Uncategorized

Der Unsinn vom Deutschen Buchpreis

Ich gratuliere Kathrin Schmidt recht herzlich zum Gewinn des deutschen Buchpreises.

Eigentlich hatte ich gestern vor zu dokumentieren, wie das Buch in den Verkaufslisten von Amazon ansteigt. Ich fand das bei Herta Müllers Atemschaukel so faszinierend.
Aber ich habe zu spät damit begonnen.
Als ich um 23:10 nachgeschaut habe, war der Roman schon auf Platz 4 im Belletristikbereich:

2310

Um 0:00 hat er sich dann auf Platz 3 gekämpft, auf welchem er auch heute noch steht:

000

Interessant fand ich, dass der Roman am Tag der Bekanntgabe des Gewinners zum ersten Mal in die Top 100 eingestiegen ist. Dabei ist er schon seit knapp 8 Monaten auf dem Markt.
Schätzings neuer Roman steht dahingegen schon seit 73 Tagen in den Top 100 (ich vermute Top5), obwohl er erst vor 8 Tagen veröffentlicht worden ist. Wahnsinn!

Dass es sich beim Deutschen Buchpreis um einen Marketingpreis handelt, ist ja schon länger bekannt. Ich finde es auch ganz gut, dass unbekannte Werke dadurch die Chance bekommen zu zeigen, was in ihnen steckt.
Aber im Gegensatz zum Nobelpreis wird der Buchpreis nicht privat gestiftet. Dahinter steckt der Börsenverein des deutschen Buchhandels – dem es in erster Linie natürlich um größtmöglichen Umsatz geht.

Nun ist Schätzings Roman wie gesagt noch nicht lange auf dem Markt. Aber gehen wir einfach davon aus, dass dieser auch im Februar veröffentlich worden ist. Glaubt ihr, dass man ein Werk, das schon 60 Tage vor der Veröffentlichung ein interner Bestseller ist, mit diesem Preis auszeichnen würde?
Damit würde man sich definitiv ein Geschäft durch die Lappen gehen lassen.
Also werden fleißig die Romane ausgesucht, für die die jeweiligen Verlage keine Marketingressourcen mehr übrig hatten, und die sich aus eigener Kraft wohl nie in der Lage wären sich großes Gehör zu verschaffen.

Kann man das noch objektiv nennen?

No votes yet.
Please wait...

Das könnte dir auch gefallen

23 Kommentare

  • Antworten Mart Oktober 13, 2009 um 9:17 pm

    War Schätzing denn auf der Shortlist?

    Ich war mir auch ziemlich sicher das Herta Müller den Preis nicht bekommen würde, denn das wäre, nu ja, schlecht für den Umsatz gewesen.

    P.S. ich mag die Pfeile in den Screenshots 😉

  • Antworten Lilly Oktober 13, 2009 um 10:33 pm

    Nein, er war nicht dabei. Sein neuer Roman wurde ja erst vor 8 Tagen veröffentlicht.

    Aber schaut man sich die 20 nominierten Romane an, fällt auf, dass fast ausschließlich Romane aus namhaften Verlagshäuser ausgewählt worden sind … und dass es sich dabei eher um die Nischenbelletristik handelt.
    Keine Bestseller sind mit dabei.

    Klar, Bestseller sind kein Garant für Qualität – aber doch nun auch nicht unbedingt für Schundliteratur, oder?

    Immerhin lautet das offizielle Ziel der Stiftung die Bekanntmachung deutscher Literatur über die Landesgrenzen hinaus. Da würde es sich eigentlich anbieten auch Romane auszuwählen, auf die die Leute wirklich heiß sind.

  • Antworten LeseLustFrust Oktober 14, 2009 um 8:59 am

    Ich weiß zwar nicht, warum es so wichtig sein soll, dass Bestseller nominiert werden, aber deine Behauptung stimmt so nicht. Ohne jetzt recherchiert zu haben, nur aus dem Gedächtnis: sowohl Wolf Haas als auch Thomas Glavinic (beide auf der Longlist) schreiben seit Jahren Bestseller und haben eine große Fangemeinde. Bei der Präsentation des Haas-Buches waren zweitausend Menschen im Museumsquartier!

