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Meyer propagiert Keuschheit? – Das „gute“ alte ZDF (SPOILER)

Wenn man beim Fernsehen angestellt ist – und nicht irgendwo, sondern beim ach so seriösen ZDF, für das (unter anderem) so gut wie jeder Haushalt quartalsweise über 50€ blechen muss – sollte man dann nicht um ein wenig Qualität bemüht sein?
Zumindest dieser Beitrag zu Stephenie Meyers Bücher lässt die Frage aufkommen: Haben die Reporter auch nur einen einzigen Roman in die Hand in der Hand gehabt um sich dort reinzulesen?

Die Autorin Stephenie Meyer ist bekennende Mormonin und die ganze Geschichte spiegelt ihre Glaubensüberzeugung. Als Mormonin propagiert sie Enthaltsamkeit vor der Ehe. Der Versuchung zu widerstehen, ist für Meyer religiöse Pflicht.
Und ausgerechnet diese Keuschheitsphantasie fasziniert Teenager in der ganzen Welt.


Ist es wirklich die Keuschheit, die die Teenager begeistert? Oder nicht viel mehr der Gedanke als nicht perfekter Ottonormalverbracher etwas Einzigartiges anzuziehen?
Propagiert Meyer wirklich Enthaltsamkeit, nur weil es (Achtung Spoiler!) Bella und Edward nicht vor Ihrer Ehe miteinander schlafen? Denn wenn es so wäre, warum liefert sie dann nicht ein einziges Argument dafür? Das einzige, was sie schreibt, ist, dass Sex unvernünftig wäre, weil Bella dadurch verletzt werden könnte.
Dass Edward so auf die Ehe plädiert, hat doch nichts mit Geschlechtsverkehr zu tun, sondern
a) mit seinen Moralvorstellungen, da er um 1900 geboren worden ist und
b) mit der Sicherheit, dass Bella die Ewigkeit mit ihm auch wirklich will.

Gut, wenn man weit spekuliert, dann könnte es natürlich sein, dass sie wert darauf gelegt hat, dass alles koscher abläuft, weil sie andere Dinge mit ihrer Einstellung zur Religion nicht vereinbaren könnte. Das heißt aber dennoch nicht, dass sie irgendwas propagiert.
Und überhaupt- wer will schon wissen, ob es wirklich so ist, ob Ihre Plotgestaltung auch nur ansatzweise etwas mit der Weltanschauung der Mormonen zu tun hatte?
Warum sind solche Dinge überhaupt wichtig?

Meiner Meinung nach ist es ein Armutszeugnis für das ZDF, dass sie sich kaum darum scheren, was in dem Buch steht, als ihr Augenmerk viel mehr auf die Lebensweise der Autorin zu richten.
Schon John Irving sagte immer, dass es darum gehen sollte, was es zwischen den Buchdeckeln steht. Und eigentlich gibt es dort doch auch wirklich genug zu entdecken, oder?

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13 Kommentare

  • Antworten holly Januar 28, 2009 um 8:56 am

    „halbwüchsige Bella“, „Schöner keuscher Freund Edward“ ( jaja, Keuschheit ist sicher nach seinem Aussehen seine herausstechenste Eigenschaft *rolleyes* ). Da hat das ZDF wohl mal versucht, cool zu sein und nicht so zu tun, als wären sie nicht 30 Jahre hinterher….
    Zuerst berichten sie an allen Ecken, dass Teenager zu früh und unüberlegt Sex haben, wenn Romanfiguren das mal nicht haben, sind sie „verklemmt und spießig“. Aber hallo.
    Dann noch ein paar Szenen aus dem Zusammenhang reißen, jeder ernsthafte Beichterstatter würde vor Verzweiflung aufschreien. Hat was von Bildzeitung.
    Gestern hab ich auch so nen religiös fanatischen Anti Twilight Artikel gelesen, in dem Stand, Twilight verleugnet Gott und dass Jesus für uns gestorben ist. Anfangs war er ja noch interessant, bis die Autoren plötzlich fettgedruckte hallelujas auf Jesus eingefügt haben, da wurde er dann ein wenig seltsam.
    Ich frag mich ja, wie lang es dauert, bis der Papst einschreitet, wie bei Harry Potter. ^^

  • Antworten Sonja Januar 28, 2009 um 11:35 am

    Ich erinnere mich da an meine Schulzeit und insbesondere an meinen Deutschlehrer. Ich habe es ja immer gehasst, Gedichtinterpretationen durchführen zu müssen, die ja gar keine Interpretationen darstellten – zumindest nicht von mir. Schließlich musste ich ja das herausfinden, was schlaue Leute vor mir interpretiert hatten – was ich interpretierte, war ja schlichtweg falsch und wollte keiner hören. Soviel dazu.

