FASHION

Das waren die verrücktesten High-Fashion-Shows der Modegeschichte

Haute Couture steht seit jeher für ein großes Spektakel. Während der jeweiligen Modewoche versuchen sich die besten Modedesigner der Welt gegenseitig zu übertrumpfen. Dies funktioniert nicht nur mit spektakulären Kreationen, sondern auch mit einer großen Show, die ihre Entwürfe ins rechte Licht setzt.

Die großen Modeschauen ähneln längst einer eindrucksvollen Performance. Hier geht es nicht nur mehr um die Präsentation der neuesten Mode, sondern auch darum, die Aufmerksamkeit der Weltpresse auf sich zu lenken. Die High-Fashion-Shows haben dafür ihre Couture-Salons verlassen und erobern die spektakulärsten Locations der Welt. Wenn diese gerade nicht zur Verfügung steht, dann lassen die Designer diese einfach selbst errichten.

Spätestens in den 1990er Jahren setzte sich die Auffassung durch, dass eine Modenschau alles andere als eine reine Verkaufsplattform sein soll. Damals begannen Designer wie John Galliano oder Alexander McQueen ein gesamtheitliches Erlebnis zu inszenieren. Dieses umfasst nicht nur Mode, sondern auch Tanz, Musik, Kino und weitere Elemente der Popkultur. So entstand die Grundlage jener Show, die heute in der Modeindustrie eine Selbstverständlichkeit geworden sind. Die folgenden High-Fashion-Shows haben Geschichte geschrieben, weil sie aus der Masse der Modenschauen herausstachen und neue Akzente setzten.

2015: Bei Karl Lagerfeld gewinnt das Haus immer

Deutschlands erfolgreichster Designer hatte schon immer ein Faible für das Außergewöhnliche. Das präsentierte er 2015 auch in bis dahin nie gekannter Form.

In seiner Haute-Couture-Schau für Chanel zog Karl Lagerfeld in Paris alle Register und ließ ein Spielcasino entwerfen, in dem sich die Creme de la Creme der internationalen Superstars tummelte. Doch Dekoration war Lagerfeld nicht genug, er ließ seine Model an den Spieltischen im Casino Platz nehmen und einen glamourösen Abend inszenieren. Die Präsentation der Kleider erfolgte auf einem Laufsteg, der rund um das mittig errichtete Casino verlief. Dort traten sich die Stars förmlich auf die Füße.

Oscar-Preisträgerin Julianne Moore führte die Riege der Superstars in einer grünen Robe an. Kendall Jenner war ebenso mit dabei, wie Lily Rose, Kristen Stewart, Vanessa Paradis oder Rita Ora. Die legendäre Vogue-Chefin Anna Wintour zeigte sich damals ebenso begeistert, wie die versammelte Weltpresse. Lagerfeld hatte mit einer 3D-Technik an seinen Kleidern gearbeitet, das führte zu beinahe surreal schimmernden Strukturen. Die Entwürfe ließen Fans und Beobachter der Show jubeln, die außergewöhnliche Inszenierung sorgte weltweit für gewaltiges Aufsehen.

2004: Alexander McQueen treibt die Tänzerinnen zum Äußersten

Einer der Pioniere aufsehenerregender High-Fashion-Shows war zweifellos Alexander McQueen. Seine „Deliverance“-Kollektion aus dem Jahr 2004 ist Mode-Fans bis heute in Erinnerung geblieben. Als Inspiration für diese außergewöhnliche Präsentation diente ein Hollywood-Klassiker. In „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ aus dem Jahr 1969 wird die Geschichte junger Tänzer erzählt, die während der Weltwirtschaftskrise aufwachen. Sie wachsen unter ärmlichen Verhältnissen auf und kämpfen sich durchs Leben und suchen ihr Glück in einem Tanzwettbewerb.

Die Geschichte endet tragisch, das sollte in ferner Zukunft den Film auf tragische Weise mit dem Schicksal von Alexander McQueen verbinden. Auch der Designer ließ in seiner Show die dafür engagierten Tänzerinnen bis an ihre Grenzen gehen. Diese tanzen, als würde es um ihr Leben gehen. Im Finale wurde das Model Karen Elson im zerfetzten Kleid fast leblos über den Laufsteg getragen.

Die Choreografie für diese ungewöhnliche High-Fashion-Show stammt von Michael Clark. Der Großmeister des zeitgenössischen Tanzes entwarf ein Ambiente, in dem die Kreationen des Meisters glänzen konnten. Gleichzeitig spielte die Show auf die zahlreichen Burnouts in der Modeindustrie an. Sie entpuppte sich ebenfalls als sinistrer Blick in die Zukunft, denn der Designer ging rund sechs Jahre später in den Freitod.