    Die Bücher für den deutschen Buchpreis werden übrigens von den Verlagen eingereicht. Die Liste aller eingereichten Bücher wird leider nicht veröffentlicht, man weiß also nicht, welche Auswahl die Jury hatte.

  • Antworten Lilly Oktober 14, 2009 um 4:38 pm

    Es ist nicht wichtig, dass Bestseller nominiert werden – es ist auch nicht wichtig, ob Bestseller letztendlich den Preis erhalten.
    Es stellt sich einfach nur die Frage, ob da objektiv vorgegangen wird, oder ob man den Preisträger anhand von wirtschaftlichen Bewertungskriterien auswählt.

    Bestseller? Na, ich weiß nicht. Goodseller vielleicht, aber Best?

    Glavinics „Das Leben der Wünsche“ steht nur auf Verkaufsrang 587 bei Amazon.
    Ja, ich weiß – Amazon ist hier nur ein Querschnitt, aber ich denke dieser ist als größter Online-Buchhändler (wahrscheinlich auch größter Buchhändler insgesamt) ziemlich aussagekräftig.
    Haas steht auf Rang 120, das ist wirklich okay. Wobei sich hier allgemein auch die Frage stellt, ob die Nachfrage nicht auch was mit der Nominierung zusammenhängt.

    Was ist aber zum Beispiel mit mit einem Glattauer, Kehlmann, Schätzing, Kracht oder Eschbach?

    Und welche Verlage dürfen überhaupt Bücher vorschlagen? Alle? Das wäre doch zu krass, oder? Ich mein, wie viele Verlage gibt es? 5.000? 10.000? 20.000?
    Und da der Hanser-Verlag allein vier Mal auf der Shortlist auftaucht, stelle ich mir auch die Frage wie viele Bücher vorgeschlagen werden dürfen?

    Die meiste Kritik für diesen Preis kommt von Seiten der Autoren und Leser. Vehement dafür einsetzen tun sich Buchhändler und Verlagslektoren. Ich finde das bezeichnend.
    Interessant zu dem Thema auch dieser Artikel, und der Kommentar von Kritiker Martin Lüdke:

    „Um noch kurz an den Zweck“ (des Deutschen Buchpreises) „zu erinnern: es geht hier erst einmal nicht um Literatur, sondern um Verkaufsförderung.“

    … sehe ich genauso, und darin liegt für mich als Leser natürlich kein Sinn.

  • Antworten LeseLustFrust Oktober 14, 2009 um 8:31 pm

    Ich hab keinen Artikel über den Buchpreis geschrieben, sondern du. 😉 Wär’s nicht vernünftiger gewesen, sich vorher über den Ablauf des Preisvergabe zu informieren?
    Ich hab keine Ahnung, ob die genannten Bücher überhaupt vorgeschlagen wurden. Frag doch nach.

    Was du über Haas schreibst, ist noch immer unrichtig. Das neue Buch ist eine unerwartete Fortsetzung einer Krimiserie, die Fans haben darauf reagiert. Völlig vorhersehbar, und es gab auch schon vor der Nominierung massenhaft Artikel und Interviews. Glaubst du wirklich, ein unbekannter Autor hätte zweitausend Menschen zu seiner Lesung gelockt?

    Doch, Bestseller. Es soll auch Leser geben, die amazon sehr bewusst verweigern, eher die aus dem anspruchsvolleren Bereich. Aber bitteschön, hier die aktuelle Liste aus Österreich: http://www.schwarzer.at/bestseller-belletristik.html
    Haas Platz 1, Glavinic Platz 4.

    Und hier eine alte: Haas Platz 3, Glavinic Platz 8. http://diepresse.com/home/diverse/literatur/57185/index.do

  • Antworten Lilly Oktober 14, 2009 um 9:34 pm

    Wär’s nicht vernünftiger gewesen, sich vorher über den Ablauf des Preisvergabe zu informieren?

