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Corporate Fashion Blogs in Deutschland

Fotos: Corporate Fashion Blogs / Fashion Insider

Schon bevor es den offiziellen Begriff „Social Media“ für einen neueren, direkteren Austausch gab, begann vor rund zehn Jahren das Thema Blogging in Deutschland bekannter zu werden. Es wurde seit dem etliche Male totgeschrieben, wächst aber nach wie vor in der Relevanz und macht vor allem den Verlagen Angst, denn die Werbebudgets wandern kontinuierlich weiter ab in Netz, wo neue, interaktivere Werbeformen und ein genaueres Targeting möglich sind.

Aber auch für Unternehmen bietet das Corporate Blogging große Chancen – nehmen wir uns also einmal die Zeit uns den Status des Corporate Fashion Blogging in Deutschland etwas genauer anzusehen. Interessant ist, daß noch immer ganz unterschiedlich an das Thema Corporate Blog herangegangen wird.

Zum einen gibt es die PR-Blogs, die von der hausinternen PR-Abteilung als Nebenprojekte mitgepflegt und gern als kostengünstiger Kanal für die Streuung von Pressemitteilungen verwendet werden. Das hier gebotene Material für die Leser ist entsprechend trocken und nutzt wegen der zig-fachen Veröffentlichung der Pressemitteilung auf anderen Portalen, wegen des Duplicate Content nicht einmal zur Suchmaschinenoptimierung. In der Regel ist die Praktikantin für den Blog zuständig.

Womit wir gleich beim nächsten Blog-Typ wären. Der Inhouse SEO-Blog, der gern auch mit dem ersten Typ, gekreuzt wird. Nun teilen sich also redaktionell die Presseabteilung und der Suchmaschinenverantwortliche den Blog. Das bedeutet in der Praxis, daß Artikel meist über Agenturen eingekauft werden und zwar streng nach den Suchwortvorgaben des SEO-Verantwortlichen.

So kommt es dann bei Jeanslabels gern zu einer Anhäufung von ähnlichen Texten, die dann jegliche Variante, die ein Jeanskäufer in Google eintippen könnte, enthält. Das sind dann Tipps für „Damenjeans, Damen Jeans, Girl Jeans, Jeansröcke, Jeansjacken, Jeanshosen etc. pp“ zu finden und in der Regel haben Links in den Beiträgen nur ein Ziel, und zwar auf die eigene Seite zu verlinken. Zur Auflockerung streut dann die Presseabteilung mal wieder ein paar Pressemitteilungen ein.

Auch beliebt ist der Transparenz-Blog, bei dem die Mitarbeiter sich darin üben, über jeden kleinen Klacks der im Unternehmen passiert, zu berichten. Grundsätzlich ist das kein verkehrter Ansatz, allerdings sollte man sich fragen, wie viel Informationen und vor allem welche Informationen für die Leser des Blogs relevant sind.

Wahrscheinlich interessiert echte Fans der Marke das Making-Of des letzten Modeshootings oder des TV-Spots. Wenn dann aber die Fotos vom letzten Firmen-Bowlingabend ebenfalls erscheinen, sollte man das Ganze vielleicht eher als internen Blog in der Mitarbeiterkommunikation einsetzen und der Öffentlichkeit das Elend ersparen.

Doch kommen wir einmal zu den positiven Ansätzen. Ziel eines guten Corporate Blogs sollte es sein, sich den Kunden und der Zielgruppe der Marke anzunähern. Deshalb zeichnen sich gute Corporate Blogs zum einen dadurch aus, daß sie eine feste Redaktion an redaktionell geschulten Mitarbeitern haben oder sogar professionellen Bloggern aus der Fashion-Bloggerszene das bloggen überlassen.

Diese bringen dann zum einen gleich eine gewisse Glaubwürdigkeit und Leserschaft mit, verstehen es aber auch, sich mit anderen Bloggern und Medien zu vernetzen und so eine interessierte Leserschaft zu generieren. Zum anderen kann über einen Blog die Glaubwürdigkeit des Unternehmens gestützt werden.

Wenn ein Unternehmen sich für ECO Fashion engagiert, sollte der Corporate Blog also auch über generelle Themen aus der ECO Fashion Szene berichten, also über Textilsiegel, Messen, Märkte, Veranstaltungen, Labels etc. selbst wenn man als Shop dieses Label vielleicht noch führt. Denn das unterstreicht für den Leser und Kunden, daß das Unternehmen wirklich an ECO Fashion interessiert ist und nicht nur vodergründig am Vertrieb der eigenen Produkte.

Gerade bei Herstellern lassen sich über einen gut gepflegten Corporate Blog auch gute Beziehungen zu Leitfiguren der Szene aufbauen, z.B. durch Blogger-Kooperationen oder Interviews mit Branchenexperten.

Doch kommen wir von der Theorie mal zu ein paar praktischen Beispielen. Da wäre in der Blogklasse WTF? einmal der Blog von Fashion5 zu nennen. Etwas mehr würde man auch dem Zalando Unternehmensblog zutrauen. Allerdings betreibt Zalando auch noch einen professionellen Modeblog in Form der Zalando Modenews.

