Das klingt paradox? Ja, ein wenig.
Aber eigentlich ist es ganz schnell erklärt. Ich habe seit jeher eine Abneigung für diese Art Bücher, ohne je eines gelesen zu haben. Das bedeutet im Grunde genommen nur, dass ich voller Vorurteile bin und nicht wirklich mitreden dürfte. Dem möchte ich Abhilfe verschaffen.
Aber zunächst: Chick-lit, was ist das eigentlich?
Die aktuelle Ausgabe des Bücher-Magazins behandelt dieses Thema und grenzt es in der Artikelheadline folgender Maßen ein:
Böse ausgedrückt: Seichte Literatur für junge Frauen. Nett gesagt: Leichte Lektüre über die ewigen Themen Liebe, Beruf, Männer. Und das alles mit einem großen Schuss Glamour.
Viele zählen dazu gern kitschige Jugendromane wie Twilight oder Liebesschmöker und Nackenbeißer. Ich habe das immer anders gesehen und Wikipedia gibt mir recht:
Although usually including romantic elements, women’s fiction (including chick lit) is generally not considered a direct subcategory of the romance novel genre, because in women’s fiction the heroine’s relationship with her family or friends may be just as important as her relationship with the hero.
Was genau schmeckt mir an dieser Kategorisierung also nicht?
Da hätten wir die Ausrichtung auf Frauen zwischen 20 und 40. Das sind Frauen in meinem Umfeld.
Die Heldinnen sind oft intelligente, zumindest aber sehr humorvolle Frauen, denen Sarkasmus und Ironie nicht fremd sind. Das sind Frauen in meinem Umfeld.
Die Themen kreisen um Mode, Shopping und Make-up, Männer, Läster-Attacken, Babys, einsamen Singledasein und Karriere. Und noch mal: das sind Frauen in meinem Umfeld.
Frauen, die sich als den Nabel der Welt betrachten, mit Vorliebe BWL studieren oder als Büroangestellte arbeiten, die eine Fotogalerie um einem Umfang von über 100 Alben bei studivz und Co. Präsentieren, auf Fotos ihre sorgfältig angemalten Lippen spitzen, auf hohen Absätzen herumstolzieren, fast ihre komplette Freizeit in Clubs verbringen (oder eben dort, wo die Männer sind), nicht mit ihren Reizen geizen, aber keinen Moment zögern würden eine Lady, die knapper angezogen ist, als sie selbst, als billig oder gern auch als Schlampe zu bezeichnen … natürlich hinter hervorgehaltener Hand, um kurz darauf mit ihren Genossinnen in lauten Kicherparaden auszubrechen.
Für diese Art von Frauen ist es wichtig, dass sie mindestens 50 Paar Schuhe besitzen und mindestens genauso viele Ohrringe und Accessoires, die farblich auf’s Gesamtoutfit abgestimmt werden.
Vielleicht haben auch diese Damen ernst zu nehmende Probleme. Vielleicht sind sie liebenswürdig oder sogar witzig. Aber sie langweilen mich. Sie öden mich mit all ihren Sex and the City-Klischees an.
Wenn ich ein Buch zur Hand nehme, dann erwarte ich Fiktion und nicht meine Realität. Ich möchte in Welten flüchten, in denen Menschen echte Individualisten sind. Ich möchte mit ihnen etwas anderes unternehmen, als Männer aufreißen oder mir ihr mein Baby ist das Tollste– Übermütter-Geplapper anzuhören.
Ich reise gern in die Vergangenheit, trotze Vorurteilen oder fliege mit einem Drachen durch die Gegend. Ich liebe es tapferen Polizisten über die Schultern zu schauen und Grundbegriffe der Forensik zu lernen oder mich mit einem Protagonisten unter der Bettdecke zu gruseln, weil unterm Bett schaurige Geräusche ertönen. Ich bin gern in Schweden und hacke Computer, in Amerika auf dem Land und lerne tolle und ungewöhnliche Menschen kennen. Ich möchte mit Pferden durch wilde Landschaften reiten, mit mutigen Helden für Menschenrecht kämpfen, die Welt entdecken, mich drehen bis mir schwindelig wird, um mich dann auf einer blühenden Wiese fallen zu lassen und die Wolken im vorbeiziehen beobachten. Ich möchte weinen, weil ich Sätze wie You are my life now lese oder weil ich mit einem kleinen Jungen im KZ sterbe. Weinen, weil mich die Tiefe berührt, weil ich dem Sinn des Lebens auf die Schliche komme, weil ich Poesie liebe und weil ich will, dass alles eine Bedeutung hat.
Ich lese Bücher, um mich zu verlieren und mich zu finden. Beides gleichzeitig. Aber ich möchte kein Abbild von dem Teil der Menschen, die ich am uninteressantesten finde und denen ich doch jeden Tag begegnen muss.
Um auf die Widersprüchlichkeit zu sprechen zu kommen:
Trotzdem bin ich bereit etwas, das von vielen als gut befunden wird, zu testen. Erst dann kann ich mich selbst ernst nehmen und kann beruhigt lächeln, wenn mir von allen Seiten wieder nur diese Art von Büchern empfohlen wird. Ich werde dann keine Angst mehr haben mir irgendetwas Wichtiges und Außergewöhnliches entgehen zu lassen.
Außerdem haben wir Sommer. Wie bei der Auswertung der Blogparade schon angesprochen, ist das die Zeit der lockeren Bücher. Wenn man am Strand liegt, die Sonne und die Luft genießt, dann fällt es nicht allzu sehr ins Gewicht, wenn man ein grausames Buch liest. Denn wirklich verschwendet ist die Zeit ja nicht.
Deswegen meine Frage an Euch. Was hat Euch in der Hinsicht gefallen? Habt ihr Empfehlungen?