    1.) Ich habe mich informiert
    2.) Ich habe nur rhetorische Fragen gestellt
    3.) Die österreichische Bestseller-Liste interessiert mich nicht wirklich. Ich finde Amazon aussagekräftigiger.
    Darüber hinaus ist es auch müßig darüber zu diskutieren, ob dieses Buch nun ein Verkaufsschlager ist oder nicht.
    Denn meine Grundaussage bleibt die gleiche … und das ist auch schon einer ganze Reihe von anderen Leuten aufgefallen.
    Die wirklichen Knaller gewinnen keinen Marketingpreis.

    Es soll auch Leser geben, die amazon sehr bewusst verweigern, eher die aus dem anspruchsvolleren Bereich.

    *hust*
    Na dann …

  • Antworten Joachim Oktober 15, 2009 um 7:30 am

    Hoppala, das ist aber ein scharfer Unterton in der Diskussion. Wenn ich noch was dazu sagen darf: Zweck des Deutschen Buchpreises (und all der anderen Marketing-Preise – ist ja nix Schlechtes, oder?) ist die Förderung von Literatur.
    Einen Schätzing oder einen Eschbach muss man so gesehen nicht fördern. Und ob die ungeachtet ihrer Originalität hohe Kunst repräsentieren *hust* Autoren wie Kracht oder Kehlmann passen natürlich schon auf die Long- oder die Shortlist. Und waren da auch schon mal.
    Das eigentliche Problem ist doch, dass den Leuten, auch den interessierten, angesichts tausender Neuerscheinungen die Orientierung verloren gegangen ist. Der Buchpreis und dessen Longlist und Shortlist liefern eben dies.
    Und noch eins: Kleine Verlage kommen da durchaus immer wieder vor. Vergangenes Jahr fand ich zum Beispiel: Lukas Bärfuss „Hundert Tage“ aus dem kleinen Wallstein-Verlag – ein wirklich exzellentes Buch.
    Im Übrigen versucht ja Amazon auch nichts anderes mit seinen Empfehlungen: „Wer dieses Buch kaufte, interessierte sich …“
    Auf bald
    Joachim

  • Antworten Eva Jancak Oktober 15, 2009 um 9:38 am

    Mische ich mich in das Streitgespräch also auch noch ein. Waren bei der Haas Lesung im Museumsquartier im August nicht 3000 Leute?
    Vorschlagen können, steht in den Teilnahmebedingungen von http://www.deutscherbuchpreis.de. deutsche, österreichische und schweizer Verlage, die beim jeweiligen Börseverein Mitglied sind, zwei Bücher.
    154 Bücher wurden vorgeschlagen und daß das Ganze eine Verkaufsförderung ist, um das Leseverhalten bzw. die Einkaufsfreudigkeit vor Weihnachten zu fördern, ist für mich klar.
    Da soll es dann ein, heuer werden es wohl zwei Bücher sein, die zu Weihnachten unter dem Christbaum liegen. Das finde ich ich grundsätzlich nicht schlecht.
    Daß die Jury bestimmte Vorlieben hat und das vorschlägt, was sie für gute Literatur hält und nicht das, was die Leute lesen wollen, wird so sein.
    Aber Haas lesen zumindest die Österreicher, schauen sich die Filme an oder gehen ins Museumsquartier und ich habe im Vorjahr die „Die Mittagsfrau“ von der deutschen Buchpreisträgerin 07, um einen Euro auf einem Bücherflohmarkt gefunden, vielleicht wars noch eingeschweißt, den Uwe Tellkamp gleich zweimal zum Geburtstag bekommen und das zweite Exemplar an meine Tochter weitergeschenkt, die es, glaube ich, noch nicht gelesen hat, dafür aber den Wolf Haas und die Eva Rossmann, eine in Österreich ziemlich bekannte Krimiautorin.
    Da der deutsche Buchpreis zumindest die Diskussion um das Lesen, wie man an diesen Blog sehen kann, anheizt, finde ich ihn gut, auch wenn ich persönlich ihn nicht brauche, da ich mich schon für Literatur interessiere, aber keine Bücher kaufe, die mehr als einen Euro kosten.
    So und jetzt auf zu http://www.buchmesse.de