2021: Demna Gvasalia holt sich Verstärkung von den Simpsons

Vor zwei Jahren traten bei der Pariser Fashion-Week Models auf, die man in der Modewelt noch nie zuvor gesehen hatte. Es handelte sich dabei um niemand geringeren als die Simpsons. Die berühmten Bewohner der Stadt Springfield bildeten den spektakulären Höhepunkt der Modenschau des französischen Luxuslabels Balenciaga. Dessen High-Fashion-Show begann dabei ganz traditionell. Die Gäste erlebten zunächst noch echte Models, doch das sollte sich bald ändern.

Auf den Bildschirmen tauchten bald die Stargäste der Schau auf, und dabei handelte es sich um alle beliebten Figuren des Serien-Dauerbrenners. Als Umrahmung des Auftritts diente eine Sonderfolge, in der sich Marge Simpson ihren großen Traum erfüllen möchte. Doch ein Kleid von Balenciaga scheint für sie ein unerreichbarer Wunsch zu bleiben. Ihr Mann Homer kann sich den Kauf nicht leisten und kommt daher auf die Idee, sich an den Creative Director Demna Gvasalia persönlich zu wenden.

Er möchte Marge ein Kleid der berühmten Modemarke zum Geburtstag schenken. Gvasalia lädt die Familie nach Paris ein, um für ihn zu modeln. Damit beginnt das große Abenteuer für Home, Marge und den Rest der gelben Stars. Natürlich sorgt Homer wie immer für jede Menge Chaos, doch am Ende der herzerwärmenden Episode der Simpsons strahlt Marge in ihrem neuen Kleid mit den Anwesenden bei der Fashion-Week um die Wette.

1993: Vivianne Westwood bringt Naomi Campbell zu Fall

Die Ikone der britischen Modeindustrie hat sich zeit ihres Lebens dem Punk verschrieben. Die Jugendbewegung, die Mitte der 1970er Jahre entstand, prägte nicht nur die Musik, sondern auch die Mode nachhaltig. Provozierendes Aussehen und eine rebellische Haltung sind charakteristisch für den Punk. Dieses nonkonformistische Verhalten behielt Vivianne Westwood zeit ihres Lebens bei. Ihr Show aus dem Jahre 1993 ist mittlerweile längst Kult geworden. In Anglomania wurde das anwesende Publikum Zeuge eines historischen Moments der Modegeschichte. Das riesige Spektakel setzte allem Bekannten noch eine Krone auf.

Die Show überzeugte mit unzähligen schauspielerischen Einlagen, alles war größer und übertriebener, als man es von den ohnehin aufsehenerregenden High-Fashion-Shows dieser Welt kennt. Westwood übertrieb bei Anglomania maßlos und schickte füllige Pelze, riesige Handtaschen und Schuhe mit gewaltigen Absätzen auf den Laufsteg. Diese wurden einem Superstar jener Zeit zum Verhängnis.

Naomi Campell war Mitglied jeder kleinen Truppe an Supermodels, die in den 1990er Jahren die Modewelt nach Belieben beherrschten. Jeder ihrer Auftritte füllte die Modespalten, doch dieser Walk wurde legendär. Die schwindelerregend hohen Plateau-Absätze brachten das laufstegsichere Supermodel zu Fall. Campell nahm den Fauxpas gelassen. Im Rückblick betrachtet, befeuerte er ihren Ruhm und machte sie noch bekannter.

Die Show selbst präsentierte Models mit Make-up im Stil des 18. Jahrhunderts. Die Models traten mit hochmütigem Blick auf, der den typischen britischen Karo-Look Westwoods deutlich unterstrich. Hier war nichts formell, sondern extravagant. Westwoods Punk-Stil wurde durch Anglomania noch bekannter und erhob die Schöpferin endgültig zu einer Mode-Ikone.

Die außergewöhnlichen High-Fashion-Shows beweisen jenen Einfluss, den Designer bis heute auf die Welt der Mode und der Popkultur ausüben. Sie kreieren Trends und machen Stars noch berühmter. Das richtige Kleid am richtigen Ort kann zum Karriere-Booster werden. Die Kombination aus spektakulärer Location, umwerfenden Kleidern und ungewöhnlichen Models verspricht jene Aufmerksamkeit, nach der die Branche giert. Den ultimativen Schlusspunkt setzte einst Karl Lagerfeld.

Für seine Fendi-Show ließ er Teile der Chinesischen Mauer sperren und verwandelte diese in einen Catwalk. Sämtliche Gäste wurden eingeflogen, 88 Model liefen über das bekannteste Mauerwerk der Welt. Das Riesenspektakel soll 2007 zehn Millionen Dollar gekostet haben, doch das Echo in den internationalen Medien war wie zu erwarten gewaltig. Lagerfeld bestätigte einmal mehr seinen Ruf, das zur Verfügung stehende Marketing-Budget bis an die Grenzen auszureizen, doch der Erfolg gab ihm recht.

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