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Kontrovers: Noch mal Leben vor dem Tod

Gestern Abend habe ich einen beeindruckenden Fotoband entdeckt: Noch mal leben vor dem Tod: Wenn Menschen sterben
Spiegel Redakteurin Beate Lakotta und Fotograf Walter Schels haben Menschen begleitet, deren Tod unausweichlich war. Von alt bis jung wurden 24 Menschen abgelichtet. Lebendig und schwer krank und nachdem sie entschlafen sind.
Die Menschen erzählen ihre Geschichte. Wie sie den Tod sehen, wie sie sich damit abgefunden haben und ihren Lebensabend genießen.
Bewegend. Eine Geschichte des Todes, die direkt ins Herz geht und Tabus bricht: dem Tod nicht ins Auge zu sehen. In diesem Band ist das unausweichlich.

Ich finde das ungeheuer interessant, das Buch liegt auch auf meinem Amazon-Wunschzettel. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich stark genug bin dieses von vorn bis hinten durchzusehen oder durchzulesen.
„Die Fotos sind sehr würdevoll“, wird gesagt. „Sie sollen trösten und zeigen, dass der Tod nicht das Gegenteil des Lebens, sondern ein Teil von ihm ist.“ oder auch „Atemberaubend, wie der Tod die Gesichter verändert, teilweise verschönert.“
Nachvollziehen kann ich das nicht. Der Tod tut mir weh, es ist etwas, was ich nie akzeptieren werden kann. Es ist eine Qual und allein beim Betrachten weniger Bilder sind mir die Tränen gekommen. Wie plastisch die Menschen im Tod aussehen; keinesfalls als wenn sie schlafen würden. Traumatisch.
Und dann noch die einzelnen Schicksale!

Wie haben die beiden Autoren das verkraftet? Wie schafft man es ein kleines Baby in der Hand zu halten- und dieses später als starre Puppe abzulichten? Ein Mensch, der nie die Chance hatte sein Leben in die Hand zu nehmen …


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6 Kommentare

  • Antworten Nancy Oktober 23, 2008 um 9:09 am

    Ich könnte das auch nicht, im Tod steckt so viel Leid.

    Vielleicht findet man sich wirklich mit seiner Sterblichkeit ab, wenn man todkrank ist. Alle, die zurückbleiben, werden sich nicht damit abfinden können. Nie.

  • Antworten Brigitte Oktober 23, 2008 um 1:08 pm

    Liebe Lilly,

    es hat mich sehr berührt, was Du über das Sterben geschrieben hast.
    Vorige Woche war in Rostock ein Vortrag über Medea,
    Matriarchat und den Untergang dieser Gesellschaftsform.
    Es ging auch um das Thema Sterben, den Tod als zum Leben dazugehörig anzunehmen. Frühere Kulturen hatten das schon mal besser bewältigt.

    Auch wenn Charlotte Roche z.Zt. nur Schlagzeilen mit den „feuchten Gebieten“ macht, ihre jüngste Reportage
    über die Arbeit in einem Beerdigungsinstitut hat mir sehr gefallen. Sie hat gezeigt, dass wir dieses Thema völlig ausblenden wollen und dann so hilflos sind, wenn wir damit konfrontiert werden.

    Grüße von Brigitte

  • Antworten Lilly Oktober 23, 2008 um 1:26 pm

    @Nancy:
    Es scheint echt so zu sein, dass der Tod Leid hervorruft, weil die Hinterbliebenen nicht damit umgehen können, nicht weil die ihm geweihten diesen nicht akzeptieren.
    Vielleicht sollte ich mir das Buch wirklich besorgen, mich überwinden und … lernen!

    @Brigitte:
    Kommst du auch aus Rostock?
    Von Frau Roche bekomme ich nur sehr wenig mit. Aber ja, ich halte sie durchaus für eine intelligente Frau, die Tabus nicht nur dort zu brechen versucht, wo sie öffentlich beklatscht werden.
    In dieser Hinsicht würden mich Dinge, die sie veröffentlicht, sogar interessieren.

  • Antworten Lennet Oktober 23, 2008 um 4:49 pm

    ein weinender mensch berührt mich mehr als ein toter. ich denke nicht, dass ich da etwas ausblende. ich spüre einfach, dass vom toten nichts mehr ausgeht. als meine oma im sterben lag, lachte ich mit ihr. als sie tot war, schloss ich ihr die augen. ich finde im tod etwas friedliches.

  • Antworten Eva Oktober 26, 2008 um 4:57 pm

    Das Buch ist jetzt auch auf meinem Amazon-Wunschzettel gelandet. Ich finde die Idee schön & gut, weil heutzutage das Sterben so anonymisiert ist, dass es kaum zu ertragen ist. Und sich die eigene Sterblichkeit immer wieder mal bewusst zu machen, kann einem neue Impulse für das Leben geben. Danke für den Buch-Tipp!

  • Antworten Lilly Oktober 27, 2008 um 2:27 am

    Impulse für das eigene Leben … da ist was dran.
    Vielleicht bin ich mutig genug es auf meinen Weihnachtswunschzettel zu packen. ^^

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