  • Antworten LeseLustFrust Oktober 15, 2009 um 12:41 pm

    Klar, dass du auf „anspruchsvoll“ so reagierst, aber es war kein Vorwurf. Wenn man nämlich den üblichen Kram liest, ist es wurscht, wo man kauft, den kriegt man überall. Wenn man sich (ok, ich kann’s auch anders bezeichnen) für Nischen interessiert, sind die marktbeherrschenden Konzerne nicht mehr so lustig. Die listen nämlich beinhart aus oder nehmen manches gar nicht ins Programm. Auch über amazon bekommt man – zumindest direkt – nicht alles.

    Das, was du als „wirkliche Knaller“ bezeichnest, ist oft (nicht immer!) schlicht nicht preiswürdig. Es fehlt an Originalität, an handwerklichem Können, an stilistischen Feinheiten. Diese Bücher bekommen nicht nur keine Marketingpreise, sondern aus gutem Grund überhaupt keine.

    Ich seh kein Problem darin, wenn gute Autoren mittels Preisen gefördert werden und weiterschreiben können. Für den Verlag mag es Umsatz sein, für den Autor aber Einkommen. Thomas Bernhard beschreibt in „Meine Preise“ recht anschaulich, wie dringend er die Preisgelder brauchte. Was ist schlecht daran, wenn das Publikum auf diese Bücher aufmerksam wird? Clemens J. Setz ist zB ein junger Autor, dem ist die Shortlist doch auf jeden Fall zu vergönnen.

    Und immerhin ist diese Art des Marketings offen gelegt. Bedenklicher finde ich zB das: „15 000 Euro kostet ein Titel im Weihnachtsprospekt 2009. Der Preis für ein „Thalia-Buch des Monats“ liegt bei 50 000 Euro.“ http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/487972

  • Antworten www.kirstenmarohn.de Oktober 15, 2009 um 3:57 pm

    „Ich mein, wie viele Verlage gibt es? 5.000? 10.000? 20.000?“

    Meinst Du das jetzt WELTWEIT, Lilly?

    Es wäre schön, wenn es so viele Verlage gäbe, aber das ist eine Illusion. Alleine zur Verlagsgruppe Heyne gehören mittlerweile alleine über 40 (!) Verlage. Und das sind nur die deutschsprachigen Häuser. Der englischsprachige Mutterkonzern Random House hat bestimmt noch mal so viele aufzuweisen, und alle gehören sie zu demselben Stall. Ähnlich ist es bei den anderen großen Verlagen, die eigentlich nicht mehr soo groß sind, angesichts dieser Heyne Übermacht. Dromer Knaur z.B. gliedert sich auf in 10 Verlage, Jedenfalls splittet sich fast jeder große deutsche Verlag mittlerweile in 5-10 Unterverlage. Somit ist die deutsche Verlagskarte relativ übersichtlich und klein geworden. Unter 30 Stück würde ich grob geschätzt sagen, wenn nicht sogar weniger. Sicherlich gibt es die Independent Verlage, aber die machen keinen großen Marktanteil aus.

  • Antworten Lilly Oktober 15, 2009 um 5:29 pm

    @ LeseLustFrust

    Ich bin, wie ich hier geschrieben habe Mitglied im Tubuk Bücherclub. Bisher habe ich noch kein Buch dort bekommen, gekauft oder gewonnen, welches nicht bei Amazon gelistet war. Und es handelt sich dabei ausschließlich um Independentverlage.

    Als wirkliche Knaller habe ich in meinem Kommentar weiter oben nur Autoren genannt, die durchaus ernsthaft diskutiert werden, keinesfalls meine Favoriten.

    Und, wie man auf der ganzen Seite mitbekommen sollte, kann ich es absolut nicht leiden, wenn man sich allgemein wertend über den Buchgeschmack anderer Leute auslässt. Gab’s in ähnlicher Form vor ein paar Tagen schon bei Maren.
    Was bedeutet „der übliche Kram“? Alles das, was Du nicht liest? Oder alles was man bei Amazon bekommt (also alles von Goethe bis Herta Müller, Sophie Kinsella bis Cecilia Ahern oder Kafka und Nischenliteratur)?
    Jeder kann für anspruchsvoll befinden, was er mag. Aber ich find’s schlichtweg einen hässlichen Zug sich damit, egal in welcher Weise, zu brüsten.