    Aber ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ich in der Oberstufe immer wieder mit der Biographie der Autoren konfrontiert wurde, weil das einfach „unzertrennlich zusammenhängt“, hieß es. So war Bertolt Brecht halt Kommunist, und seine Stücke als Kritik des Kapitalismus und Verherrlichung des Sozialismus zu sehen. Und so verfährt man eben heutzutage in der Literaturkritik. Man nimmt alles, was man kriegen kann und stopft es in diese Kritiken mit rein. Ich denke wohl, dass ein Autor auch ein Stück von sich selber mit einbringt in einen Roman, aber man muss es ja nicht mit Biegen und Brechen reindrücken, wenn es nicht passt… was ich aber z.B. bei Meyer gar nicht beurteilen kann, weil ich es nicht gelesen habe.

  • Antworten Sternenwanderer Januar 28, 2009 um 12:13 pm

    Für mich ist „Twilight“ ein reines Bekenntnis zur mormonischen Lebensvorstellung: Bella heiratet mit 18, Geschlechtsverkehr ist erst nach der Hochzeit ein großes Thema; im Buch heißt es, er könnte sie verletzen. Die Autorin selbst führt diese Folge schon in „Eclipse“ als unrealistisch aus:

    „I glared.
    „That’s not what I meant. I already know how strong you are. You didn’t have to break the furniture.“

    „What did you mean then?“ he asked in a dark voice, tossing the handful of iron sand to the corner of the room; it hit the wall with a sound like rain.

    His eyes were intent on my face as I struggled to explain.

    „Obviously not that you aren’t physically able hurt me, if you wanted to . . . More that,
    youdon’t want to hurt me . . . so much so that I don’t think that you ever could.“ (S.302)

    Und zudem sprechen sie auch über das Thema Jungfräulichkeit:

    „“That’s it, isn’t it?“ The short laugh that escaped me was more shocked than amused. „You’re
    trying to protect your virtue!“ I covered my mouth with my hand to muffle the giggle thatfollowed. The words were so . . . old-fashioned.

    „No, silly girl,“ he muttered against my shoulder. „I’m trying to protect yours. And you’re
    making it shockingly difficult.“

    „Of all the ridiculous -“

    […]

    He smiled, but otherwise ignored the interruption. „And I’m going to do my best to keep you out of temptation’s way.“

    „Okay. But we weren’t fighting over committing murder,“ I reminded him.

    „The same principle applies – the only difference is that this is the one area in which I’m just as spotless as you are. Can’t I leave one rule unbroken?“

    „One?“

    „You know that I’ve stolen, I’ve lied, I’ve coveted . . . my virtue is all I have left.“ He grinned crookedly.“ (S.305/306)

    Wenn es vielleicht unbedingt eine religiös bestimmte Überzeugung ist, so ist diese Haltung, die Bella am Ende auch noch übernimmt, eine stark konservative, traditionelle Einstellung – die es auch bei den Mormonen gibt.
    Wenn man darüber nachdenkt, dass sie – also außer ihrer Ehe (die/den dazugehörigen Kinder(n) – keine weiteren Ziele im Leben hat, keine Freunde, keine Bekannte, keine Hobbies, keine Ausbildung usw., dann frage ich mich, ob das nicht nur eine Einstellung ist, die die Autorin in Buchform verpackt hat, sondern auch als Mutter und Hausfrau mit drei Kindern ihrer religiösen Einstellung zu verdanken hat.

