Seit meiner Schulzeit in den 1980ern , als wir kleinen Wissendurstler R.M. Rilkes “Herbsttag” durchnahmen, denke ich jedes Jahr um diese Blätter färbende/fallende/glibbrig auf dem Boden liegende Zeit an diese bedeutungsschwangeren Zeilen zurück und fange an das vergangene Jahr revue passieren zu lassen. Ich denke mal dieses Gedicht ist ein Klassiker des Deutschunterrichts und weil es in die Zeit passt mag ich es auch ganz gern hier veröffentlichen:
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
3 Kommentare
Das ist wirklich sehr gut geschrieben!Gefällt mit sehr!Bravo!Vielen Dank für den tollen Beitrag an den Autor! 😉
Schön und wehmütig. Großartiges Gedicht.
Schön dass euch das auch so gut gefällt wie mir 🙂