    Zu Deinem anderen Punkt: Ich seh auch kein Problem darin, dass auch unbekannte Autoren gefördert werden. Das ist toll! Und ich habe nie etwas anderes behauptet.

    @ Kirsten:

    Ich meine schon Deutschland. ^^
    Habe wirklich keine Ahnung, wie viele es gibt. Hatte nur kurz google gefragt und lauter schwammige Antworten bekommen.
    Ich gehe aber sehr schwer davon aus, dass es definitiv über 500 sind, unabhängig von den Marktanteilen.

  • Antworten Lilly Oktober 15, 2009 um 5:40 pm

    Vorschlagen können, steht in den Teilnahmebedingungen von http://www.deutscherbuchpreis.de. deutsche, österreichische und schweizer Verlage, die beim jeweiligen Börseverein Mitglied sind, zwei Bücher.

    Das mit den zwei Büchern hatte ich auch irgendwo gelesen. Aber verstehst Du, warum Hanser gleich vier mal auf der Longlist steht? Also ich bin daraus noch nicht schlau geworden.

  • Antworten Eva Jancak Oktober 16, 2009 um 10:32 pm

    Keine Ahnung, vielleicht bei http://www.deutscherbuchpreis.de nachfragen

  • Antworten Roland Oktober 17, 2009 um 9:21 pm

    Was ich nicht ganz verstehe: Hier wurde geschrieben „Dahinter steckt der Börsenverein des deutschen Buchhandels – dem es in erster Linie natürlich um größtmöglichen Umsatz geht.“

    Dem Börsenverein ist es als Vertreter des Buchhandels doch gleich, welches Buch gewinnt, da jeder mögliche Titel über den Buchhandel bezogen wird, der Börsenverein also immer der „Gewinner“ ist.

    Ob der dbp ein Marketingpreis ist, möchte ich nicht beurteilen. Es gab ja dieses Jahr eine umfangreiche Diksussion darüber, welche Relevanz der dbp hat. Ein Vertreter der Jury meinte, dass sie gerne auch Independent-Verlage mit in die Longloist nehmen wollen würde. Die wirklich guten Titel würden jedoch fast immer von größeren Verlagshäusern eingereicht. Davon soll man halten was man will.

    Noch bezüglich der Anzahl der Verlage: Lt. Börsenverein gibt es allein Deutschland über 3000 (!) Verlage, hier sind alle ganz kleinen Verlage drin, aber auch die großen wie z. B. die Verlagsgruppe Random House (nicht Verlagsgruppe Heyne). Der Mutterkonzern ist übrigens Bertelsmann und nicht nochmal Random House.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende. 🙂
    ,

  • Antworten LeseLustFrust Oktober 17, 2009 um 11:37 pm

    Tjo, und ich empfinde es als äußerst unschönen Zug, dass jeder, der es auch nur wagt, hier anspruchsvolle Literatur zu erwähnen, abgewatscht wird. Ein Argument ist das nicht. Aber es gehört zur schwarzen Rhetorik. Vielleicht liest du mal bei Schopenhauer nach?
    Dass ich sehr viel Mainstream lese, ist leicht in meinem Blog zu überprüfen. Aber ich habe auch andere Interessen.

    Normalerweise hätte ich meine Behauptung, dass amazon nicht alle Verlage listet, belegt. Dazu habe ich bei dem Ton jetzt echt keine Lust mehr. Das musst du selbst überprüfen, aber es stimmt.

    Und wieso willst du die österreichische Bestsellerliste nicht gelten lassen wenn doch eindeutig der Buchpreis auch für Österreich gilt?