    Wobei ich dir zustimme, ich glaube die Faszination von „Twilight“ hat viel weniger damit zu tun, dass beide Protagonisten jungfräulich in die Ehe gehen als viel mehr mit dem Charakter dieser (doch beinahe kitschig anmutenden) Liebesgeschichte. 😉

    In einem Punkt hat nämlich der ZDF Recht: „Außer ein paar Flugstunden passiert überhaupt nichts.“

    Über den restlichen Beitrag kann man geteilter Meinung sein – Das war nicht Fisch, nicht Fleisch. War es eine Buchanalyse? Oder wollten sie einfach in irgendeinem Beitrag die Filmausschnitte unterbringen? Selbst, als jemand der der Reihe kritisch gegenüber steht, war das keine gute journalistische Arbeit… wobei mich beim ZDF nichts mehr verwundert. Ich erinnere nur an die historisch kaum akkuraten Dokumentationen von Guido Knopp oder an das Magazin „Frontal 21“, wo z.B. Killerspiele vor zwei Jahren als, salopp formuliert, die Ausgeburt des Teufels bezeichnet wurden, die an allem Schuld wären, vor allem an der Verrohung der Jugendlichen.

  • Antworten Sternenwanderer Januar 28, 2009 um 12:42 pm

    Die Frage ist doch eigentlich, die ich auch bei dir, Lilly, herauslese – Hat Stephenie Meyer „Twilight“ geschrieben, um ihre Vorstellungen (relisöser, sexueller, moralischer Natur) zu transportieren und somit zu propagieren oder aber kann sich kein Autor von seinen eigenen Vorstellungen trennen und auch nichts anderes in seiner Arbeit ausleben, einfach, weil ein Autor nun einmal Herr über seinen Text ist und IMMER etwas von sich einfließen lässt?

    … Und ich glaube, es ist ein bisschen von beidem. Ich glaube, Text und Autor sind schwer voneinander zu trennen – religiöse Einstellungen fließen in den Text so selbstverständlich mit ein, weil es für die Autorin zur Persönlichkeit dazu gehört und nun einmal selbstverständlich ist so zu denken. Das ist der eine Punkt; der andere ist, dass sie diese Einstellung ganz stark nutzt, um eine, trotz asexueller Haltung beider Protagonisten, erotisch aufgeladene Spannung zu erzeugen, die in den oben schon zitierten Konflikten endet.

    Aber eines frage ich mich bei dem Beitrag des ZDFs doch: Warum wird so spöttisch über das Thema „Abstinenz“ / Keuschheit gesprochen und beinahe sogar als fundamentalistisch – mormonische Einstellung bezeichnet?
    Damit habe ich schon eher ein Problem.

  • Antworten Lilly Januar 28, 2009 um 5:42 pm

    @ Sternenwanderer:

    Das ist es ja, was ich meine. Ich kann nicht bestreiten, dass Ihre Texte etwas Ihrer Weltanschauung mit einfließen lassen. So ist das nunmal.
    Aber das Wort Propaganda ist sowas von fehl am Platz, dass man sich einfach darüber aufregen muss.
    Spricht sie in ihren Büchern davon, dass Keuschheit aus rein moralischen Gründen anzustreben ist? Nein!
    Gibt sie Ihren Lesern irgendein Hinweis darauf, dass Bella und Edward den Einstellungen der Mormonen folgen? Wird das Buch Mormon auch nur in irgendeiner Weise erwähnt?
    Nein!

    Dass ein Christ nicht plötzlich unchristlich wird, das ist ja zu erwarten. Das heißt doch aber nicht, dass er seine Religion in den Mittelpunkt des Geschehens stellt.

    Und dass Millionen Fans auf der Welt angeblich von dieser Keuschheit in den Bann gezogen werden, ah, lächerlich!
    Die Erotik, die durch das „es geht noch nicht“ entsteht, ist sicherlich ein wichtiger und prickelnder Aspekt. Aber es ist nicht das gleiche, wie Abstinenz aufgrund von reliogösen Vorstellungen.

  • Antworten holly Januar 28, 2009 um 8:01 pm

    @Sternwanderer: Huh, ja, Guido Knopp, der Liebling aller faulen Geschichtslehrer… emotional aufgeladene Reportagen mit teilweise zweifelhaften Zeitzeugen. Setzt man den Kindern vor und redet dann nicht über Medienkompetenzen… UNGUT. ( Gut, dass die neue Lehrergeneration sowas lernt, nich? )
    Ich würde übrigens sagen, asexuell ist das falsche Wort, denn asexuell sind sie ja jetzt doch nicht. ^^ Asexualität bedeutet, dass man kein Interesse hat an Sex. Aber das Interesse besteht ja deutlich auf beiden Seiten, sie DENKEN nur darüber nach, was sie tun, wie sie es tun, unter welchen Umständen sie es tun und was möglich ist zu tun, bevor sie es tun.

