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Interview mit Petra A. Bauer

Mal wieder habe ich eine interessante Persönlichkeit für ein Interview gewinnen können. Diesmal ist es die Berliner Autorin und Journalistin Petra A. Bauer, über welche in an dieser Stelle schon einmal berichtet habe.
Sie plaudert aus ihrem Leben und hält dabei viele interessante und hilfreiche Informationen bereit.


Lilly: Hallo Petra. Du bist im Netz überaus präsent, offen für alles Neue – vor allem, wenn es technisch ist – schreibst Artikel, Bücher und betreust vier Kinder. Was ist dein Geheimnis? Woher nimmst du diese Energie?

Petra: Das wüsste ich auch gerne 😉 Vermutlich liegt das Geheimnis darin, dass ich alles, was ich mache gerne tue.

Lilly: Zugegeben, ich habe deinen Berlin Krimi „Wer zuletzt lacht, lebt noch“ noch nicht gelesen. Aber, trauen wir einmal den Rezensionen, hat dieser ja einen äußerst positiven Anklang gefunden.
Wie bist du darauf gekommen einen Kriminalroman zu schreiben?

Petra: Momo Evers, die Lektorin, die im Mitteldeutschen Verlag die Reihe „Tatort Ost“ aus der Taufe gehoben hat, hatte mir damals angeboten, den ersten Krimi dieser Reihe zu schreiben. Ich bin schon lange Fan skandinavischer Krimis, daher habe ich mich über diesen Auftrag sehr gefreut.
Du solltest den Krimi wirklich mal lesen 😉

Lilly: Das werde ich sehr bald. Versprochen!
Hast du das Handwerk Schreiben irgendwo gelernt, oder hat sich das mit der Zeit und den Erfahrungen ergeben?

Petra: Ich habe kein Diplom einer Schreibschule an der Wand hängen – da hängt nur mein Stadtplanungsdiplom, und das ist auch das einzige, zu was es je nütze war: Als Wandschmuck 😉
Wie so viele meiner Kollegen bin ich Autodidaktin. Ich habe schon als Kind viel geschrieben: Kein Brief verließ meine Obhut, ohne dass ich ihn nicht mehrfach gelesen und ggf. verändert oder gar neu geschrieben habe. Ich habe damals daraufhin von Freunden und Verwandten positives Feedback für meinen Schreibstil bekommen. Aus heutiger Sicht seltsam für ein Grundschulkind.
Journalistisches Schreiben habe ich mir in einem langen Prozess angeeignet. Das fing ebenfalls in der (Grund)Schule an, mit Schülerzeitungen und Artikeln für die Kinderseite der Berliner Morgenpost. Als ich dann selbst Kinder an einer Schule hatte, beklagte ich den mangelnden Informationsfluss und gründete kurzerhand eine Schulinformationszeitung, die ich mit drei anderen Müttern stemmte. Wir produzierten innerhalb von vier Jahren 16 Ausgaben, die bis zu 24 Seiten stark waren und einer „echten“ Zeitung schon sehr nahe kamen. Damals las ich mich durch Berge von Büchern zum Thema „Journalistisches Schreiben“. Schließlich war ich Chefredakteurin, Herausgeberin und lieferte den größten Teil des Contents. Nur eine Schulzeitung? Vielleicht. Aber da ich mit meinem Namen dafür stand, sollte es „close to perfect“ sein. Wenn ich heute die erste Ausgabe mit der letzten vergleiche, stelle ich fest, dass ich in dieser Zeit wirklich viel gelernt habe.
Als ich im Jahr 1995 meine ersten Versuche machte, tatsächlich ein Buch zu verfassen, schrieb ich einfach drauflos. Ich glaube nicht, dass es richtig schlecht war, aber spätestens auf Seite 70 (einzeilig, keine Normseiten, damals wusste ich noch nicht einmal, dass es so etwas gibt) hatte ich mich immer so verfranzt, dass ich gar nicht wusste, wie meine Protagonisten weitermachen sollten.
Im Jahr 2000 begann ich Autorenratgeber zu lesen. Die Übungen habe ich nie gemacht, weil sie nie zu dem passten, was ich schreiben wollte, und ich wollte nicht im luftleeren Raum üben. Aber ich habe einige hilfreiche Tipps mitgenommen. Ich lese beispielsweise bewusst Bücher, die handwerklich nicht so gut gelungen sind, und analysiere dann, woran das eigentlich liegt. Das fällt mir leichter, als ein gutes Buch darauf zu überprüfen, weshalb es so gut ist. Denn ehe ich mich versehe, habe ich mich wieder darin festgelesen und vergesse die Analyse 😉 Und das selbst bei Büchern, die ich kurz zuvor schon einmal zum Vergnügen gelesen habe.
Ich habe in den Büchern viel über Figuren- und Plotentwicklung gelernt. Das hat mir dann auch geholfen, endlich ein Buch fertigzuschreiben. Ich habe dieses erste Werk (ein Jugendbuch) nie jemandem ernsthaft angeboten. Es war für mich selbst der Beweis, dass ich es schaffen kann, ein ganzes Buch bis zum Ende durchzuhalten.
Erst im Jahr 2007 habe ich dann Drehbuchseminare besucht, aus denen ich auch für meine Bücher noch Anregungen mitnehmen konnte, wie ich es noch besser machen kann.

Lilly: Bist du auch der Meinung, dass jeder mit Ausdauer und starkem Willen einem Mammutprojekt, wie einen Roman zu entwickeln, gewachsen ist, oder gehört dazu auch ein gewisses Talent?

