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Antje Barbendererde – Indigosommer

indigosommerIrgendwie ist es komisch: Das Buch „Indigosommer“ wollte ich nur deshalb lesen, weil es in am First Beach in La Push spielt, dem berühmten Strandabschnitt des Indianerreservats aus Twilight. Seitdem ich die Bücher von Stephenie Meyer gelesen habe, bin ich sehr an Geschichten, den Traditionen und Legenden der Native Americans interessiert. Der Roman kam mir da gerade recht.

Aber als ich dann mit dem Lesen anfing, störte ich mich daran, dass die Autorin nicht nur ein Buch über das Surfen schreiben wollte, sondern scheinbar auch vorhatte, auf der Twilight-Erfolgswelle mitzuschwimmen. Mehrmals wurde die Vampir-Saga in ihrem Roman erwähnt und teilweise auch ins Lächerliche gezogen. Die Tatsache, dass es an dem Ort Werwölfe oder gar Vampire geben könnte, war ständig ein Gag der Clique, über den ich irgendwie nicht lachen konnte. Indigosommer hätte Anspielungen auf Twilight gar nicht nötig gehabt, ganz und gar nicht.

Antje Barbendererde erzählt von einem ungewöhnlichen Mädchen mit dem ungewöhnlichen Namen Smilla und zwei verschiedenfarbigen Augen. Für sie beginnt ein großes Abenteuer, denn sie darf nicht nur ein Jahr als Austauschschülerin in Seattle verbringen, sie darf auch für drei Wochen mit ihren Gastgeschwistern und deren Clique zum Campen und Surfen nach La Push.
Dort angekommen schwankt Smilla regelmäßig zwischen Begeisterung und Ernüchterung. Alles ist neu, sie liebt das Meer, entdeckt die Geheimnisse des Pazifiks, ist angetan von der Kultur und dem Spirit der dort lebenden Ureinwohner. Gleichzeitig spürt sie auch die Feindseeligkeit der Quileute, ärgert sich über die Vorurteile ihrer Clique und spürt, dass sie als Surf-Anfängerin und Nesthäkchen von niemandem wirklich beachtet oder gar ernst genommen wird.
Als die Autos der Gruppe demoliert werden und sie in einem Restaurant angefeindet werden, wächst die Unmut und vor allem die Angst gegenüber den Indianern.
Nur Smilla kommt ihnen näher – oder zumindest einen von ihnen. Denn der durchtrainierte und attraktive Conrad rettet ihr bei einem Unfall im Wasser das Leben.
Obwohl er die „Bleichgesichter“ hasst und ihre Anwesenheit am Strand nicht ertragen kann, verfällt er dem fremden Mädchen mit den geheimnisvollen Augen. Auch Smilla möchte dem jungen Mann näher kommen, Zeit mit ihm verbringen und alles über ihn wissen.
Aber immer wieder wirkt er kalt, traurig und verbittert. Auch die Jungs aus ihrer Clique lassen sie wissen, dass sie sich von Conrad fernhalten soll.
Ist das nur purer Rassismus; die Welt der Farbigen und der Weißen, die nicht vereinbar ist – oder verbergen alle Parteien ein trauriges Geheimnis vor ihr?

Indigosommer ist ein unglaublich fesselnder und spannender Roman. Obwohl Twilight immer mal wieder als Aufhänger genutzt wird, hat diese Geschichte überhaupt nichts damit zu tun. Wir begegnen keinen magischen Wesen, höchstens den spürbaren Geist des Stammes. Die Stimmung ist absolut einzigartig. Hier geht es um Unsicherheiten und um Zukunftsängste von Jugendlichen, um das Verarbeiten eines schrecklichen Verlustes, um einen tollen Sommer mit Lagerfeuer und Parties und natürlich um Liebe.
Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen durchgelesen. Hätte ich es am Morgen angefangen, dann hätte auch ein einziger Tag gereicht, denn ich konnte es einfach nicht weglegen.
Vielleicht verkörpert Conrad so ein bisschen Jacob Black. Aber es ist ein ernsthafterer, traurigerer Jacob. Ein realer. Denn wir sehen nicht nur den netten Jungen von nebenan, sondern auch die Armut, in der er aufgewachsen ist, die große Last und all die Verantwortung, die so ein junger Mensch wie er tragen muss, die Bürde, die einem Ureinwohner bereits bei seiner Geburt auferlegt wird.

Ich bin auf jeden Fall so begeistert, dass direkt alle Bücher der Autorin auf meinen Wunschzettel gelandet sind. Und dabei habe ich festgestellt, dass fast alle ihre Romane von Indianern handeln. Sie scheint also wirklich „von Haus aus“ an diesem Thema interessiert zu sein, womit sich der Twilight-Aspekt auch wieder relativiert.

Fazit: Ein herrlicher Jugendroman, der Wind, Sonne und Meer spüren lässt, das Herz verzaubert und eine Menge über den Stamm der Quileute verrät.
Für Fans aus dem Team Jacob Lager sicher genau das Richtige. Aber auch für alle anderen, die zwar von Werwölfen fasziniert sind, aber keine Fantasygeschichten (mehr) lesen wollen, ein absoluter Gewinn.


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