  • Antworten Kirsten Marohn Januar 29, 2009 um 6:41 pm

    Das ist wieder so eine typisch deutsche Berichterstattung, wie sie mir in letzter Zeit immer öfters begegnet: Jammern auf hohem Niveau.
    Statt froh zu sein, dass den jungen Lesern ein Buch gefällt, in dem es mal nicht um Sex geht, in dem propagiert wird, das Ganze ruhig angehen zu lassen, aus welchen Gründen auch immer, wird das bejammert. Wäre ich Mutter von einer begeisterten Tochter, die die Bücher verschlingt, könnte ich mir wahrlich schlimmeres vorstellen, als dass ihr diese Moralvorstellung nahe gelegt wird. Ich glaube nicht, dass durch die Lektüre dieses Buch die Gefahr besteht, dass hunderttausende junge Leute zum Mormonentum überlaufen. Und wo wir schon bei Propaganda sind: Viel schlimmer finde ich die letzte Aussage dieses Berichts, dass dieses Buch nur etwas für weibliche Leser sei. DAS nenne ich doch mal ein überholtes Rollenklischee.

  • Antworten Maren Januar 29, 2009 um 8:10 pm

    Ich glaube schon, dass das ZDF sich darum geschert hat, was in den Büchern steht. Zumindest den 1. Band kenne ich ja nun schon, und den habe ich ähnlich gelesen und verstanden.

    Hast du dich denn mit dem Weltbild der Mormonen mal auseinandergestzt? Wäre an dieser Stelle eventuell nicht ganz verkehrt, denn dann erkennt man ziemlich schnell, dass Meyer sehr wohl ihre religiösen Ansichten in diesem Buch transportiert – wenn auch nicht als offensichtlich religiös motiviert erkennbar.

    Fest steht: Enthaltsamkeit in vielerlei Hinsicht ist in dem Buch ein sehr zentrales Thema. Die Gründe für diese Enthaltsamkeit werden zumindest im ersten Teil nicht wirklich zufriedenstellend geklärt, das bleibt also der Interpretation des Lesers überlassen. Es wird lediglich über hunderte von Seiten breitgewalzt WIE prima enthaltsam die beiden sind, und wie toll sich vor allem Edward dabei hält, obwohl er doch so gerne mal würde. Und allein die Tatsache, dass das ganze Buch hindurch immer und immer wieder betont wird, wie sehr sich beide beherrschen etc., das hat für mich schon propagandaähnliche (!) Züge gehabt.

    Ein weiterer Punkt, an dem ich mich gestört und den ich für sehr widernatürlich gehalten habe, ist Bellas Eigenschaft als Hausmuttchen. Mit 17 (!!) kocht, wäscht und putzt sie für ihre Papa, als wäre nichts dabei. Passt auch gut in die Vorstellung, die Mormonen von der Rolle der Frau haben.

    „Propaganda“ ist in diesem Zusammenhang wohl ein bisschen überspitzt. Ich glaube nicht, dass Meyer mit dem Buch irgendwen zum Mormonismus bekehren wollte, aber dass ihre offensichtlich sehr konservative Weltanschauung geradezu das Fundament für dieses Buch bildet, finde ich schwer zu übersehen.

  • Antworten Lilly Januar 29, 2009 um 9:16 pm

    @ Maren:

    Das sage ich ja auch- dass sicher etwas von ihr und ihrem Blick auf die Welt in diesem Buch steht.
    Aber reiten wir mal wieder auf exakte Wortdefinitionen herum, dann sagt uns Tante Wiki folgendes:

    Propaganda bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zu steuern, zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion.

    Denkst Du, dass Meyer ihre Bücher geschrieben hat, um Leute von ihrer Religion zu überzeugen?
    Siehst Du wirklich irgendwo den Aufruf zur Keuschheit?

    Egal, wie sie denkt und was sie schreibt, das Ganze bezieht sich immer nur auf Bellas und Edwards spezielle Situation. Nicht ansatzweise ist zu erkennen, dass in dem Buch generell irgendwas verpönt oder als für alle richtig dargestellt wird.

