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Erland Larsson – der Vater von Stieg

Im Krimiblog habe ich gestern einen Link zu einem tollen Interview gefunden.
Unser guter Stieg Larsson hat seinen Ruhm nicht mehr erleben dürfen; stattdessen stellt sich Erland Larsson, sein Vater, einigen allgemeinen Fragen:

klick mich

Besonders interessant finde ich, dass die Salander-Figur Charakteristiken seiner anorektischen Nichte Terese trägt, die am Computer auch recht flink ist.
Ich hab mich schon lange gefragt woher man wohl den Input für einen solchen Charakter bekommt.

Sehr schade hingegen finde ich, dass das, was ich und viele andere schon geahnt haben, sich bestätigt. Die Blomkvist-Salander Werke sollten keine Trilogie darstellen; Larsson arbeitete an einem vierten Buch.
250 Manuskriptseiten hatte er fertig gestellt, seine Partnerin Eva weigert sich aber sie herauszugeben.

Natürlich, das ganze ist unfertig. Aber ein Lektor könnte doch auf das bisher geschriebene einmal drüber schauen?
Und irgendwer, vielleicht Erland Larsson selbst, könnte mithilfe von Stiegs Notizen einen Schlusstext verfassen, in dem er erzählt wie die Geschichte ausgehen sollte.
Angebrochene Werke haben bei Goethe und Kafka doch auch funktioniert, oder?

Auf das die gute Eva irgendwann mal einen Geldmangel zu verzeichnen hat.
(… wobei bei dem anhaltenden Erfolg sicher niemand daran glaubt)

Foto: therapsheet.blogspot.com

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11 Kommentare

  • Antworten Eva Dezember 21, 2008 um 10:56 am

    Interessantes Interview, danke für den Link!

    Diese 250 Seiten würde ich auch gerne lesen… ich frage mich, was die Motivation ist, die nicht herauszugeben. Aber das muss man auch respektieren. Irgendwann werden wir es bestimmt lesen können, denke ich mal.

  • Antworten Tanja Küsters Dezember 21, 2008 um 5:54 pm

    Ich überlege auch gerade so für mich, im stillen Kämmerlein, warum die Seiten nicht veröffentlicht werden. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Mann erfolgreicher Schriftsteller war, ablebte und ein fast fertiges Skript geschrieben hat, dann würden mir viele Dinge durch den Kopf gehen:

    a) er hat es gechrieben, um es zu veröffentlichen, also sollte man das auch tun, aber es ist unfertig…

    b) es würde sich schon jemand finden, der es ergänzt, im Namen seiner…

    c) ich möchte etwas von meinem Mann haben, was nur mir gehört, was nur ich mit ihm teile, unabhängig von seinem Wunsch der vö…

    d) ich weiß noch gar nicht, was ich will, ich überlege noch…

    oder gar e) wir haben gemeinsam an seinem Sterbebett beschlossen, die Seiten nicht zu veröffentlichen, egal, wer oder was sich bietet…

    All das könnten ja Gründe sein. Ich persönliche denke, dass es genügend Literatur gibt, die man lesen kann, auch von ihm, so dass es nicht nötig ist, auf Teufel komm raus auf die vö zu warten. Wir wissen ja alle nicht, was dahinter steckt und ob überhaupt irgendwas dahinter steckt, etc.

    LG Tanja

  • Antworten Lilly Dezember 21, 2008 um 6:02 pm

    Ich habe mit einem schwedischen Freund gesprochen und es heißt wohl, dass man Angst hat, dass jemand anderes das Buch in seinem Namen fertig schreibt; dass es dann Kritiken hagelt usw.

    Am Sterbebett konnte er selbst ja nichts mehr beschlossen haben, denn es war ein plötzlicher Tod. Und ein Testament gab es auch nicht.

    Unfair finde ich es auch, weil er und Frau Eva nichtmal verheiratet waren. Eigentlich dürfte sie garkein Mitspracherecht haben.
    Du hast recht, Tanja, man kann genug von ihm lesen. Aber für echte Fans bedeutet auch ein angebrochener Roman etwas.
    Ich zumindest habe das Gefühl um ein Stück des Schriftstellers Stieg Larsson betrogen worden zu sein.

  • Antworten Sonja Dezember 21, 2008 um 9:56 pm

    Woran ist er denn gestorben? (Muss zugeben, dass ich nicht viel über den Herren weiß.)

  • Antworten Lilly Dezember 22, 2008 um 1:00 am

    Er hatte einen Herzinfarkt.
    Eigentlich genauso wie der Herausgeber der Svenska Morgenposten, falls du sein letztes Buch schon gelesen hast.
    Ironisch. 🙁

  • Antworten Kirsten Marohn Dezember 22, 2008 um 2:47 pm

    Ich finde, jeder Schriftsteller hat einen eigenen Stil, den niemand glaubwürdig kopieren kann – weder Vater noch Ehefrau noch der Lektor. Aus Sicht eines Lesers kann ich vollkommen nachvollziehen, dass man gerne die letzten 250 Seiten lesen möchte, und, wenn möglich, sogar als Manuskript vervollständigt als Buch vorliegen haben möchte.

