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Was sind schlechte Bücher?

schlechtesbuchSchlechte Bücher faszinieren auf ihre Weise, sagt Sternwanderer und nimmt damit Stellung zu Rubriken wie überschätzte Bücher im Bücher-Magazin oder zu Diskussionen wann, wie und ob ein Buch als schlecht bezeichnet werden darf oder nicht, wie sie z.B. hier auf lillyberry.de stattgefunden haben.
Im Rahmen dessen startet sie Ihre erste Blogparade, in der sie von Ihren Lesern wissen möchte, wo sie ihre Messlatte in der Bewertung von Literatur anlegen.
Oder kurz: Was macht ein gutes Buch aus?

Diese Frage habe ich einmal in 10 Punkten beantwortet:

  1. Charakter
  2. Die Charaktere eines Buches sind für mich ausschlaggebend. Werden sie zu platt beschrieben, sind sie größtenteils unsympathisch oder gar leidenschaftslos, dann fehlt die Identifikation.

  3. Tiefe
  4. Ich möchte keine endlosen Natur- und Handlungsbeschreibungen. Ich möchte verschiedene Blickwinkel einnehmen dürfen, mal Gott sein und von oben auf die Welt schauen, im nächsten Moment aber wieder im Inneren meines Helden sitzen.

  5. Setting
  6. Für mich ist es ziemlich wichtig, wo der Roman spielt. Ich gebe zu- ich habe Vorurteile. Ich lese lieber von fantastischen Welten oder von fremden Ländern, als vom Supermarkt um der Ecke.

  7. Plot/Logik
  8. Ein Roman kann alles aufweisen, was einen guten Roman ausmacht. Fehlt am Ende die Logik, dann ist leider alles verloren. So erging es mir kürzlich mit Sebastian Fitzeks Splitter.
    Auch einem Groschenroman-Plot kann ich nichts abgewinnen. Wenn die Strukturen der Geschichte allzu sehr in den Vordergrund treten, dann sagt mir das nur, dass ein Mangel an den im Folgenden benannten Punkten vorhanden ist. Da kann ich als Beispiel Fieldings Träume süß, mein Mädchen nennen.

  9. Spannung
  10. Nicht jedes gute Buch muss auch richtig spannend sein, aber richtig viel Spannung ist doch ein Indiz für einen lesenswerten Roman.

  11. Sprache
  12. Ich bin nicht unbedingt ein Sprachfetischist, aber ich lege trotzdem Wert auf einen guten Stil. Soll heißen: endlose, mit akademischen Fremdwörtern angereicherte Schachtelsätze brauche ich nicht. Ich stehe auf einfach formulierte bildhafte Sprache.

  13. Thematik
  14. Bitte keine Frauenromanchen! (ja, ich weiß, ich wollte diese Vorurteile eigentlich überwinden)

  15. Atmosphäre
  16. … Regen, der laut gegen die Scheibe prasseln, ein Gewitter, ein lasse raschelndes und herrlich duftendes Buch, Grillen, die in der sengenden Hitze zirpen, das plätschernde Geräusch von Kaffee, der von der Kanne in die Tasse befördert wird.
    Atmosphäre ist das A und O.

  17. Emotionen
  18. Ob nun Liebeskummer, den man nachfühlen kann oder spritzig-freche Dialoge, die einem ein Grinsen aufs Gesicht zaubern: ich möchte mitfühlen!
    Ein Negativbeispiel dazu? Tim Krabbé – Das goldene Ei.
    Zu kurz, zu platt, zu unbefriedigend. Es ist garnicht möglich irgendein Verhältnis zu den Figuren aufzubauen.

  19. Weisheit
  20. Ein Buch, das mir etwas beibringt, mir die Augen für etwas öffnet oder eine simple Phrase lebendig werden lässt, kann gar nicht schlecht sein.

Einige dieser Punkte stehen zueinander in Relation. Wenn die Figuren dreidimensional sind und ich mich mit Ihnen identifizieren kann, dann rufen Ihre Handlungen und ihre Konflikte natürlich auch Emotionen bei mir hervor.
Mit entsprechender Leidenschaft kann automatisch auch Spannung erzeugt werden – man denke hier nur an Rachebedürfnisse (z.B. die Suche nach einem Mörder) oder an Liebesgeschichten.

Je mehr Dinge dieser Liste erfüllt werden, desto besser ist ein Roman.
Natürlich gilt das nur für mich, denn über gut und schlecht im allgemeingültigen Sinn soll der richten, der sich für kompetent genug hält. Ich nehme mich davon aus.

Die Sache mit dem Geschmack

oder auch:
Es lebe die Vielfalt!

Viele Frauen lieben Chick-lit. Mich turnen schon allein die lieblosen pinken Buchcover ab.
Wer hat aber nun etwas davon, wenn ich mich ins Fernsehen setze, mir selbst die Absolution erteile, den Finger hebe und (vorzugsweise mit einer riesigen Einschaltquote) den Frauen dieser Welt verkünde: Lasset Eure Finger davon. Wir müssen diese Welt vor Ihrer Verdummung retten.

Wenn die Geschmäcker verschieden sind, dann lässt sich sehr wohl darüber streiten. Ja, dann sogar besonders gut. Aber bitte auf den Scheiterhaufen mit dem Verallgemeinern!
There is no such thing as a bad book, könnte man sagen, if there’s at least one spirited reader, füge ich noch hinzu.

Warum nicht unsere Unterschiede bewundern? Sie sind gering genug!
In diesem Sinne:

Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte!

(John Osborne)

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