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Lack, Leder und Latex: Das Trio Infernale wird alltagstauglich

Dreimal L, dreimal pure Sünde: Es gibt kein Material, das einen vergleichbaren Stellenwert in der Mode hat wie diese großen Drei. Seit Jahrzehnten sind sie der Inbegriff der Fetischmode und aus keinem Swingerklub wegzudenken. Wer sich eine Domina vorstellt, wird wenigstens eines dieser Materialien vor Augen haben. Auf der Straße sah man LLL-Kleidung allerdings nur in sehr seltenen Fällen, wenn man einmal von der Parade zum Christopher Street Day absieht. Doch seit sich immer mehr Menschen für diese Seite der Erotik interessieren, werden auch immer mehr Modemacher aufmerksam. Seit wenigen Jahren sind Lack, Leder und Latex absolut alltagstauglich. Grund genug, die Sache einmal näher zu betrachten.

Leder gehört zu den ältesten Werkstoffen der Menschheitsgeschichte
In der Jungsteinzeit nutzten Menschen jene Materialien, die ihnen sofort zur Verfügung standen. Leder war im wahrsten Sinne naheliegend, nachdem man das Fleisch gejagter Tiere verarbeitet hatte. Leder ist anschmiegsam und hält wunderbar warm. Außerdem ist die gegerbte Tierhaut besonders strapazierfähig, was sich heute nicht nur Motorradfahrer zunutze machen. Mit seinem schönen Glanz eignet sich glattes Leder darüber hinaus bestens zur Herstellung von Bondage Dessous. Korsetts, Bustiers oder Strings sind nur einige von vielen Beispielen dazu. Gerade in diesem Bereich ist allerdings eine zunehmende Abkehr hin zu veganen Alternativen („Faux Leather“) zu verzeichnen. Das Kunstleder sieht dem Naturmaterial zum Verwechseln ähnlich, ist aber tierfreundlich und billiger in der Herstellung. Außerdem kann es deutlich dünner hergestellt werden, was nicht nur Freunde von Bondage BDSM erfreut. Leder und Kunstleder sind in Form von Jacken, Röcken und Leggings längst in zahllosen Kleiderschränken von Frauen zu finden. Für Männer ist die Lederjacke beispielsweise schon seit Jahrzehnten salonfähig. Mutige Männer entscheiden sich mittlerweile auch gerne für figurnahe Schnitte.

Lack prägt nicht nur die Schuhmode
Lackschuhe sind keine neue Idee, sondern schon seit vielen Jahren etabliert. Auch aus der heutigen Zeit sind sie nicht wegzudenken. Lack oder Lackleder (die Grenzen sind da fließend) findet heute auch Verwendung bei der Herstellung von Handtaschen, Mänteln, Kleidern beziehungsweise Röcken und Leggings. Gerade bei diesen Beinkleidern kann das wunderbar nachgiebige Material seine glänzenden Eigenschaften ausspielen. Es umschmeichelt die Körperformen auf ganz faszinierende Art. So lassen sich vor allem in der dunklen Jahreszeit glanzvolle Akzente setzen. Im Sommer ist etwas Zurückhaltung gefragt, denn unter Lackmaterial kommt man doch recht schnell ins Schwitzen. In die Männermode ist nachgiebiges Lackmaterial bisher noch nicht eingezogen, wenn man einmal von der Dessousmode absieht. Aber womöglich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Herren ebenso selbstverständlich zur Lackkleidung greifen wie die Damen. Und das natürlich nicht nur an Regentagen.

Latex braucht Mut – oder alltagstaugliche Schnitte
Latex ist das „L“, das bisher am wenigsten in die Alltagsmode eingezogen ist. Sieht man einmal von den regendichten Gummistiefeln ab, haben sich etablierte Modelabels bisher kaum an den Werkstoff Gummi herangetraut. Im Sexshop kann man Latexkleidung schon lange in mannigfaltiger Auswahl vom Schnürkorsett über die Strümpfe bis hin zum kompletten Bienenkostüm finden. In nahezu allen Fällen ist diese Kleidung so geschneidert, dass sie knalleng am Körper anliegt. Die Elastizität des Naturmaterials haben die Designer natürlich auch für die Alltagsmode im Blick. Latexkleidung darf für den Alltag aber auch etwas weiter und bequemer sein. Längst kann man Hosen, Hemden oder Jacken aus dem dezent duftenden Kautschukmaterial bekommen, die von Männern wie von Frauen gleichermaßen getragen werden können. Eine spezielle Oberflächenbehandlung sorgt dafür, dass Latex nicht unangenehm am Körper festklebt und deshalb für viele Stunden getragen werden kann. Wer hätte es für möglich gehalten, dass ausgerechnet Latex nicht nur straßen-, sondern auch bürotauglich sein kann?

Fazit?
Schön, dass Lack, Leder und Latex endlich aus der Schmuddelecke befreit werden. Nicht jeder muss und wird sich für Kleidung aus diesen Stoffen entscheiden. Aber es ist kein Skandal mehr, wenn etablierte Labels neben „normaler“ Kleidung auch vermeintliche Fetischmode in ihre Kollektion aufnehmen.

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