    Die Frage nach den vier Hanser-Büchern ist übrigens auch leicht beantwortbar, wenn man sich nur ein bisschen mit dem Preis beschäftigt (soviel zu deiner Recherche-Behauptung…): Die Jury sichtet nicht nur die Einreichungen, sie kann auch Bücher anfordern.

  • Antworten Lilly Oktober 18, 2009 um 3:42 am

    Dazu habe ich bei dem Ton jetzt echt keine Lust mehr.

    Den Ton interpretierst Du. Ich bin kein bissiger Mensch. Würdest Du mir gegenübersitzen, hätte ich ganz genau die gleichen Dinge gesagt – sachlich und freundlich, aber schon genau wie ich sie meine.

    Tjo, und ich empfinde es als äußerst unschönen Zug, dass jeder, der es auch nur wagt, hier anspruchsvolle Literatur zu erwähnen, abgewatscht wird.

    Warum ein unschöner Zug? Ich sage dazu lediglich meine Meinung. Sofern diese nicht persönlich wird, Dich nicht belehren will und sich Dir nicht aufzwängt, kann man es wohl kaum als abwatschen verstehen.

    Anspruchsvolle Literatur darf zu jeder Zeit erwähnt werden. Nur die kleinen Botschaften, die man mit der Art, wie man sich artikuliert (wenn wir schon bei rhetorischen Mitteln sind) vermittelt, sind entscheidend.
    Ich persönlich mag es nicht, wenn man scheinbar neutrale Äußerungen tätigt, damit aber aber entweder andeutet, dass das Gegenüber sehr wahrscheinlich nicht zu der glorreichen Gruppe gehört, oder dass man sich selbst dazu zählt bzw. ausschließt.

    Wenn ich von Amazon in einer Art spreche, die unmissverständlich zu verstehen gibt, dass ich den Shop toll finde, und Du dann geschickt verpackt erwähnst, dass eher anspruchsvolle Kunden dort nicht einkaufen würden, dann musst Du Dich nicht wundern, wenn man Deine Aussagen auch kurz kommentiert.
    Schwarze Rhetorik, Du hast Sie selbst angesprochen – nicht alle Menschen lassen sich leicht manipulieren, stehen dumm da und denken es wäre ihre eigene Schuld sich gelackmeiert zu fühlen.
    Es geht nie nur darum was man sagt – viel entscheidender ist in welcher Art und in welchem Zusammenhang und vor allem zu welchem Zweck.

    Mir ist es ganz egal, was von meinem Büchergeschmack gehalten wird, und eigentlich fühle ich mich auch in keinster Weise genötigt mich zu rechtfertigen.
    Ich erwähne trotzdem, dass die Leser meiner Seite (wenn sie denn überhaupt regelmäßig vorbeischauen) nicht automatisch wissen, was in meinen Regalen steht und welche Lektüre meine Abende schmückt.
    Aber ich würde mich im Leben nicht dazu aufraffen können nun meine Schätzchen und Klassiker aufzuzählen, um mich dadurch besser zu fühlen.
    Das brauche ich nicht. Ich halte mich auch so für einen intelligenten, empathischen jungen Mensch mit vielen Qualitäten, und kann ohne Scham behaupten, dass eine Diana Gabaldon rein vom persönlichen Mehrwert für mich den gleichen Stellenwert besitzt, wie ein Thomas Mann.

    Genauso wenig stelle ich mich vor anderen, und mache abfällige Bemerkungen, um mich besser zu fühlen – verstecke diese dann aber so geschickt, dass mein Gegenüber am Ende sogar glaubt es wäre gerechtfertigt, dass ich mich ob seiner empörten Reaktion beschwere.

    Ich weiß, ich habe jetzt ziemlich ausgeholt und zwischen den Zeilen gelesen, und ich vermute sogar Du denkst jetzt „so war das doch garnicht gemeint“ oder „jetzt schnappt sie über.“ Aber ganz insgeheim bin ich mir ziemlich sicher, dass Du mich verstehst.

  • Antworten Lilly Oktober 18, 2009 um 4:13 am

    Hallo Roland,

    ich verstehe, was Du hiermit meinst:

    Dem Börsenverein ist es als Vertreter des Buchhandels doch gleich, welches Buch gewinnt, da jeder mögliche Titel über den Buchhandel bezogen wird, der Börsenverein also immer der “Gewinner” ist.

