FASHION INSIDER MAGAZIN Modeblog

Scheck lästert über Bestseller

druckfrischLesen und Schreiben konnte Denis Scheck schon mit sechs, sagt Wikipedia. Ob ihm das Schnacken damals auch schon so leicht fiel?
Zugegeben, seine Karriere ist beeindruckend; als Wissenschaftler (zumindest auf Gästebasis) im Literaturbereich hat er auch einen unglaublich reichen und bunten Wortschatz. Aber was stellt er denn de facto damit an? Wie nutzt er ihn?
Als Theorie. Als Hauch einer Ahnung, was er leisten könnte. Er produziert nicht, er kritisiert. Er unterhält natürlich auch, keine Frage. Aber sollten sich Entertainer aber wirklich mit ihrem Intellekt brüsten?
Herr Scheck mag vieles können, vor allem kann er reden, aber nach meinen Recherchen ist mir nicht ein Romanprojekt, geschweige denn ein Bestseller aufgefallen, an dem er beteiligt gewesen ist. Das könnte bedeuten, dass er sich tatsächlich nur als Theoretiker sieht und an der Schriftstellerei kein großes Interesse hat, ferner könnte man aber auch davon ausgehen, dass er Prosa nicht beherrscht.
Selbstverständlich vermag ich nicht zu behaupten, was der ARD-Kritiker in seinen Schubladen aufbewahrt, wohl aber weiß ich, was für ein unglaublicher Kraftakt es ist ein logisch aneinandergereihtes und ein einigermaßen unterhaltsames Manuskript zu entwerfen.

Getreu Italo Svevo, der folgendes sagte:

Wer da glaubt, einen Roman anfertigen zu können, indem er täglich eine halbe Stunde daran schreibt und weiter nichts, irrt sich gründlich.

… glaube ich daran, dass eben nicht Jeder ein Buch schreiben, geschweige denn veröffentlichen kann.
Der Grundtenor für eine solche Leistung sollte also in erster Linie eines sein: Respekt! Respekt, den Scheck nicht für nötig hält.
In der gestrigen Druckfrisch-Ausgabe hat er wieder mal keine Gelegenheit ausgelassen, um Bestseller-Autoren zu verhöhnen, nicht nur durch Aussagen, sondern auch durch die symbolische Beförderung des Buches in Richtung Müll.
Sehen kann man diesen Ausschnitt hier.

Schon in der Vergangenheit habe ich mich Aussagen gegenüber kritisch verhalten, die das verreißen, was vielen Menschen am Herzen liegt. Jeder hat seine Meinung, aber trotzdem gelten die Faustregeln, dass a) der Ton die Musik macht und b) Meinungen Gegenmeinungen provozieren, die die gleiche Daseinsberechtigung haben.

Zu „Alle sieben Wellen“ fiel ihm folgendes ein:

Die überflüssige Fortsetzung eines überschätzten Romans.

Ja. Ich bin mir sicher Herr Scheck, dass SIE genau wissen, was für MICH und für viele andere Leser überflüssig ist. Denn Geschmäcker sind nicht verschieden, oder?

Zu „Leichenblässe“ stelle er diese dümmlich-rhetorische Frage:

Mal ehrlich- wollen sie wirklich noch ein Buch über einen Serienkiller lesen?

(natürlich will man das nicht … darum erfreuen sich ja gerade diese Sorte Krimis konstanter Beliebtheit)

Aber sein ungetrübter Läster-Klassiker scheinen Stephenie Meyers Romane zu sein. Weil er neidisch ist? Weil er Romantik nicht versteht? Weil es ihn verrückt macht, dass etwas Erfolg hat, dem er keinen Nachdruck verleihen kann? Man weiß es nicht. Aber mit seinem, Verlaub- unglaublich dummen und undurchdachten Kommentar zu ihren Werken hat er den Vogel abgeschossen:

Versteckt unter dem sämigen Sprachbrei findet sich stahlharte Ideologie: „Mädels spart Euch bis zur Hochzeit auf und verwandelt Euch daraufhin in willige Gebärmaschinen und überlasst alle wichtigen Entscheidungen am besten Euren weisen Alforderen!“, ruft die Mormonin Meyer ihren Leserinnen zu. Wenn sie mich fragen: Hier ist jemanden nicht von einem Vampir, sondern vom wilden Affen gebissen worden.

Über die Ideologie braucht man gar nicht zu reden. Schwachsinn! Und die Sprache? Dann ist sie eben sämig und breiig. Aber Meyer veranlasst die Menschen zum Lesen.
Lesen ist toll und lesen ist wichtig. Kommt es wirklich darauf an, was es ist oder wie hoch Sprachwissenschaftler den literarischen Wert einschätzen?
Bei Katha habe ich dazu folgendes Zitat von Walter Moers gefunden und ich möchte diesem beipflichten:

Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die
Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur – aber lest!
Lest! Sonst seid ihr verloren!

Bringt Scheck die Menschen wirklich zum Lesen, indem er ein subjektives Qualitätssiegel auf das setzt, was seinen eigenen Ansprüchen genügt und das als Schund verurteilt, was ihm nicht genehm ist? Unwahrscheinlich.
Sollte das aber nicht das oberste Ziel sein?

Bild: home.vr-web.de

Die mobile Version verlassen