    Aus Sicht des Autors muss ich jedoch sagen, wäre es mir persönlich ein Albtraum, mir vorzustellen, dass ein mir am Herzen liegendes Manuskript von jemand anderem als von mir selbst zu Ende gebracht wird. Wer sollte wissen, wie das Buch endet, wo ich das oftmals nicht mal selbst weiß, bzw. sich so ein Ende erst eben „am Ende“ abzeichnet? Eventuell würde man den bereits veröffentlichten ersten drei Teilen eine ganz neue Note aufdrücken bzw. Wende verleihen.

    Ich glaube, man hat diese 250 eben deshalb nicht veröffentlicht, um den bereits vorliegenden Werken nicht ins Handwerk zu pfuschen. Die Gefahr, einen vierten Teil herauszubringen, der den drei Vorgängern nicht gerecht werden könnte, ist groß. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn der vierte Roman z.B. ein Flop wird aufgrund eines abweichenden Schreibstils, Lücken der Glaubhaftigkeit, Ideen der Handlung etc.?
    Wie gesagt, als Leser kann ich das völlig verstehen, dass man alles lesen will, was irgendwie noch existiert, aber als Hinterbliebene würde ich nicht die Verantwortung übernehmen wollen, den vierten Teil zu vermasseln. Ich würde genauso handeln und den vierten Teil nicht veröffentlichen, auch schon aus Respekt dem Verstorbenen gegenüber.

  • Antworten Susanne Grädner März 14, 2009 um 2:18 am

    Was ist das denn hier?
    Die Frau, mit der er über 30 Jahre lang zusammengelebt hat, die soll kein Mitspracherecht haben, nur weil er nicht verheiratet war? Diese Frau hat er geliebt, sie war seine Vertraute, während er zu seinem Vater und seinem Bruder kaum einen Kontakt hatte.
    Mannomann, dass man solche Sätze in der heutigen Zeit noch lesen muß! Vielleicht solltet ihr auch einmal lesen, warum er nich geheiratet hat … um sie zu schützen, da er des öfteren von Nazis bedroht wurde.
    Ich kann sie sehr gut verstehen, denn er hätte zu Lebzeiten sicher auch kein unfertiges Buch auf den Markt gebracht.

  • Antworten Lilly März 14, 2009 um 4:41 am

    @Susanne:
    Du hast sicher recht.
    Mir selbst fällt es aber schwer mich in seine Partnerin hineinzuversetzen, weil ich ein Fan seiner Bücher bin und zu gern wüsste, was er sich als Nachfolgeroman vorgestellt hat.

    Und – um einmal frech zu werden – ich bin ziemlich sicher, dass die gute Eva sich irgendwann noch anders entscheiden wird.

    Ob sie ihn nun geliebt hat oder nicht, sie ist nicht Stieg Larsson. Wenn ich an ihn denke, dann sehe ich seinen vater noch viel eher als seinen Stellvertreter – seinen Erzeuger und „Erzieher“.

  • Antworten Susanne Grädner März 14, 2009 um 11:20 am

    Das sehe ich nicht so, er hatte kaum Kontakt zu seinem Vater und seinem Burder, weil sie sein politisches Engagement nicht schätzten. Er galt als einer der weltweit führenden Experten für Rechtsextremismus und Neonazismus, und dieses hat seine Frau mit ihm geteilt. DAS war sein Lebenswerk und nicht die Krimis.
    Es stimmt auch nicht, dass er seine Cousine zum Vorbild genommen hat, da merkt man, dass sein Vater ihn nicht kannte.
    Stieg Larsson selbst hatte gesagt, dass er sich überlegte, was wohl aus seinen Kinderhelden Pipi Langstrumpf und Kalle Blomquist geworden wären, wären sie erwachsen geworden. Und diese beiden Protagonisten verarbeitet er in seinen Krimis.
    Vieles auch hier zu lesen: http://www.inprekorr.de/446-stieg.htm

    Und was soll der vierte Band, das ist ein Manuskript und da ich selber mit einem Schriftsteller zusammen lebe, weiß ich, wie das aussieht, dass kann nur der Schreiber selbst beenden, ansonsten wäre das nicht mehr seins, sondern nur ein Buch, das jemand nach seinen Ideen geschrieben hat, und will man das?