Einen tollen Spagat zwischen Information und Eigenwerbung bekommt zum Beispiel der StyleNotes Blog* von Shopstyle hin und auch der Deal Hunter* ist empfehlenswert. Da Beide von professionellen Agenturen betrieben werden muss das aber bitteschön auch so sein.

Gleich von Beginn mit einem ausgereiften Konzept und einer festen Redaktion aufgesetzt wurde auch TwoforFashion von Otto. In der Profiliga spielt ebenfalls der Hallhuber Blog, den Anne Höweler betreut, die auch schon seit 2008 den Blog StylesyouLove* für Stylight führt. Bei Blissany* hingegen trifft mit der ehemaligen Chefreporterin der Bild am Sonntag, Ilka Peemüller, und der Bloggerin Luísa Lión von Style-Roulette klassische Printerfahrung auf digitale Bloggerexpertise.

JustFab* ergänzt die redaktionell verpflichtete erste Blogger-Garde dann gleich noch um ein paar Youtube-Stars, wie Sami Slimani, dessen Tutorials bei Youtube schon über 50 Millionen mal abgespielt wurden. Noch wird JustFab vom Sortiment stark aus dem Mutterland USA gesteuert, wo es bereits große Kooperationen mit Stars gab. Sollte das Europageschäft sich weiter so gut für JustFab entwickeln, dürfte es nicht lange dauern, bis wir auch hierzulande die ersten Schuh- und Taschenkollektionen von JustFab bekommen, die mit bekannten Bloggern und Fashion Icons zusammen entwickelt wurden.

Der neue Blog von MyParfum scheint seine Richtung noch nicht ganz gefunden zu haben, sieht aber auch sehr vielversprechend aus und auch der Blog von Unger Fashion, Conleys* und vom Bungalow* müssen sich nicht verstecken. Bei Deichmann und Cecil will der Funke nicht so recht überspringen, aber das geht vielen beim Sortiment der beiden wahrscheinlich genau so.

Auf die Erfahrung von Profibloggern, wie Anna FrOst, setzt zum Beispiel BeeDees, die dann eben auch nicht nur über DeeDees Unterwäsche berichten, sondern auch andere Dinge, die Frauen schöner machen. Bei Conleys kombiniert man die feste Redaktion mit prominenten Bloggern und bekommt so zum Beispiel von Josie Loves einen schönen Bericht mit Fotos direkt vom roten Teppich des Bambi.

Wer kann, der kann und deswegen gehört News for Original Girls von Adidas Originals mit zu den besten Corporate Fashion Blogs in Deutschland.

Etwas verwunderlich ist hingegen, daß die wahrscheinlich größte eCommerce-Seite Deutschlands, Amazon, keinen Consumer-Blog pflegt, sondern lediglich ein Angebot für Werbepartner und auch beim Kindlepost* ist davon auszugehen, daß dieser Blog nicht wirklich von Amazon betrieben wird, angesichts der schwer auffindbaren Betreiberinfo.

Auch die Tochterunternehmen BuyVIP und Javari, die inhaltlich wirklich viel für einen Blog hergeben würden, sind nicht vertreten. eBay schickt für Brands4friends das Brands4friends Magazin ins Rennen, daß sich aber doch eher mit dem Veröffentlichen der eigenen Verkaufsaktionen und den oben bereits angeführten Jeansröcken, Röcken, Damenröcken beschäftigt. Scheinbar scheint das bei Shoppingclubs so üblich zu sein, denn der Limango Blog* scheint ebenfalls sehr stark mit sich selbst beschäftigt zu sein.

Als internationale Beispiele wurde uns der Urban Outfitters Blog empfohlen und der Blog von Forever21, der im zeitgemäßen Pinterest-Look gestaltet ist.
Eigentlich bin ich doch recht positiv überrascht, wie viele professionell und inhaltlich sehr interessante Corporate Fashion Blogs es inzwischen gibt und freue mich, daß so oft die Experten aus der Fashionbloggerszene mit eingebunden werden.
Wer sich noch weiter mit dem theoretischen Teil von Corporate Blogs auseinander setzen möchte, findet hier noch den ein oder anderen guten Rat. T3N zeigt zum Beispiel die 10 besten Corporate Blogs, auch aus anderen Branchen. Der PR-Blogger stellt in seinem Artikel die Vorteile eines Blogs gegenüber Facebook dar und Gründerszene listet die 6 Erfolgsfaktoren für Corporate Blogs auf. Und da Corporate Blogs anscheinend das Thema der PR-Szene im Sommer waren, gab es dazu gleich eine ganze Blogparade.

Anmerkung: alle mit Sternchen markierten Blogs wurden mittlerweile eingestellt.

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1 Kommentar

  • Antworten Timberland Januar 22, 2014 um 10:49 am

    Corporate Blogs sind super, wenn man weiß wie man es richtig macht!

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