Petra: Wie du schon sagtest, Ausdauer und starker Willen sind in jedem Fall nötig, um ein Buch auch zum Abschluss zu bringen, und diese Eigenschaften sind nicht jedem gegeben.
Zudem ist ein gewisses literarisches Basistalent hilfreich, denn wenn jemand auf Kriegsfuß mit Worten steht, wie soll dann ein Text dabei herauskommen, den Menschen gerne lesen? Das wäre in etwa so, als wollte ich eine Karriere als Mathematikerin anstreben. Ich wäre von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Doch ich denke, wenn jemand liebt, was er tut, muss diese Basis ja vorhanden sein.
Ich sage Basistalent, weil ich denke, dass sich dieses von echtem Talent noch unterscheidet. Wer wirklich talentiert ist, wird es leichter haben: Wer schon immer eine gut ausgebildete Feinmotorik hatte, wird weniger Mühe haben ein sehr guter Jongleur zu werden, als ein „Grobmotoriker“, der Jonglieren unglaublich toll findet, und es unbedingt erlernen will. Auch er kann es schaffen, kann sogar gut werden. Aber er wird länger dafür brauchen, weil er Grundtechniken erlernen muss, die dem talentierten Jongleur wie selbstverständlich von der Hand gehen.

Wir haben also Ausdauer, starken Willen, und ein Grundtalent. Es fehlt noch etwas: Kritikfähigkeit und der Willen Neues zu lernen. Sonst wird das Mammutprojekt entwickelt und das Schreiben
durchgehalten, aber niemand will das Buch haben, weil der Stil vielleicht nicht lesekompatibel ist 😉

Ich denke da an eine Frau, über die ich einmal in einer Zeitung las. Sie wollte unbedingt ein Buch veröffentlichen, und hat viel Geld bezahlt, um sich diesen Traum zu erfüllen. Sie hat das Projekt also von A – Z durchgezogen. Anschließend ist sie von Buchhandlung zu Buchhandlung getingelt, aber die Buchhändler haben sich geweigert dieses Buch in ihr Sortiment aufzunehmen. Es war einfach zu schlecht, und das haben sie ihr auch gesagt. Das ist natürlich erst einmal bitter, und angesichts von über tausend Büchern, die im Schlafzimmer lagerten, wohl auch ein harter Brocken. Doch anstatt sich der Kritik zu stellen und an ihrem Handwerk zu arbeiten, hat sie auf selbem Niveau ein weiteres Buch geschrieben. Ich fürchte, die nächsten tausend Bücher werden auf Jahre hinaus den Zugang zum Bade- oder Wohnzimmer blockieren.

Lilly: Kritik annehmen ist also die Basis. Hast du einen weiteren Tipp für angehende Autoren?

Petra: Schreiben, schreiben, schreiben. Ihr müsst wirklich einen langen Atem haben, wenn ihr erfolgreich sein wollt. Reich und berühmt über Nacht – das läuft in dem Business nicht. Wer euch das weismachen will, verschweigt die vielen tausend Seiten, die er bis dahin geschrieben hat, ohne dass sie je Veröffentlichungsreife erreicht hätten. Was dann kommt – ob ein Buch die Bestsellerlisten erklimmt, oder trotz guter Qualität ewig im Keller des Vergessens schlummert, daran könnt ihr selbst nur wenig beeinflussen. Die Gesetze des Marktes hat wohl noch niemand völlig durchschaut – Marketing hin oder her. Wer vom Schreiben leben will, sollte also viele, viele Buchveröffentlichungen haben, und bis dahin ein anständiges finanzielles Polster.
Und vor der ersten Veröffentlichung solltet ihr euch Gedanken darüber machen, was ihr wollt: Der Weg ein fertiges Manuskript anzubieten, ist durchaus ein gangbarer. In Lektoraten anzurufen, zu fragen, ob gerade bestimmte Manuskripte gesucht werden, und dann dazu ein Exposé zu schicken, ist eine Methode, der für viele Autoren weniger frustrierend ist.

Lilly: Du hast diesen Weg bereits erfolgreich gemeistert. Aktuell arbeitest du an einer Krimireihe. Kannst du den Lesern etwas mehr dazu verraten?

Petra: Die Krimireihe „Es geschah in Berlin …“ hat sich Horst Bosetzky ausgedacht, das Berliner Krimi-Urgetein, besser bekannt als „-ky“.
Er ersann Kommissar Kappe, der 1910 aus Wendisch Rietz nach Berlin kommt, und hier seinen ersten Kriminalfall löst. Den ersten Band hat –ky natürlich selbst verfasst und schreibt auch zwischendurch immer mal einen. Die Reihe lebt jedoch davon, dass die Bände von unterschiedlichen Autoren verfasst werden. Vorgabe: Kappe muss darin vorkommen, die Bücher müssen jedoch nicht aus seiner Perspektive geschrieben werden. Alle 2 Jahre ist er in einen neuen Fall verwickelt.
Mich hatte „-ky“ gefragt, ob ich das Jahr 1926 übernehmen möchte, was ich auch gerne getan habe. „Unschuldsengel – Kappes neunter Fall“ erscheint im Frühjahr 2009 im Jaron Verlag.
Über den Fortgang der Arbeit daran berichte ich natürlich im autorenblog.writingwoman.de


Lilly: Liebe Petra. Ich danke dir sehr für dieses ausführliche Interview.

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1 Kommentar

  • Antworten KK 218: Petra A. Bauer - Unschuldsengel | Krimikiste August 21, 2009 um 7:01 am

    […] im Blog, bei Wikipedia und Twitter. ++ Besprechungen im Krimi-Forum und im Mehralstext-Blog. ++ Lilly Berry hat ein Interview mit der Autorin geführt. ++ Jetzt das Buch bei Amazon kaufen. ++   […]

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