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Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis ab

Wie es heute in bestimmten Medien heißt (ich habe die gestrige Sendung leider nicht gesehen), habe Marcel Reich-Ranicki, ein großer deutscher Literaturkritiker, den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk zurückgewiesen.

Meine erste Reaktion: ein glucksiges und unverschämtes Lachen.
Da hält der Thomas Gottschalk eine Laudatio der Extraklasse. Nicht irgendwer- Thomas Gottschalk.
Und anstatt bescheiden zu lächeln und die ein oder andere kleine Träne unauffällig wegzuwischen, schreitet Herr Reich-Ranicki nach vorn und erklärt, dass er sich nicht mehr mit dem deutschen Fernsehen identifizieren kann. Er nimmt sogar wortwörtlich den Begriff „Blödsinn“ in den Mund.
Oops.

Nun darf diskutiert werden: Ist das nicht frech die Leute so bloß zu stellen? Ist er nur ein alter Wichtigtuer, der mit einer solch schwachen Aktion auf sich aufmerksam machen muss?


Egal wie.
Ich lehne das Fernsehen nicht ab und genieße es mir niveaulose und schwachsinnige Shows anzuschauen. Aber trotzdem finde ich es genial, was der gute Marcel sich dort geleistet hat.
Er ist grundehrlich. Das, was viele denken, spricht er in einem undenkbar schlechten Moment aus, ohne auf Autoritäten Rücksicht zu nehmen.
Und was hat er damit erreicht – neben einer riesigen Publicity zu seiner Person natürlich?
Ja, die Literatur in den Mittelpunkt zu stellen.

Thomas Gottschalk hat ihm das Angebot gemacht sich zu einer öffentlichen Runde zusammenzusetzen und über das deutsche Fernsehen und interessante Themen zu reden.
Über Literatur zum Beispiel“, war seine Antwort und gleichzeitig ein Angebot an die Fernsehsender- womit er reichlich Applaus erntete.

Das Video gibt es schon bei youtube, d.h. alle können zuschauen, wie das deutsche Fernsehen von einem frechen 88-Jährigen Opi gedemütigt wird.
Herrlich!

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6 Kommentare

  • Antworten tragikomisch Oktober 13, 2008 um 10:30 pm

    zum knutschen gut!

  • Antworten Tanja Küsters Oktober 14, 2008 um 11:33 am

    Ich habs mit Freude gesehen! Es ist unglaublich, dass man einen 88-jährigen, den jeder Intendant oder anderer Wichtigtuer im TV kennen sollte und zwar kennen im Sinne von Niveau und Literatur, über vier Stunden in diesem Zirkus sitzen lässt, um ihm einen Ehrenpreis zu überreichen, der in diese Sendung nunmal nicht hineinpasst, mit diesem Menschen! Lächerlich. Köstlich, mit welchem Niveau und auf welche Art er den Herren Intendanten das klar gemacht hat!

    Ich gucke auch noch kaum TV, weil mir das Niveau fehlt und ich mich nicht mehr unterhalten fühle, schon lange nicht mehr, aber das tut ja nichts zur Sache. Ich kann Herrn Reich-Ranicki sehr gut verstehen und fand es grandios!

    Ob sich deswegen am niveaulosen, verdummenden, überladenen, gewaltverherrlichenden TV etwas ändern wird, bezweifle ich, aber mit dem Strom Schwimmer mag ich eh nicht.

    Prädikat: Gelungen :o)

  • Antworten Kirsten Marohn Oktober 14, 2008 um 2:36 pm

    Ich bin kein Freund dieser niveaulosen Fernsehshows. Mir drängt sich jedoch die Frage auf: Warum ist Herr Reich-Ranicki überhaupt hingegangen, wenn er das Ganze so unerträglich findet? Ich weiß doch vorher, was mich bei diesen Shows erwartet, zumal diese Preisverleihung nicht die erste in dieser Reihe ist. Wenn dem Herrn Reich-Ranicki das Ganze tatsächlich so zuwider war, hätte er gar nicht erst dort auftauchen dürfen. Zuschauen war für ihn in Ordnung, aber Preis entgegen nehmen nicht? Ein merkwürdiger Nachgeschmack bleibt da bei mir schon hängen …

  • Antworten Tanja Küsters Oktober 14, 2008 um 4:20 pm

    @Kirsten
    Genau das ist springende Punkt. Wir wissen es, aber er doch nicht. Er schaut sich solche Sendungen nicht an, er hasst diese Art Unterhaltung. Er hat die Einladung sehr kurzfristig erhalten und ist hingegangen und hat im Laufe der Sendung den Charakter erkannt und hat trotzdem abgewartet und sich dem gestellt, er hätte auch vorher gehen können…

  • Antworten Lilly Oktober 14, 2008 um 5:10 pm

    Er hat ja zugegeben, dass er das vielleicht hätte früher bekannt geben sollen.
    Aber wo wär denn dort der Spaß?
    Ich sehe ihn nicht als Unschuldslamm, sondern als kleinen Banausen, der sich daraus einen riesigen Spaß gemacht hat.

    Sei’s drum. Das ist kein naiver Jungenstreich sondern der eines weisen 88-Jährigen, der vielleicht gehofft hat dadurch manche Dinge zur Diskussion zu bringen und die gute, alte Literatur wieder im besten Licht erscheinen zu lassen.

  • Antworten Respekt, Herr Reich-Ranicki! | Reality-Check Oktober 17, 2008 um 3:31 pm

    […] Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis ab […]

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