    Mein Gedanke im Ausgangspost war jedoch, ob die Jury des Buchpreises auch jene Bücher beachtet, die aller Voraussicht nach sowieso Bestseller werden, und einen Marketingschub garnicht nötig hätten.
    Ich weiß, dass die Verlage die Vorschläge einreichen – aber in den letzten Kommentaren wurde ich ja auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Jury dem nicht folgen muss.
    Meine Frage daher: Ist das ganze wirklich objektiv? Oder wie objektiv kann es sein, wenn wirtschaftliche Faktoren die Vorauswahl beeinflussen können?

  • Antworten LeseLustFrust Oktober 19, 2009 um 9:12 am

    Nein, Lilly, ich verstehe dich nicht. Ich habe gesagt, dass amazon nicht alle Verlage listet und man daher ausweichen muss. Das ist richtig. Und es relativiert die Aussagekräftigkeit der amazon-Bestenliste, die dir so wichtig ist. Ein zulässiger Schluss und kein Angriff gegen amazon. Du beziehst dich ausschließlich auf die Bestseller-Liste einer einzigen „Buchhandlung“ (Anführungszeichen, weil nur im Netz), das ist auf jeden Fall fragwürdig. Aber die österreichische Bestsellterliste interessiert dich ja nicht, die tust du als irrelevant ab.
    Wenn du jetzt – immerhin hast du ja deinen eigenen amazon-Shop – amazon verteidigst, ist das ok. Aber vielleicht hättest du auch deinen amazon-Shop in der Diskussion offenlegen sollen? Sind das nicht wirtschafliche Interessen im kleinen Stil?

    Allerdings verwehre ich mich gegen dein „zwischen den Zeilen lesen“. Ich kann nichts dafür, dass du auf gewisse Worte aggressiv reagierst. Woran das liegt, weiß ich nicht, ist deine Sache. Aber du tust es. Ich habe deinen Büchergeschmack nicht angegriffen, ich kenne ihn auch nur zum Teil.

  • Antworten Lilly Oktober 19, 2009 um 5:48 pm

    Ich habe mich auch nicht persönlich angegriffen gefühlt – wie gesagt, ich halte mich und meinen Geschmack für anspruchsvoll genug und leide da nicht unter Komplexen. Das hatte ich nicht umsonst erwähnt.

    Im großen und ganzen habe ich nur etwas direkt reagiert, weil ich diese Aussage nicht neutral, nicht sachlich und schon garnicht sympathisch fand:

    Es soll auch Leser geben, die amazon sehr bewusst verweigern, eher die aus dem anspruchsvolleren Bereich.

    Ich weiß nicht, ob Du es wirklich so gemeint hast, wie es klingt, ich kann ja nicht in Dich reinschauen, aber da schwingt trotzdem ein gehässiger Unterton mit.

    Wenn Du nur das gemeint hast:

    Ich habe gesagt, dass amazon nicht alle Verlage listet und man daher ausweichen muss.

    warum hast Du es denn nicht auch genau so gesagt? Unmissverständlich – wo man doch weiß, dass man gerade im Netz viel falsch interpretieren kann?

    Egal!

    Zu der Amazon-Sache:
    Ja, Du hattest gesagt, dass dort nicht alles gelistet wird. Das mag so sein. Aber daran störe ich mich nicht so unbedingt.
    Denn welche Bücher sollten das nicht sein? Wenn sogar die kaum beachteten Independentverlage dort Platz finden … welche Bücher werden dann gestrichen? Oder besser – welches öffentliche Ansehen genießen sie dann überhaupt?
    Ich stimme mir Dir überein, wirklich anspruchsvolle Literatur ist selten ein Massenmedium wie etwa Stephenie Meyer, aber sofern man sie als bedeutend betrachten will, muss sie schon eine gewisse Gruppe von Menschen erreichen. (und sei es „nur“ Literaturwissenschaftlicher und Kritiker)
    Und ich halte Amazon nicht für so dumm bedeutende Literatur nicht zu listen. Die riskieren nur mit triftigen Grund, dass der Dollar aufhört zu klingeln. (die Diogenes-Geschichte z.B.)