    Und das ZDF hat sich nicht nur auf den ersten Band bezogen. Die anderen laufen ganz klar in eine andere Richtung … zeigen, dass die Notwendigkeit der Abstinenz nicht wirklich mit dem Willen zu vereinbaren ist.
    Aber ich möchte Dir da noch nicht allzu viel vorwegnehmen 🙂

  • Antworten Lilly Januar 29, 2009 um 9:27 pm

    Ach- und ich habe als Teenager auch gekocht, meine kleine Schwester vom Kindergarten abgeholt und ihr Babysitter gespielt.
    Und ich halte wenig davon, dass sehr junge Menschen schon miteinander schlafen.
    Und nun?
    Propagiere ich dadurch irgendwas?

    Abgesehen davon finde ich die Ansichten von Mormonen überhaupt nicht verkehrt.
    Sie gehen lediglich davon aus, dass die Bibel gekürzt worden ist und viele wertvolle andere Bücher darin fehlen.
    Sehe ich genauso.
    Desweiteren glauben sie daran, dass Gott einmal selbst Mensch war und jeder Mensch auch göttlich werden kann.
    Nun, warum nicht?

    Und von ihren Moralvorstellungen unterscheiden sie sich nicht groß von anderen Christen- liebe deinen Nächsten, verehre Deine Familie usw.
    Ich glaube kaum, dass dort irgendwo zur Hausmütterlichkeit aufgerufen wird.

    Es wird auch gern gesagt Meyer selbst sei nur eine Hausfrau, die keine anderen Ziele, als Familie hat.
    Da frage ich mich aber, warum sie studiert hat – und mit 36 (?) Jahren fünf weltweit erfolgreiche Bücher heraus gebracht hat.
    Ist das Handwerk der Schriftstellerei kein Beruf?

    Die Frau wird in dieser Religion nicht hinter dem Herd gesehen, sondern als gleichwertiger Partner:

    Die Ehe gibt keinem Partner das Recht, über den anderen zu herrschen oder ihn zu misbrauchen. Vielmehr sollen Mann und Frau einander als gleichrangige Partner beistehen.

    Ich hab das Gefühl, dass etwas nicht allzu bekanntes, was mit dem Thema Religion zusammenhängt, immer kritisch beäugt wird und man oftmals zu falschen Schlüssen kommt.
    Ob John Irving nun Protestant ist oder nicht, das interessiert doch auch keine Sau, oder?

  • Antworten Maren Januar 29, 2009 um 10:01 pm

    Denkst Du, dass Meyer ihre Bücher geschrieben hat, um Leute von ihrer Religion zu überzeugen?

    Nein, aber von Religion steht in deiner zitierten Wortdefinition ja auch nichts drin 😉 Einen „Aufruf“ zur Keuschheit dagegen oder nein, sagen wir: Die Glorifizierung dessen kann ich herauslesen, ja.
    Ich denke nicht, dass sie irgendwem eine Meinung AUFDRÜCKEN wollte, aber so wie sie einige Dinge konstant hervorherbt und auch ein wenig glorifiziert, erkenne ich da schon ein gewisses Propagandieren ihres Weltbildes. Was ja jetzt kein so Schreckliches ist, das wollte ich damit nicht sagen.

    Und natürlich bezieht sich das alles erstmal nur auf Bella & Edward. Das ist aber in jedem Buch so, dass sich nur auf diese konkrete Handlung und Geschichte bezogen wird. Trotzdem kann man darüber hinaus aus vielen Büchern etwas herauslesen und Intentionen etc interpretieren. Du sprachst ja selbst neulich von einem tieferen Sinn der Geschichte, also muss es ja etwas „Allgemeingültiges“ geben, was auch du über die Geschichte von Bella & Edward hinaus in dem Buch/der Serie siehst.

    Ich denke, du verstehst den Unterschied ganz gut, der dazwischen besteht, ob DU als Teenager deine Eltern bekocht und ihnen den Haushalt geführt hast oder ob du ein Buch darüber schreibst und in diesem Buch diese Tatsachen fortlaufend wiederholst und als normal oder nachahmenswert beschreibst. 😉
    Dass die religiöse Überzeugung von Autoren selten von Interesse ist, da hast du recht, ja. Dass es in diesem Falle aber immer wieder diskutiert wird, zeigt meiner Meinung nach durchaus, wie Frau Meyers Wertevorstellungen aufgenommen werden, denn wenn man den Hintergrund kennt, merkt man, dass sie von ihrer religiösen Auffassung stark eingefärbt sind.

