„Ach, ihr mit euren ewigen Vampiren, als gäbe es nichts anderes.“
Ich bin durch das wunderschöne Cover auf dieses tolle Buch aufmerksam geworden. Anfänglich wollte ich es jedoch nicht lesen, da der Titel bestimmte Assoziationen freigesetzt haben, die mir nicht gefallen haben. Ich habe eher an einen Frauenroman gedacht und wäre nie darauf gekommen, dass fantastische Elemente vorhanden wären, geschweige denn, dass es sich um ein Jugendbuch handeln würde.
Auch nach dem Lesen bin ich der Meinung, dass der Titel eher unpassend ist, aber darum soll es hier nicht gehen.
Let the story begin
Die 17-jährige Ellie muss mit ihren Eltern aufs Land in den Westerwald ziehen, da ihr Vater in der örtlichen Psychiatrie einen Job bekommen hat. Ausgerechnet jetzt, wo sie endlich richtige Freunde gefunden hat und zum ersten Mal im Leben mit zu den coolen Kids gehört.
Sie ist sehr schüchtern und sensibel und muss bei jeder Gelegenheit ihre Tränen unterdrücken. Nicht gerade die besten Eigenschaften, um schnell wieder neue Bekanntschaften zu machen, da macht sie sich keine Hoffnung. Getreu dem Motto, wie man in den Wald hinein ruft, ruft es auch wieder heraus, läuft es in der Schule nicht so gut und auch ihre Freundinnen aus Köln scheinen sich von Ellie zu entfernen. Bei ihren Eltern, die seit dem Umzug übertrieben gut drauf sind, findet sie auch kein Verständnis. Es gibt da nur eine Person, die irgendwie auf der gleichen Welle zu schwimmen scheint, wie sie: Der mysteriöse Colin.
Colin wird vom Dorfgeschehen weitgehend ausgeschlossen und von den Einwohnern argwöhnisch beäugt. Er ist groß, eine auffällige Erscheinung, geschickt und talentiert – bleibt aber lieber unter sich und wirkt sehr unnahbar.
Er besitzt ein großes, edles Pferd und lebt allein in einem modernen Häuschen im Wald.
Auch zu Ellie ist er zunächst nicht besonders nett. Aber im Gegensatz zu allen anderen Menschen, scheint er ihr wahres Ich zu kennen. Mit seinen kleinen Provokationen trifft er genau ihr Herz und befreit sie nach und nach von ihrer so mühsam aufgebauten Fassade. Auch ihre Tränen scheint er zu lieben.
Nur eins versteht Ellie nicht: Warum schickt er sie dann immer wieder weg? Spielt er ein falsches Spiel mit ihr?
Sie ahnt nicht, dass Colin ein großes Geheimnis hat, dass ihre seltsamen Träume mit all dem zusammenhängen und dass schon bald große Gefahr drohen wird.
Twilight?
Im lovelybooks-Blog sagte die Autorin, dass sie der ewige Vergleich zu Twilight nervt. Ich kann es verstehen. Dieser Roman ist keine billige Abkupferung und Bettina Belitz sicher keine Trittbrettfahrerin. Auf jeder Seite spürt man, dass sie sich alle Mühe gegeben hat, eine ganz eigene Welt zu erschaffen. Das Element unnahbarer gutaussehender Mann und junges, schüchternes Ding gibt es, gab es und wird es auch immer in unzähligen Geschichten geben. Das ist nicht Prädikat Stephenie Meyer.
Trotzdem bestehen rein gefühlsmäßig viele Parallelen zu Twilight. Das meine ich durchaus positiv! Ich habe einige Vampirgeschichten gelesen – und bin seither mit dem Genre Romantic Fantasy angefixt. Aber nicht ein Roman fühlte sich in punkto Romantik, Gefühlsachterbahn und Spannung an, wie die Twilight-Bände. Bettina Belitz hat nicht die Story abgekupfert, sondern die gleichen Emotionen heraufbeschworen. Sie hat das Talent, den gleichen Punkt zu treffen, wie Stephenie Meyer, auf derselben Ebene zu fesseln und zu unterhalten.
