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Nicholas Sparks – Das Wunder eines Augenblicks

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Wie schon an anderer Stelle gebeichtet, habe ich mich – erneut! – verführen lassen, einen Nicholas Sparks Roman zu kaufen. Bei Jokers gab es das, zugegeben, wirklich hübsche Hardcover für 7.95 Euro statt der üblichen 19.95 Euro. Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen, dachte ich mir, und es sollte sich herausstellen, dass ich tatsächlich nicht so falsch lag.

Nicholas Sparks Romane können seicht und kitschig sein, wie „Du bist nie allein“ oder „Ein Tag wie ein Leben“ beweisen. Oder aber es entstehen kleine Einode wie „Das Schweigen des Glücks“, wo Sparks die Erfahrungen mit seinem autistischen Sohn in einer Liebesgeschichte verarbeitet oder „Nah und Fern“, was eigentlich oberflächlich gesehen die Beschreibung einer Weltreise ist, die Sparks Anfang 2000 mit seinem Bruder unternommen hat, auf zweiter Ebene jedoch die sehr bewegende Geschichte seines eigenen Lebens erzählt. Wer weiß schon, dass Sparks recht früh durch dramatische Umstände seine Eltern verlor und dass kurz darauf seine Schwester an einem Gehirntumor starb? Dass seine Bücher dennoch – oder vielleicht gerade? – derart viel Hoffnung versprühen, versetzt mich immer wieder in ungläubiges Staunen. Aber vielleicht ist das auch mein Problem – mein Glaube, bzw. mein nicht vorhandener Glaube.

Sparks ist am besten, wenn er neben der eigentlichen Liebesgeschichte prarallel einen Cliffhänger mitlaufen lässt, wie der Autismus des Kindes in „Das Schweigen des Glücks“ oder in „Nah und Fern“ die Leidensgeschichte seiner Familie. Wer Sparks Romane etwas kennt, weiß auch, dass er nicht davor zurückschreckt, das Thema Tod einzubinden. Nicht selten passiert es, dass einer der Protagonisten im Verlauf der Geschichte stirbt, etwas, das diesen Autor meiner Meinung nach von anderen Schriftstellern des seichten Millieus abhebt.

„Das Wunder eines Augenblicks“ ist ein Zwischending. Das Buch reiht sich ein zwischen den Kleinoden und den seichten Romanen Sparks. Der Roman braucht etwas Anlaufzeit, driftet zwischendurch in dümpelnde Eheromantik ab, ist sich nicht zu schade, banale Dialoge zu präsentieren und reißt doch am Ende das Ruder noch einmal herum.

Es geht um die Ehe von Jeremy und Lexie, die sich nach wenigen Wochen bereits verloben und aus New York City in das heimelige Südstaatendörfchen Bone Creek ziehen. Bis dahin läuft alles in der üblichen Sparks Manier ab – die zwitschernden, ständig besorgten bis hin zur Aufdringlichkeit mutierenden Kleinstadtbewohner, die über alles und jeden Bescheid wissen, die Ehegespräche, bei denen man sich des öfteren fragt, wie Sparks zu seinen 5 Kindern gekommen ist bis hin zu den gelungenen Landschaftsbeschreibungen, die hier jedoch deutlich weniger zu Tage treten, als sie es in den sonstigen Sparks Romanen dürfen.
Lexie ist schwanger und bald dreht sich alles um die Geburt des Kindes. Als Nebengeschichte läuft Jeremys schwelende Eifersucht und seine Schreibblockade, die es ihm unmöglich macht, seinem Job als Kolumnenschreiber nachzugehen. Das alles ist aber nur Deko am Rande. Als die ersten Komplikationen in der Schwangerschaft auftreten und bei der Ultraschalluntersuchung eine Gefahrenquelle für Mutter und Kind entdeckt wird, wird’s spannend.

Das Ende ging mir persönlich sehr an die Nieren, etwas, womit ich nach den vorangegangenen 300 dahinplätschernden Seiten nicht gerechnet hatte. Ich musste an vielen Stellen schlucken und war überrascht, wie der Roman an Tiefe zunahm. Dass Sparks es schafft, trotz allen Schicksalsschläge – sowohl in persönlicher als auch in Roman-präsenter Hinsicht – das Ruder herumzureißen und auf den letzten Seiten Hoffnung zu vermitteln und den Leser mit einem guten, warmen Gefühl in die Welt zu entlassen, rechne ich ihm hoch an. Wenn ein Buch es schafft, dass man sich nach seiner Lektüre besser fühlt und das Leben wieder positiver sieht, hat es meiner Ansicht nach seinen Sinn mehr als befriedigend erfüllt.

Wer es mal mit Sparks versuchen will, dem möchte ich „Das Schweigen des Glücks“ und die Mischung aus Biographie und Reisebericht „Nah und Fern“ ans Herz legen.

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