    Es ist ja nicht verkehrt, aus welchen Gründen auch immer, enthaltsam zu leben, wenn man das gerne möchte. Das Gegenteil davon ist allerdings auch nicht verkehrt. Ich denke, wer Sex haben möchte, der solls ruhig machen. Schadet doch auch niemandem (wenn man ein paar Grundregeln einhält). Die Gründe für Bellas & Edwards Keuschheit finde ich persönlich sehr schwammig und unzureichend erklärt, und das ist es, was mich eigentlich stört – in Verbindung mit dem permanenten Daraufherumreiten, wie schön sich die beiden zusammenreißen können, obwohl sie es beide ja eigentlich gar nicht wirklich wollen.

    Bella ist für mich ein unselbständiges, völlig von Edward abhängiges Puttchen, und das passt für mich hierzu:

    Die Rolle der Mormonenfrau ist die einer Ehefrau und Mutter, die ihren Priester-Ehemann (oder -Vater) ehrt und ihm gehorcht.

    Bella himmelt Edward ja bedingungslos an und folgt ihm überallhin.
    Nochmal: Ja – diese Auffassung gibt es auch in anderen Reliogionen und ist vermutlich oft sogar glaubensunabhängig. Das will ich auch gar nicht als Bekehrungsvesuch oder „Aufruf“ zu irgendwelchen Handlungsweisen oder Konvertierung zum Mormonentum aufgefasst haben, nur: es wid so penetrant vorgetragen in diesem Buch, dass daraus Meyers Weltbild überdeutlich ersichtlich wird.

    Ich find das jetzt alles gar nicht weiter schlimm. Wie hier schon mehrmals gesgat wurde, die persönliche Weltanschauung ist nunmal ein zentraler Bestandteil der eigenen Persönlichkeit, und ich bin sicher, dass das bei den allermeisten Schriftstellern in ihre Werke mit einfließt. Davon leben Bücher ja mitunter auch, sonst wäre alles der gleiche Einheitsbrei.
    Dass die beiden keinen Sex haben, ist mir auch letztlich egal. Gestört hat mich nur, dass dies das zentrale Thema war, und ich frage mich warum – wenn nicht zu Propagandazwecken? Es war Meyer ja offenbar unglaublich wichtig, das darzustellen. Ich dachte mir manchmal, entweder sollen sies jetzt machen und gut ist, oder sie lassens bleiben, aber reden auch nicht ständig darüber. Zumal das Thema Enthaltsamkeit auch noch auf mehreren Ebenen stattfand, denn das Beißen bzw Nichtbeißendürfen habe ich ebenfalls als Plädoyer für Enthaltsamkeit gelesen, und das war mir dann doch bpschn zu viel des Guten 😉

    Die Einstellung an sich ist vollkommen OK, aber die Tatsache, dass es in gut drei Viertel dieses Buches um fast nichts anderes geht, macht es für mich zu einer gewissen „Propaganda“ (wenn auch nicht zwingend einer religiösen).

  • Antworten Lilly Januar 29, 2009 um 10:46 pm

    Hm, warte einfach mal ab, wie es in den nächsten Büchern weitergeht. ^^
    Ich weiß, dass Du nur das beurteilst, was Du gelesen hast – und (zurecht) forderst, dass Geschichten im Einzelnen abgeschlossen und rund sind, selbst wenn sie zu einer Reihe gehören.

    Dennoch- die Gesamtheit aller vier Bände enthält die Wahrheit, würde ich sagen.
    Der Grund, warum Edward Angst davor hat mit Bella zu schlafen, wird noch allzu deutlich.
    Auch wenn Meyer es so verpackt hat, weil sie sich schuldig gefühlt hätte Teenager vor der Ehe Sex haben zu lassen, hat sie es so geschickt gemacht, dass er Grund überaus plausibel ist.

  • Antworten Maren Januar 29, 2009 um 10:54 pm

    OK, dann warte ich einfach mal ab, wie die restlichen 3 Teile verlaufen und bilde mir dann eine umfassendere Meinung über die Serie als Gesamtheit, vllt bin ich dann schlauer.

    Mit New Moon fange ich vermutlich am Wochenende an, oder Anfang nächster Woche. Und dann mal sehen, wie schnell aufeinanderfolgend ich die restlichen Folgebände lesen werde… Bin ja doch ein wenig gespannt, obwohl ich mir dummerweise schon viel habe verraten lassen, da ich ja bis vor kurzem der Meinung war, ich würde niiienienieniemals Twilight lesen. So ein Mist.

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