Setting Deutschland?
Wie ihr bereits wisst, lese ich nicht so gern Romane, die in Deutschland spielen. Genauso, wie ich mir nicht gern deutsche Filme anschaue. Das ist mir nicht weit genug weg, darin kann ich nicht so gut versinken. Aber in diesem Fall war es nicht schlimm. Das unklanghafte und kleine Rentnerdörfchen Kaulendorf gibt es nicht wirklich – und auch sonst fand das Geschehen nicht in Köln oder Hamburg statt, sondern im Wald, in der Natur, auf dem Rücken eines Pferdes, in der Traumwelt oder in einem großen Dachgeschoss in einem Haus, das mit wilden Wein umrankt ist. Die Autorin hätte ebenso behaupten können, dass der Roman in Amerika, in Kanada, in Schweden oder in Groß Britannien spielt. Einen großen Unterschied hätte es nicht gemacht. Splitterherz ist kein Roman, der irgendwo gleich nebenan spielt, sondern in den Weiten unserer Fantasie.
Die Figuren
Obwohl mir Ellie mit ihrer negativen Einstellung anfänglich recht unsympathisch war, konnte ich mich am Ende doch für sie begeistern. Sie hat eine große Entwicklung durchgemacht und gelernt, dass sie auch in schnöder Alltagskleidung und ohne Make-up gemocht wird. Sie muss sich nicht ihrer selbst schämen, wenn sie wie ein kleines Mädchen weint und sollte stolz auf ihre Sensibilität und ihr Gespür für das Leid anderer Menschen sein.
Colin wirkt allein deswegen schon faszinierend, weil er nicht als Schönling dargestellt wird. Er ist nicht der zarte Märchenprinz, sondern provokant, mysteriös und auch äußerlich sehr eigen. Eine Mitschülerin von Ellie bezeichnete ihn als „hässlich wie die Nacht“ und Ellie selbst traut sich lange Zeit nicht, ihm ins Gesicht zu blicken. Eine sehr erfrischende Komponente in einem Roman, in dem es in erster Linie um die Anziehung zweier grundverschiedene Menschen geht.
Fazit
Hier bekommt man das ganze Paket: Eine spannende und runde Story, sehr viel Romantik, ein bisschen Erotik, Gefahr, einen vernünftigen Abschluss und die Vorfreude auf Teil zwei.
Wer Twilight liebt, wird auch Splitterherz mögen; dabei aber etwas ganz eigenes serviert bekommen. Keine Angst, hier erwarten Euch nicht Bella und Edward in grün.
9 Kommentare
Danke für die schöne Rezi!
Ich hab es auch schon bestellt!
LG
Tara
Wow, eine tolle Rezension! Splitterherz kommt in den nächsten Tagen auch bei mir an und ich kann es schon kaum erwarten es endlich zu lesen… so viel Lob, wie dieses Buch bekommt! 🙂
Deine Rezension erhöht bei mir die Spannung auf das Buch , bekomme es in ein paar Tagen geliefert.
Ich haaaabe es …Splitterherz…..fange heute nach der Arbeit zu lesen an.
*sich mit dir freut*
Ich hoffe, dass es Dich gleich gefangen nimmt … bin aber, ohne Dich zu kennen, optimistisch 🙂
Ich weiß nicht warum, aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass dir das Buch gefallen wird. Vielleicht lerne ich ja langsam, deinen Buchgeschmack richtig einzuschätzen. 😉
Ganz liebe Grüße,
Nina
Das wäre total supi. Dann hab ich immer jemanden, an den ich mich für ganz persönliche Buchtipps wenden kann 🙂
Jetzt hat es das Buch auch bei LovelyBooks ganz nach oben geschafft..Wer weiß, ob das nicht was mit deiner Rezension zu tun hat;-)
Da stimme ich dir zu 100% zu, ein tolles Buch. Meine Rezension dazu habe ich soeben auch veröffentlicht 🙂