FASHION

Womenswear 2009/2010

Mode reagiert auf gesellschaftliche Stimmungen – wie also sieht die Mode für die nächste
Herbstsaison aus?
Genau wie in anderen Bereichen wird auch in der Mode nach Vertrautem, Sicherem und
Bewährtem gesucht. Die Modemacher akzeptieren den Pragmatismus der Kunden, die Komfort,
Wertigkeit und in allem eine moderne Unkompliziertheit suchen. Das klingt langweilig, ist es
aber nicht. Immer mehr Frauen und Männer gehen mit Mode souverän um und stellen sich aus
interessanten Einzelteilen ihre eigenen Looks zusammen.
Die zur Normalität gewordenen stilistischen Freiheiten beim „Fashion Sampling“ und die
individuelle Fantasie der Leitbildgruppen sorgen bei allem Pragmatismus dafür, dass der Spaß
an der Mode nicht in der großen Angstwelle der Krise versiegt.
Die Mode für den nächsten Herbst ist vor allem ein Spiel mit starken Einzelteilen, die zu
unterschiedlichen Looks zusammengestellt werden können. Ordnend und strukturierend wirkt
dabei die Farbe. Drei Farbschienen dominieren die Saison:
Dunkle monochromatische Kombinationen, bei denen tiefe Schwarz-Blautöne eine Hauptrolle
spielen. Dazu kommen grafisches Weiß oder Akzentfarben wie Smaragdgrün oder
Granatapfelrot.
Monochromatisch werden auch helle Steintöne in Grau,- Braun- oder Grünschattierungen
miteinander kombiniert. Diese Farbstimmung wirkt soft und luxuriös und wird vor allem in Strick,
Jersey und weichen Flanellen oder Veloursleder umgesetzt.
Den Kontrast zu beiden Gruppen bilden vitale Multicolor-Ensembles, bei denen neue
Karodessinierungen traditionelle Vorbilder neu interpretieren. Ringel, folkloristische
Strickjacquards und warm kolorierte Paisleyprints tun ein Übriges. Warme Herbstfarben mit
differenzierten Rotnuancen, Braun- und Cognactönen, leuchtenden Gold- und Gelbgrün-
Schattierungen wirken traditionsreich und naturverbunden opulent. Dazu kommen vertraute
Khaki- und neue Grüntöne.
Stilistisch dominiert Casualfeeling, das für unser heutiges Verständnis von Modernität
unverzichtbar ist. Das bedeutet alles – auch strenge skulpturale Formen oder klassische Zitate
– müssen sportiv „gebrochen“ sein. Deshalb ist es falsch, von einem Comeback der Klassik zu
sprechen, weil Klassisches nur in Einzelteilen auftaucht und dann immer in einen neuen Kontext
gesetzt wird. Das gilt auch für andere Stil-Zitate.
Die Key-Elements der Saison:
Der Erfolg der Kleider setzt sich in ungekannter Vielfalt fort. Die Frauen haben die
Unkompliziertheit der neuen Kleider in Verbindung mit blickdichten Strumpfhosen und Stiefeln
für sich entdeckt. Die Kleider sind kniekurz oder kürzer, mal puristisch streng, mal feminin
drapiert oder dekorativ bedruckt. Sie sind immer multioptional kombinierbar, zum Beispiel mit
Kapuzenshirts (Hoodies), voluminösen Strickjacken, Lederjacken, maskulinen Sakkos oder
kleinen knappen Blazern.
Strick gehört in vielen Formen zu den Essentials der Saison. Rollkragenpullover feiern in der
Womanswear und in der Menswear ein Comeback. Sie gelten als Klassiker, wirken aber mit
ihrer puristischen Strenge hoch modern. Entspannt wirkende Grobstrickpullover und –jacken
stehen für bodenständige Handwerklichkeit und einen neuen „Luxus der Stille“. Darüber hinaus
sind sie zu fast allem kombinierbar. Strickblazer und Strickkleider verdrängen mit ihrem Casual-
Appeal konfektionierte Formen.
Casual übersetzte Formen dominieren auch bei den Röcken, die überwiegend kniefrei sind.
Sehr schmale Typen aus Jersey oder Strick, Lederröcke oder solche aus Denim, Karo oder
sportive Flanellröcke gehören zu den bevorzugten Einzelteilen.
Auch bei den Jacken müssen die Teile Charakter zeigen, um im nächsten Herbst eine Chance
zu haben. Reich ausgestattete Clubblazer, Bikerjacken und witzige kleine Spencertypen
gehören dazu. Lederblazer ordnen sich wieder gut ein. Lange oder kurze Fellwesten gehören
zu den Special Items, die über Jacken, Kleider oder Pullis getragen werden.
Jeans – das verlässlichste Fashion-Teil überhaupt – sind absolut krisenfest und auch im
nächsten Herbst unverzichtbar. Die Röhrenform wird weiterhin gebraucht, als Kontrast zu
längeren oder legeren Oberteilen. Daneben etablieren sich legere „Boyfriend“-Formen, die oft
auch 7/8-lang sein dürfen. Verkürzte schmale Hosen spielen auch aus anderen Materialien –
und oft kariert – eine wichtige Rolle. Mit Allüre werben weite Bundfaltenhosen für sich. Mit
weißen Blusen, Rollis oder Cardigans changieren sie zwischen Klassik und Modernität.
In diese Liga sind auch Cabans, Dufflecoats und „Barbour-Styles“ einzuordnen, die für ein Flair
von britisch bodenständiger Elite sorgen. Dekorative Funktionalität steht bei Military-Mänteln
und daunengefütterte Parkas im Vordergrund.
Stiefel sind auch im nächsten Herbst unverzichtbares Accessoire. Nach vielen Saisons ist
weiches Veloursleder wieder ein Highlight. Helle und mittlere naturhafte Farben und weiche,
stauchende Schäfte nehmen den Stiefeln ihre „Härte“, die in den vergangenen Saisons so
beliebt war.
Veloursleder erneuert auch die Taschen, die ihren Kultstatus unter den Accessoires verloren
haben. Individueller, ausdrucksstarker Schmuck ist dafür ein neues Thema auf der Fashion-
Agenda für den nächsten Herbst/Winter 2009/2010.

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