    Ich bin überrascht, dass es für Dich aussieht, als würde ich dem Shop den Rücken kraulen, nur weil er mir monatlich 10 Cent einbringt.
    Das ist, als würde ich das Imperium Google bejubeln, nur weil ich Adsense eingebaut habe.
    Nein, Amazon ist einfach mächtig, vielleicht auch übermächtig – und hat Verkaufszahlen, wie sie keine Buchhandlung vorweisen kann. Würde man eine wissenschaftliche Studie durchführen wollen, wäre Amazon für eine Stichprobe fast perfekt. Dort wird im kleinen Rahmen gezeigt, wie sich die Masse (!) auf dem allgemeinen Buchmarkt verhält.

    Ich verweise auch gern auf diese beiden Artikel (nur eine Auswahl):

    Kostenloser Premiumversand bei Amazon?
    Amazon und der Buchhändler

    wo ich mich mehr als kritisch geäußert habe.
    Das würde ich bei meinem eigenen Geschäft sicher nie wagen 😉

  • Antworten Eva Jancak Oktober 19, 2009 um 5:58 pm

    Tut mir leid, aber ich verstehe den Streit zwischen Lillyberry und Leselustfrust nicht. Um was geht es da? Daß die eine einen schlechteren Lesegeschmack als die andere hat? Ist es nicht schön, daß beide sehr gern und viel lesen. Die eine Stephnie Meyers, die andere Wiener Lokalkrimis und sich beide für den deutschen Buchpreisinteressieren? Und ob das jetzt bei Amazon angezeigt wird oder nicht ist doch egal. Da ich irgendiewie ein harmoniebedürftiger Mensch bin, würde ich gerne zur Versöhnung aufrufen. Vielleicht gibt es ein passendes Buch dazu?

  • Antworten Lilly Oktober 19, 2009 um 6:05 pm

    Und dass mich die österreichischen Bestsellerlisten nicht interessieren, klingt auch härter, als es gemeint ist. Sie sind schlichtweg irrelevant für mich persönlich.
    Ich habe es gern aussagekräftig.

    Mich interessiert ja auch nicht die interne Bestsellerliste von Mecklenburg-Vorpommern.
    Ja, ich sehe Österreich als eine Art 17. Bundesland an – und kann mir nicht vorstellen, dass die Listen dort komplett anders sind, höchstens, dass lokale Autoren eher beachtet werden.

    Ich finde Amazon ist eine recht gute Sache. Denn dort kauft Lieschen Müller genauso an, wie Angela Merkel (vermute ich mal)
    Die Spiegel-Bestsellerliste halte ich nur insofern für repräsentativer, als dass sie 350 Buchhandlungen betrachten, in der sowohl Teenie xy als auch Oma Traude einkaufen gehen, dass also niemand durch Alter oder technische (Un)fähigkeiten ausgeschlossen wird.

  • Antworten Lilly Oktober 19, 2009 um 6:09 pm

    @ Eva:

    Ich sehe es nur als eine ausgeuferte Diskussion. Streit klingt immer so böse 🙂

    Und mir persönlich ging es nur um die Gehässigkeit, die ich in der Aussage mit der gehobenen Literatur herausgelesen (vielleicht nur interpretiert?) habe.

    Den Rest kann ich ganz kühl und sachlich betrachten, finde es weitesgehend sogar interessant.
    Ich hoffe ich wirke nicht zu unfreundlich. 🙂

  • Antworten Eva Jancak Oktober 19, 2009 um 11:25 pm

    Ich wundere mich nur, daß so etwas Banales, wie dieser deutscher Buchpreis, soviel Emotionen auslösen kann, Gehäßigkeit ect. hätte ich bei all dem gar nicht herausgelesen, es geht ja eigentlich um nichts, außer daß der Börsenverein Bücher verkaufen will

  • Hinterlasse einen Kommentar

    Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.