  • Antworten Lilly März 14, 2009 um 7:22 pm

    Okay, das ist ein sehr extremer Artikel, den ich bisher noch nicht gelesen habe.
    Ich denke, wie gesagt, nur aus Sicht eines Fans; eines Fans seiner Krimis und nicht seiner journalistischen Arbeit.
    Ich weiß nicht, ob es unbedingt ein fehlerhaftes Manuskript ist, welches man das rausbringen sollte und als Roman verkauft.
    Aber vielleicht Fragmente- mit Kommentaren- ich sagte von seinem Vater – aber vielleicht wären sie von Eva sogar hilfreicher. (obwohl ich diesem Artikel, der viel zu einseitig ist, nicht alles abnehme)

    Vielleicht kaum zu vergleichen, aber Faust II ist auch erschienen und stellt trotz seiner Unvollständigkeit ein wertvolles Stück Literatur dar.

    Vielleicht denkt der eine da an perverse Geldmacherei, an Vermarktung jedes kleinen Hirnschiss‘. Ich seh das anders; ich bin da eher romantisch veranlagt: ein Roman ist eine Reise in eine andere Welt, ich versinke vollkommen darin und saug die Informationen gierig wie ein Staubsauger auf.
    Der letzte Band hat mich sehr unbefriedigend zurückgelannen. Von daher ist die Vorstellung zu erfahren, wie es weitergehen sollte, selbst wenn ich nichtmal Stiegs Worte selbst zu Gesicht bekomme, sehr verlockend. Und für andere Fans wird es sicher nicht groß anders sein.

    Das mit Pippi Langstrumpf finde ich aber einen totalen Lacher. Er scheint das zwar wirklich so gesagt zu haben. (laut Quellenangaben – obwohl ich mich frage, warum Interviews mit ihm geführt worden sind; da ich gehört habe, dass die Bücher erst nach seinem Tod veröffentlicht worden sind)
    Aber das, was man der Presse sagt und das, was man wirklich meint, sind immer noch zwei unterschiedliche paar Schuhe.
    „Pippi Lanstrumpf ist das stärkste, reichste und lustigste Mädchen auf dieser Welt.“
    Stark ist sie, reich später auch, aber woher hat Larsson den Rest?
    Einen Vater, für den sie nur Hass empfinden. (Pippi liebt den Abenteurer Efraim)
    Die soziale Zurückgezogenheit. (Pippi liebt alle Kinder in der Stadt- und amüsiert sich ständig mit ihnen)
    Die körperliche Verfassung. (Pippi sah nie krank und zerbrechlich aus, sie war sowohl geistig, als auch körperlich stark)
    Dass er zur äußerlichen Beschreibung von seiner Cousine inspiriert worden ist, das glaube ich schon.
    Inwieweit das Erland beurteilen kann, keine Ahnung, aber immerhin konnte er sagen, dass beide gut befreundet waren.

  • Antworten Susanne März 15, 2009 um 12:57 pm

    Nun ja, er hat die Bücher vor seinem Tod geschrieben, wie er in einem anderen Interview sagte, „aus Zeitvertreib“. Er selbst hat die Bücher ja auch noch zum verlag gebracht, und da er seit 1997 daran geschrieben hatte, hat er auch darüber gesprochen.
    Da ich selbst im journalistischen Bereich tätig bin, habe ich auch meine Quellen, die ich aber nicht preisgebe, denn sie sind mein Kapital. 😉
    Ich glaube aber auch, dass man das mit Pipi Langstrumpf nicht 1:1 übersetzen darf. Was er sicher meinte ist, dass Pipi als Erwachsene auch eine Art Outcast gewesen wäre, da sie hochintelligent war, aber eben anders als alle anderen.
    Wenn man aber Kalle Blomquist gelesen hat, dann weiß man, dass seine kleine Detektivfreundin Eva-Lotte Salander heißt … Stieg Larsson hatte seine Astrid Lindgren aufmerksam gelesen. 🙂

    Natürlich kann ich es von der Fan-Seite her verstehen, dass man gerne weiterlesen würde, aber wäre nicht auch das letztendlich unbefriedigend? Es gäbe ja auch kein Ende und weiter ginge es eh nicht, da er leider gestorben ist.

    Vielleicht lese ich auch anders, denn sobald mich ein Buch fasziniert, dann interessiert mich, wer dahinter steht und dann fange ich an, wie blöde zu recherchieren.
    Ich bin auch ein Fan seiner Bücher, aber im Grunde hat es mich mehr fasziniert, wie sehr er sich um den so furchtbaren Rassismus der Menschen gekümmert hat. DAS verdient meine ehrliche Hochachtung.
    Auch, dass er den Erlös seiner Bücher eigentlich der EXPO zukommen lassen wollte, damit man weiter Aufklärungsarbeit leisten kann.

    Vielleicht hat das bei mir aber auch damit zu tun, dass ich mit vielen Schriftstellern befreundet bin, die auf irgendetwas reduziert werden, nur weil das gerade publik geworden ist. Als Menschen dahinter werden sie nur wenig gesehen, und wenn, dann wird geschaut, ob das Buch nicht Parallelen zu diesem Menschen zeigt, was vom Denken her zeitweise stimmt, aber man wird niemals einen Menschen über sein Buch erkennen, außer er schreibt eine Biographie, aber auch dann ist es subjektiv.

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