Ganz schlaue Psychologen teilen den Liebeskummer, wie eigentlich fast alles, in drei Phasen ein. Die erste Phase hat Lisa definitiv hinter sich gelassen: Schock, Wut und Protest. Oh ja, sie war wütend gewesen. Sie hatte sich einreden wollen, dass dieser Kerl es eigentlich nicht wert ist, dass davon das Leben nicht untergeht. Dann hatte sie überlegt, ob es nicht doch noch eine Chance gäbe. Sie wollte ihn anrufen, doch legte gleich immer wieder auf. Sie wollte ihm eine Mail schreiben, doch sie schloss das Programm jedes Mal wieder. Ja sogar mit etlichen altmodischen Briefen, die einer nach dem anderen im realen Papierkorb landeten, hatte sie es versucht.
Nun konnte sie mit Fug und Recht von sich behaupten, dass sie mit Phase zwei auch langsam durch war: Trauer, Selbstmitleid, Verzweiflung. Ja, sie hatte endlos seine alten Mails und Einträge auf Facebook gelesen. Ja, sie hatte dabei extrem traurige Musik gehört. Ja, sie hatte zu allen möglichen Liebesfilmen geweint… Und sich zwischendurch immer wieder fasziniert selbst gegenüber gestanden, in was für Löcher Menschen manchmal so schnell fallen können. Doch, wenn man die Situation mal genau betrachtet: Wie dramatisch war die Situation wirklich? Und schon gingen die klaren Gedanken und die depressive Lisa kroch an die Oberfläche, die ständig antwortete: „Sehr! Die Welt geht unter!“
Jetzt war es Zeit für Phase drei. Was war das gleich nochmal? Ach ja, überschwängliche Aktivität! Doch muss Lisa jetzt aufstehen und die Wohnung renovieren? Sie ist eigentlich ganz schön so wie sie ist. Muss sie jetzt Sport machen? Wäre sinnvoll, aber das macht sie sonst eigentlich auch nicht. Soll sie zum Friseur gehen? Eigentlich mag sie ihre Haare gerade.
Okay, so wird das wohl noch nichts mit Phase drei. Lisa erfindet für sich eine neue Phase und zwar das generelle Grübeln, gefolgt vom Einfach-Weiter-Leben… Ob das funktioniert?
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