichte. Das angenehme Gefühl des Faulenzens wird dabei mit dem Buch verknüpft. Ist die Story dann auch noch spannend, dann hat man gleich einen doppelten Wohlfühleffekt, den das Gehirn abspeichert. Wiederholt man das hin und wieder, dann fühlt man beim Anblick eines Buches keinen Graus, der an Schule und Quälerei erinnert, sondern ein angenehmes Prickeln.
Das gleiche funktioniert auch im Sommer am Strand oder beim Sonnenbaden auf einer Decke im Garten. Um Bücher wirklich stimmungsvoll zu machen, gibt es auch extra klimatechnisch passende Saisonbücher z.B. Sommerkrimis aus dem schwülen Bosten oder skandinavischer Schneekrimis in Schweden.
Harry Potter Fans haben ihre Bücher gern mit einer Taschenlampe im Bett gelesen, genauso wie ihr Held selbst oder wie sie früher in ihrer Kindheit.
Wenn man ganz verrückt ist, kann man solche Sachen auch noch ausbauen- nachts im Sommer im Pyjama auf ein Flachdach steigen und eine romantische Liebesstory lesen, in die Bibliothek gehen und die großen Klassiker durchblättern, sich einen kleinen Fluss oder eine Quelle suchen und dann Huckleberry Finn hervorkramen oder auch ein Kaminfeuerchen anzünden, sich ein Glas Wein holen und sich dann in einer Horrorgeschichte vergraben.
Nicht nur das was lesen? ist wichtig, sondern auch das wo und wie.

4. Nachhaltigkeit

Auf die Frage: „Wozu soll ich eigentlich lesen?“, gibt es verschiedene antworten. „Zur Unterhaltung“ ist die einfachste von allen. Und ja, wenn lesen nicht unterhält, wenn es Dir keinen Spaß macht, dann gibt es wenige Gründe, warum Du es trotzdem tun solltest.
Ich selbst habe aber die Erfahrung gemacht, dass es mir persönlich mehr Spaß macht meine Nase in ein Buch zu stecken, wenn ich mir kleine Ziele stecke, die mir mehr bringen, als das kurzweilige Lesevergnügen.
Ich analysiere Romane, mache mir Notizen und versuche mir Dinge abzuschauen, da ich selbst Bücher schreibe. Außerdem verfasse ich gern Rezensionen und freue mich, wenn der ein oder andere durch meine Buchtipps inspiriert wird.
Es gibt aber noch mehr Dinge, die mit dem Lesen zu tun haben, aber über das eigentliche Lesen hinausgehen. Du könntest z.B. eine Art Tagebuch führen mit allen Büchern, die Du je gelesen hast – mit Zeitenzahlen, schönen Zitaten und eine Art Kurzinhalt. Vielleicht bist Du auch einfach nur verrückt nach Allgemeinbildung und rast daher geradezu leidenschaftlich durch klassische Werke.
Du könntest auch Gefallen daran finden einen Lesezirkel beizutreten, private Leserunden zu veranstalten oder Dich in Literaturforen auszutauschen. Kann sein, dass Du gern auf Amazon liest und auch Kundenrezensionen verfassen möchtest oder Du bist Buchhändler oder Literaturwissenschaftler und strebst danach Dich weiterzubilden.
Egal was- sofern Lesen nicht nur ein Selbstzweck ist, ist die Motivation höher und die Unterhaltung auch gleich doppelt so effektiv.

Inspiration

Manchmal genügt auch nur ein kleiner Anstoß, eine Art Inspiration, die aus Büchern selbst spricht – z.B. Bücher über das Lesen oder solche, die auf Schrifsteller oder klassische Romane eingehen. Beispiele dafür wären:

Bilder
Kamin: autarc.de
altes Buch: hofmann-druck.info

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